Enthemmt!
mich aufzuhalten, aber ich entziehe mich ihm.
“Babe?” Er klingt besorgt.
“Das war Claudia. Sie klang … furchtbar.”
“Was ist passiert?”
“Weiß ich nicht, aber ich muss sofort zu ihr. Verdammt, ich frage mich, ob sie Alisha auch angerufen hat.” Ich knipse den BH zu, greife schnell zum Hörer und wähle Alishas Nummer. Der Anrufbeantworter geht ran. “Hey, Ally, hier ist Lishelle. Wenn du die Nachricht hörst, ruf mich sofort zurück. Ich bin gerade auf dem Sprung, also …”
Plötzlich ist sie dran. “Hallo?”
“Hat Claudia dich angerufen?”, frage ich.
“Nein. Nun, vielleicht. Es hat ein paarmal geklingelt …”
“Sie hat gerade bei mir angerufen. Ich habe keine Ahnung, was los ist, aber sie klang richtig grauenvoll. Ich fahre sofort zu ihr. Das solltest du vielleicht auch tun.”
“Ach du liebe Zeit, natürlich. Was hat sie gesagt?”
“Sie konnte nicht mal sprechen.”
“Aber heute Nachmittag war doch noch alles in Ordnung.”
“Jetzt offensichtlich nicht mehr. Wir treffen uns dort, okay?”
Nachdem ich aufgelegt habe, drehe ich mich wieder zu Glenn um. “Tut mir leid.”
“Soll ich mitkommen?”
“Nein, du musst doch in ein paar Stunden am Flughafen sein, oder nicht?”
“Klar, aber …”
Ich springe in meine Jeans. “Ich schätze, das ist etwas unter Freundinnen. Aber danke für dein Angebot.”
Glenn setzt sich im Bett auf. “Gut.”
“Du musst nicht sofort gehen. Ich gebe dir einen Schlüssel, für den Fall, dass ich noch nicht zurück bin, wenn du gehst. Und das werde ich vermutlich auch nicht sein.” Schnell nehme ich den Schlüsselbund aus meiner Tasche, an dem sich ein Zweitschlüssel befindet. “Hier.” Ich schreie auf, als er mich aufs Bett zieht.
“Glenn”, beschwere ich mich. “Ich muss jetzt wirklich gehen.”
“Ich weiß.” Er überrascht mich mit einem zärtlichen Kuss, die Sorte, die einen wieder aufrichtet, wenn man traurig ist. “Aber ich wollte dich vorher noch schnell küssen. Wir sehen uns erst nächstes Wochenende wieder.”
Das hatte ich ganz vergessen. “Ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann, dass du immer wieder weggehst. Ich habe dich gern bei mir.”
“Ich arbeite daran”, sagt er. “Ich treffe dieses Wochenende ein paar potenzielle Investoren in Phoenix.”
“Wirklich?”
“Mhm.”
Seine Finger drücken sich in meinen Rücken, ein unterschwelliges Zeichen dafür, dass ich bleiben soll. “Du weißt, dass ich gern hierbleiben würde, aber Claudia braucht mich.”
“Dann kümmere dich um deine Freundin. Ich liebe dich”, flüstert er.
“Ich liebe dich auch.”
Es versetzt mir einen kleinen Stich, als ich mich von ihm löse. Er sieht mir in die Augen.
Als ich aus dem Zimmer gehe, habe ich das Gefühl, dass es trotzdem richtig ist, den Mann, der immer in meinem Herzen war, nackt in meinem Bett zurückzulassen.
Claudia ist völlig am Ende. Als sie mir die Tür öffnet, sieht sie aus, als hätte ein Maskenbildner sie als Leiche geschminkt. Sie ist totenblass. Ihr sonst immer perfekt sitzendes Haar ist auf der einen Seite platt gedrückt und steht auf der anderen Seite ab. Ihre Augen sind gerötet, Tränenspuren haben sich durch ihr Make-up gezogen.
Das ganze Gesicht ist so geschwollen, als ob sie schon seit einer Woche heulen würde.
Ich nehme sie in den Arm. “Ach, Kleines. Kleines, was ist denn passiert?”
Sie ringt nach Luft, versucht zu sprechen, doch es ist, als ob ihre Stimmbänder verknotet wären. Ich drücke sie an mich, reibe ihren Rücken, auch in mir steigen Tränen auf. Ich kenne diese Art von Kummer. Der lag auch in den Augen meiner Mutter, als sie sich über den Sarg meiner Großmutter beugte.
“Claudia”, sage ich nervös. “Ich bekomme es mit der Angst zu tun.”
“A … Adam …”
Mein Puls beschleunigt sich. “Ihm ist doch nichts passiert, oder?” Alle tragischen Möglichkeiten kommen mir schlagartig in den Sinn. Ein Autounfall. Ein Überfall. Oh Gott, nein. “Claudia?”
“Er … er … er …”
Ich schiebe sie von mir und schaue ihr in die Augen. “Nein, Liebes.” Ich schüttle den Kopf, befürchte das Schlimmste. “Sag nicht, dass ihm etwas passiert ist.
Bitte.”
Jetzt schüttelt sie den Kopf. “Ihm ist nichts passiert.” Sie holt tief Luft. “Er …” Ihr Gesicht verzieht sich schmerzhaft. “Er will n-nicht h-heiraten.”
Zunächst verspüre ich nur Erleichterung. Und dann tiefes Entsetzen. Tatsächlich dauert es einen Moment, bis ich meine
Weitere Kostenlose Bücher