Enthemmt!
Lishelles Nummer.
“Lishelle”, spreche ich auf ihren Anrufbeantworter. “Entschuldige, dass ich dich seit Sonntag nicht angerufen habe. Ich war … nun ja, ich habe mich total vergraben, war die ganze Zeit im Bett. Das Gute daran – ich habe bestimmt fünf Kilo abgenommen. In meinem Hochzeitskleid würde ich jetzt echt klasse aussehen.” Ich kichere ein wenig, doch schnell wird ein Schluchzen daraus. “Tut mir leid.” Ich kämpfe gegen die Tränen an und reiße mich zusammen. “Ich tue mein Bestes. Wirklich wahr. Adam hat mich nicht mal angerufen … ach, vergiss Adam. Deswegen rufe ich an. Ich bin jetzt in der Lage zu sagen, leck mich, Adam, und kann mich wieder dem Leben stellen. Vor allem will ich hier raus. Lass uns doch am Wochenende nach Pensacola fahren. Wenn wir Freitagnachmittag losfahren, sind wir abends dort. Ich buche eine Suite. Ah, wir könnten so viel Spaß haben. Bitte sag ja. Ich möchte so gerne, dass du und Alisha dabei seid.” Meine Stimme bricht ein wenig. “Ruf mich zurück, ja? So schnell wie möglich.”
Ich warte ein paar Minuten, bevor ich Alisha anrufe und ihr eine ähnliche Nachricht hinterlasse. Dann öffne ich den Kühlschrank und runzle die Stirn. Nichts Anständiges darin zu entdecken. Aber auf keinen Fall will ich nach Mae, der Haushälterin meiner Eltern, rufen, die mir in null Komma nichts ein fantastisches Essen zaubern würde. Noch will ich niemanden sehen. Zumindest entdecke ich eine Packung Waffeln, von denen ich zwei in den Toaster stecke.
Ich hoffe nur, dass meine Mädels mich bald anrufen. Ich muss hier weg, sonst versinke ich nur noch tiefer in Depressionen. Und laufe immer wieder Gefahr, Adam erneut anzurufen.
Aber das werde ich nicht tun. Adam muss sich von sich aus melden. Wenn er dazu bereit ist.
In der Zwischenzeit will ich am Strand Margaritas schlürfen. In Pensacola. Mit meinen Freundinnen.
Adam braucht Abstand, den soll er haben. So viel Abstand meinetwegen, dass er daran erstickt.
Ja, raus hier. Ich hoffe nur, dass er anruft, während ich weg bin. Damit er weiß, dass ich nicht herumsitze und auf ihn warte. Soll er sich doch fragen, wo zum Teufel ich mich herumtreibe und was zum Teufel ich tue. Soll er am eigenen Leib erfahren, wie sich diese Panik anfühlt, dieses furchtbare, überwältigende Gefühl ganz tief drinnen, das entsteht, wenn man von seinem Seelenverwandten abgeschnitten ist.
Die Waffeln hüpfen aus dem Toaster.
Ich breche in Tränen aus.
17. KAPITEL
L ishelle
Ich kicke die Sandalen von den Füßen und genieße die kühle Luft, als ich meine Wohnung betrete. Fünfundzwanzig Grad in der Nacht. Und zu allem Überfluss ist die Klimaanlage im Sender hinüber und ich musste vor der Kamera vorgeben, mich frisch zu fühlen, obwohl meine Achseln schweißnass waren.
Ich steuere direkt auf die Küche zu und sehe, dass der Anrufbeantworter blinkt. Mein Mund verzieht sich zu einem Lächeln.
Glenn.
Fünf neue Anrufe verkündet das Display. Ich kontrolliere die Nummer. Viermal Glenn, einmal Claudia.
“Lishelle, Babe”, beginnt die erste Nachricht. “Das Treffen mit dem potenziellen Investor lief besser, als ich erwartet hatte. Ich zeigte ihm den Geschäftsplan, und er war total beeindruckt. Er meint, die Firma könnte abheben – im wahrsten Sinne des Wortes.” Glenn ist außer Atem. “Also, jetzt muss ich nur noch selbst Kapital aufbringen. Aber das bekomme ich schon hin. Ruf mich später an. Ich vermisse dich sehr.”
Die restlichen Nachrichten höre ich nicht ab, sondern wähle sofort Glenns Nummer. Es ist Mittwoch, und mittwochs ist er zu Hause in Phoenix.
Er nimmt beim ersten Klingeln ab. “Hallo?”
“Das ging ja schnell. Erwartest du einen Anruf?”
“Hallo, Babe.” Ich höre das Lächeln in seiner Stimme. “Ich habe gehofft, dass du es bist.”
“Ich habe deine Nachricht gehört. Das Treffen mit dem Investor lief also gut?”
“Erstaunlich gut. Aber inzwischen habe ich noch bessere Neuigkeiten.”
“Echt?”
“Ich habe dir doch erzählt, dass ich mit einem befreundeten Piloten über die Idee gesprochen habe, wegen eines möglichen Joint Venture?”
“Ja.”
“Keith Hatcher heißt er, und wie sich herausstellt, hat er bereits ein paar Steine ins Rollen gebracht. Unter anderem gibt es bereits einen Investor, und er will, dass ich sein Partner werde.”
“Oh mein Gott. Aber wolltest du das nicht allein machen?”
“Nun, eigentlich war mir klar, dass ich letztendlich einen Partner brauche, und Keith
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