Enthüllung
und begann mich plötzlich zu küssen.« Meredith legte eine kurze Pause ein und ließ den Blick über den Tisch schweifen. Als er auf Sanders traf, sah sie ihn seelenruhig an.
»Auf diesen plötzlichen, ganz und gar unerwarteten Überfall reagierte ich völlig perplex«, sagte sie, den Blick weiterhin auf Sanders gerichtet. »Zuerst versuchte ich zu protestieren und die Situation zu entschärfen, aber Tom ist natürlich viel größer und kräftiger als ich. Er zog mich zur Couch hinüber und begann sich auszuziehen und auch mich. Wie Sie sich vorstellen können, war ich völlig entsetzt. Die Situation war außer Ko n trolle geraten, und ich dachte daran, wie sehr das unsere künftige Zusammenarbeit erschweren würde. Ganz zu schweigen von dem, was ich als Frau bei diesem Übergriff empfand.«
Sanders starrte sie an, verzweifelt bemüht, seine Wut im Zaum zu halten. Er hörte, daß ihm Fernandez »Atmen Sie durch!« ins Ohr flüsterte. Er holte tief Atem und ließ ihn langsam ausstr ö men. Erst jetzt merkte er, daß er schon eine ganze Weile die Luft angehalten hatte.
»Ich bemühte mich, die Angelegenheit möglichst beiläufig zu behandeln«, fuhr Meredith fort, »indem ich mich ein wenig darüber lustig machte, um aus der Situation herauszukommen. Ich sagte, Tom, es ist wirklich besser, wenn wir das nicht tun. Aber er war wild entschlossen. Und als er meinen Slip wegriß, als ich Stoff reißen hörte, wurde mir klar, daß ich mich auf diplomatischem Wege nicht mehr aus dieser Situation befreien konnte. Ich mußte der Tatsache ins Auge sehen, daß Mr. Sanders dabei war, mich zu vergewaltigen, und ich bekam große Angst und eine große Wut. Als er sich auf der Couch ein wenig von mir wegbewegte, um, kurz vor der Penetration, seinen Penis aus der Hose zu holen, stieß ich ihm mein Knie in den Unterleib. Er rollte daraufhin von der Couch hinunter auf den Fußboden und stand auf. Ich stand auch auf.
Mr. Sanders war wütend, weil ich seine Avancen zurückg e wiesen hatte. Er begann mich anzuschreien, und dann schlug er mich, so daß ich zu Boden fiel. Aber zu diesem Zeitpunkt war auch ich sehr wütend. Ich erinnere mich, daß ich zu ihm sagte: ›Das kannst du mit mir nicht machen‹ und daß ich Flüche ausstieß. Aber ich kann nicht behaupten, daß ich noch alles weiß, was er oder ich gesagt haben. Er kam noch einmal auf mich zu, aber da hatte ich meine Schuhe in der Hand und schlug ihm mit meinen Stöckelschuhen auf die Brust, um ihn mir vom Leib zu halten. Ich glaube, daß sein Hemd dabei zerriß, aber das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich war völlig außer mir vor Wut. Am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Ich erinnere mich, daß ich ihm sagte, ich würde ihn umbringen. Ich war unglau b lich wütend. Mein erster Tag im neuen Job, und dann das – mir war klar, daß diese Sache unsere Beziehung zerstören und in der Firma jede Menge Probleme hervorrufen würde. Er ging dann. Er kochte vor Wut. Als er weg war, stellte sich mir die Frage, wie ich nun vorgehen sollte.«
Sie schüttelte schweigend den Kopf, so als empfände sie wieder die gleiche Ratlosigkeit wie damals.
»Und zu welchem Vorgehen entschlossen Sie sich?« fragte Heller sanft.
»Also, das ist ein Problem. Tom ist ein wichtiger Angestellter und nicht leicht zu ersetzen. Außerdem ist es meiner Meinung nach nicht ratsam, jemanden mitten in einem Übernahmeve r fahren auszutauschen. Mein erster Gedanke war, zu versuchen, die ganze Sache zu vergessen. Schließlich sind wir beide erwachsene Menschen. Mir war das Vorgefallene zwar äußerst peinlich, aber ich dachte mir, daß Tom es, wenn er wieder bei klarem Verstand war und über die Sache nachgedacht hatte, wohl genauso empfinden würde. Und ich dachte mir, vielleicht könnten wir dann doch zusammenarbeiten. Unschöne Vo r kommnisse gibt es eben hin und wieder, und ich finde, man muß in der Lage sein, auch mal darüber hinwegzusehen.
Also rief ich, als ich von dem vorgezogenen Beginn der Si t zung erfahren hatte, bei ihm zu Hause an, um ihn davon zu unterrichten. Er war nicht da, aber ich unterhielt mich sehr angenehm mit seiner Frau. Aus dem Gespräch ging klar hervor, daß sie weder wußte, daß Tom sich mit mir getroffen hatte, noch, daß Tom und ich uns von früher her kannten. Jedenfalls teilte ich seiner Frau den neuen Sitzungsbeginn mit und bat sie, Tom zu verständigen.
Die Sitzung am nächsten Tag verlief nicht gut. Tom kam zu spät und änderte seine Version über das
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