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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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zugestanden
hatte, ging zurück zum Bett und versteckte sie unter der Matratze.
    Sie würde ihm zu einem neuen Erlebnis verhelfen, einem ganz neuen.

    »Nein«, sagte Calle Collin. »Nein, nein, nein.«
    Sie hatten je sechs Bier getrunken, und die Zeche betrug vierhundert Kronen. Dazu kam eine Portion Erdnüsse für zwanzig Kronen. Calle konnte sich nicht vorstellen, dass sein steinreicher Freund mehr als zehn Kronen Trinkgeld geben würde.
    »Das kann kein Zufall sein«, meinte Jörgen.
    »Nicht?«, erwiderte Calle. »Und worin besteht deiner Meinung nach der Zusammenhang?«
    »Keine Ahnung. Aber eins ist sicher: An solche Zufälle glaube ich nicht.«
    »Du brauchst auch nicht an Zufälle zu glauben«, meinte Calle. »Unsere Mittelschichtsphäre, entschuldige, aber ich zähle dich immer noch dazu, obwohl du zufällig einiges an Geld verdient hast, unsere Mittelschichtsphäre ist so lächerlich begrenzt, dass man es sich gar nicht vorstellen kann. Weißt du, was ich tue, wenn ich einen Anfall von Paranoia habe und mich irgendwie aufbauen muss? Dann suche ich auf Facebook nach einem meiner alten Feinde. Alle Schweine sind auf Facebook. Da bekommst du ein Foto dieses Idioten plus all seiner Freunde. Dann klickst du auf Aktualisieren, und eine neue Gruppe Freunde
taucht auf. Ich garantiere dir, dass du nicht oft zu aktualisieren brauchst, bis irgendein Name auftaucht, den du aus einem anderen Zusammenhang kennst. Den klickst du dann an, und schon hast du eine neue Hauptperson samt Galerie von deren Freunden. Aktualisieren und weiterklicken. Die ganze Welt hängt zusammen. Dass Annikas Eltern ausgerechnet dort wohnen, in einer wohlhabenden Gegend, ist kein Zufall. Die rotten sich nämlich immer zusammen, weil sie keinen Wert auf Leute mit abweichenden Ansichten legen. Von wegen Zufall, vielen Dank.«
    »Du bist ja vollkommen betrunken«, meinte Jörgen.
    »Ich bin nicht betrunken.«
    »Okay. Stell dir jetzt mal Folgendes vor. Der Psychodoktor und seine sexy Frau machen aus irgendeinem Grund die Viererbande für Annikas Tod verantwortlich …«
    »Es gibt keine Viererbande. Sie waren eine kurze Zeit lang während der Mittelstufe befreundet, und, das ist korrekt, sie waren richtige Arschlöcher und hätten alle eingelocht gehört. Da bin ich ganz und gar deiner Meinung. Aber, und ich sage aber, sie waren keine Bande. Am Ende der Neunten hat man sie nie mehr zusammen gesehen. Einer der Jungen brach sogar die Schule ab, wenn ich mich recht entsinne. Jörgen, du geiziger Krösus, hörst du mir zu?«
    »Ich höre, ich höre.«
    »Dann zeig das auch und sitz nicht einfach nur da und starr die Wand an.«
    »Ich starre nicht an die Wand. Ich denke nach.«

    »Darf man vielleicht an deinen gewichtigen Überlegungen teilhaben?«
    »Ich denke, dass ich recht habe. Die Gruppe zerfiel nach dem Selbstmord. Egal, was du sagst, ich werde Ylvas Mann anrufen.«
    »Dann habe ich keine Arbeit mehr, das kann ich dir garantieren.«
    »Ich kann dich einstellen. Du kannst meine Memoiren schreiben.«
    »Das dürfte nicht sonderlich schwierig sein: aufgewacht, im Lotto gewonnen, wieder eingeschlafen.«
    »Ich rufe ihn an«, sagte Jörgen.
    »Du rufst ihn nicht an«, erwiderte Calle.
    »Versuch doch, mich daran zu hindern.«
    »Jörgen, verdammt, hör auf. Das kostet mich meinen Job, ich mache keine Witze.«

54. KAPITEL
    »Karlsson.«
    Der Kommissar antwortete, ohne den Blick von der Zeitung zu nehmen.
    »Guten Tag. Mein Name ist Jörgen Petersson.«
    Ein Stockholmer, dachte Karlsson.
    »Ich würde gerne mit jemandem sprechen, der mit dem Verschwinden von Ylva Zetterberg befasst ist«, fuhr Jörgen fort. »Wenn ich es richtig verstanden habe, ist sie vor anderthalb Jahren verschwunden.«
    Das vermisste Luder , dachte Karlsson. Das von dem betrogenen Ehemann mit den Krokodilstränen umgebracht worden ist. Der sich im Übrigen immer noch auf freiem Fuß befand. Ohne Leiche konnte man ihn nicht des Mordes überführen.
    »Da sind Sie bei mir richtig«, sagte Karlsson.
    »Ich habe einige Informationen, die für Sie von Interesse sein könnten.«
    »Lassen Sie hören«, meinte Karlsson und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
    Wer Informationen von Interesse hatte, brachte sie vor, ohne das vorher an die große Glocke zu hängen. Das war
so sonnenklar wie die Tatsache, dass Leuten, die sich als humorvoll und intelligent beschrieben, beides fehlte.
    »Also«, meinte Jörgen, »ich habe dieselbe Schule besucht wie Ylva, die Breviksschule auf Lidingö

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