Enthuellung
das nicht an, und tu es uns nicht an.«
»Das ist ein Ja.« Meine Stimme ist kaum hörbar. Und ist es das, was ich seiner Meinung nach sein soll? Bin ich mir im Klaren darüber, wo es mit uns hingeht? Habe ich überhaupt die geringste Ahnung, wo es mit uns hingeht?
»Es ist ein Nein, Sara. Ich bin nicht Mark. Meister und Sub war für mich eine zu große Bindung. Ich will nicht für das Wohlergehen einer anderen Person verantwortlich sein. Nicht über eine Sitzung hinaus. Ich bekam mein Fix, und dann schnell weg.«
Sein Fix. Ich hasse diese Wortwahl. Ich kenne den Mann kaum, der solche Wörter benutzt, der sie gelebt hat. Aber es ist Chris, und es verwirrt mich. »Was bedeutet das überhaupt?«
Er presst die Kiefer aufeinander.
»Ich muss es verstehen, Chris.«
Er schließt die Augen, und die Linien seines Gesichts werden hart. »Es gibt Räume, in die man geht«, erklärt er und überrascht mich damit. »Du kannst dich entscheiden, maskiert zu sein, und das tue ich. Ich will keine Gesichter und keine Namen.«
Mein Verstand dreht durch bei der Vorstellung, was in diesen Räumen vielleicht geschieht. »Niemals?«
»Das war mein Stil, Sara. Keine Verpflichtungen.«
Er hat nicht »niemals« gesagt, und ich dränge weiter darauf zu erfahren, wie sich seine Vergangenheit jetzt auf uns auswirkt. »Und doch bin ich hier.«
»Ich habe es dir gesagt. Bei dir habe ich all meine Regeln gebrochen.«
»Warum bei mir?«
»Weil du du bist, Sara. Eine andere Antwort gibt es nicht.«
Die Seite an mir, die niemals selbstbewusst ist, die niemals vollkommen davon überzeugt ist, dass dieser talentierte und berühmte Mann mich wirklich wollen kann, kämpft mit dieser Antwort, aber dennoch habe ich tiefe Gefühle für ihn. Er ist zu meiner Flucht und meinem Heiligtum geworden. Ich glaube, er sagt mir damit, dass er für mich auf die gleiche Weise empfindet, aber ich weiß, dass wir uns selbst belügen, wenn wir zusammen sind, wenn wir denken, nichts anderes spiele eine Rolle. »Du kannst das alles nicht einfach ausblenden, Chris. Du kannst mich nicht einfach kennenlernen und die Person sein, die du vorher warst. Ich muss es verstehen und ein Teil davon sein.«
»Nein. Musst du nicht.«
»Aber du hast mich gestern Nacht in diesen Club gebracht. Du wolltest, dass ich dich verstehe.«
»Ich wollte, dass du verstehst, wohin Mark dich führen würde und warum ich das nicht zulassen will. Rebecca gehörte nicht in diese Welt, und du hast gelesen, wie sehr es sie gequält hat, dort zu sein.«
»Du hast gesagt, dass ich ebenfalls nicht in diese Welt gehöre«, bringe ich heraus und ersticke fast an den Worten.
»Das tust du auch nicht.« Sein Kinn verspannt sich. »Darum habe ich versucht, dich zu warnen, und darum habe ich versucht fortzugehen.«
Mein Magen verkrampft sich. »Das kannst du immer noch tun.« Ich mache Anstalten aufzustehen und will mir selbst entfliehen, und diesmal kann Chris nicht dafür sorgen, dass es mir gelingt.
Er umklammert meine Handgelenke und zieht mich an sich, zwischen seine Beine, auf meine Knie. »Genau das ist es. Ich kann es nicht, und ich will es nicht einmal versuchen. Und ich will auch nicht, dass du es versuchst.« Seine Miene wird weicher, und er streicht mir mit den Fingerknöcheln übers Kinn. »Du bist jetzt in meinem Herzen, Baby. Ich habe immer neben mir gestanden, und ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, dass uns das auseinanderreißt.«
Bei seinem Geständnis werde ich sofort weich und umfasse mit beiden Händen sein Gesicht. »Es ist das Unbekannte, das mir Angst macht, Chris. Es ist das, was du brauchst, das Vergnügen am Schmerz, das ich überhaupt nicht verstehen kann, und das macht mir Angst. Du musst mir ermöglichen, es zu verstehen.«
»Du verstehst es doch, Sara. Mehr, als du weißt. Mehr, als mir lieb ist.« Er presst seine Lippen auf meine, sie sind heiß vor Verlangen, und ich weiß, er glaubt, dieses Gespräch sei vorüber, ich weiß, dass er vorhat, es mit einer frechen Liebkosung seiner Zunge zu beenden, mit dem besitzergreifenden Streichen seiner Hände über meinen Körper. Aber ich weigere mich, so machtlos zu sein, weigere mich, mich mit eben der Leidenschaft zum Schweigen bringen zu lassen, die mich dazu treibt, diesen Mann verstehen zu müssen.
»Nein«, keuche ich und stemme mich gegen seine Brust, ringe nach Atem, während ich seinem Blick begegne und verlange: »Lass es mich verstehen, Chris!« Und irgendwie weiß ich, dass dies zu jenem unbekannten
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