Enthüllung
Twinkle-Laufwerk, wobei er die Probleme herunterspielte und sich damit in W i derspruch zu mir setzte. Seine Absicht bestand eindeutig darin, meine Autorität während der Besprechung in Anwesenheit aller zu untergraben, und das konnte ich nicht zulassen. Ich ging sofort zu Phil Blackburn und erzählte ihm, was passiert war. Ich erklärte, daß ich von einer Anzeige absehen wolle, machte jedoch deutlich, daß ich eine Zusammenarbeit mit Tom au s schloß und daß er versetzt werden müsse. Phil sagte, er werde mit Tom sprechen. Und letztlich fiel dann der Entschluß, es mit einer Schlichtung zu versuchen.«
Sie lehnte sich zurück und legte die Hände flach auf den Tisch. »Ich glaube, das ist alles. Ja, das ist alles.« Sie sah noch einmal reihum jeden an. Sehr kühl, sehr beherrscht.
Es war eine brillante Vorstellung gewesen, die auf Sanders eine gänzlich unerwartete Wirkung ausübte: Er empfand Schuld. Er fühlte sich, als hätte er ihr das, was sie eben erzählt hatte, tatsächlich angetan. Plötzlich schämte er sich; er ließ den Kopf hängen und senkte den Blick.
Fernandez stieß ihm mit aller Kraft gegen das Fußgelenk. Er zuckte zusammen und riß den Kopf hoch. Sie warf ihm einen bösen Blick zu. Er setzte sich wieder gerade hin.
Judge Murphy räusperte sich. »Offensichtlich«, sagte sie, »haben wir es hier mit zwei völlig unvereinbaren Darstellungen zu tun. Ms. Johnson, ich habe nur einige wenige Fragen, bevor wir weitermachen.«
»Ja, Euer Ehren?«
»Sie sind eine attraktive Frau. Sie hatten sich doch im Lauf Ihrer Karriere sicherlich einer ganzen Menge unerwünschter Avancen zu erwehren?«
»Ja, Euer Ehren«, sagte Meredith lächelnd.
»Sie haben es darin bestimmt zu einiger Geschicklichkeit gebracht.«
»Ja, Euer Ehren.«
»Sie sagten, Sie hätten Spannungen gespürt, die aus der fr ü heren Beziehung mit Mr. Sanders herrührten. In Anbetracht dieser Spannungen könnte ich mir vorstellen, daß ein Treffen unter Tags und ohne Wein einen professionelleren Anstrich gehabt und eine bessere Atmosphäre geschaffen hätte.«
»Im nachhinein betrachtet, ist das sicherlich richtig«, stimmte Meredith ihr zu. »Aber Sie müssen sich vorstellen, daß sich das alles im Umfeld der Fusionsverhandlungen abspielte. Alle waren sehr beschäftigt, und ich versuchte eben, die Besprechung mit Mr. Sanders noch vor der Conley-White-Sitzung am nächsten Tag zu ermöglichen. Das war mein einziger Gedanke dabei – Terminschwierigkeiten und wie ich sie lösen könnte.«
»Ich verstehe. Und als Mr. Sanders Ihr Büro verlassen hatte, warum haben Sie da nicht Mr. Blackburn oder einen anderen leitenden Betriebsangehörigen angerufen und von dem Vorfall unterrichtet?«
»Wie ich bereits sagte – ich hoffte, wir könnten über die Sache hinwegsehen.«
»Aber die von Ihnen beschriebene Episode«, hakte Murphy nach, »stellt doch eine schwerwiegende Abweichung vom üblichen Verhalten im Berufsleben dar. Sie als erfahrene Managerin müssen doch gewußt haben, daß die Wahrschei n lichkeit einer guten Zusammenarbeit mit Mr. Sanders nach diesem Vorfall gleich Null war. Verständlich wäre es meiner Ansicht nach gewesen, wenn Sie sich geradezu gezwungen gesehen hätten, das Geschehnis sofort einem Vorgesetzten zu berichten. Und auch vom praktischen Standpunkt her würde ich es als normal betrachten, wenn Sie so schnell wie möglich eine Stellungnahme zu dem Vorfall zu Protokoll gegeben hätten.«
»Wie bereits gesagt, ich hegte immer noch die Hoffnung …« Meredith runzelte nachdenklich die Stirn. »Wissen Sie, ich glaube … ich glaube, ich fühlte mich verantwortlich für Tom. Und als seine ehemalige Freundin wollte ich einfach nicht, daß er wegen mir seinen Job verlor.«
»Andererseits hat er ihn gerade Ihretwegen verloren.«
»Ja, aber auch das läßt sich erst jetzt, im Rückblick, erke n nen.«
»Nun gut. Ms. Fernandez?«
»Danke, Euer Ehren.« Fernandez rückte ihren Stuhl so zur Seite, daß sie Meredith Johnson ins Gesicht blicken konnte. »Ms. Johnson, in einer solchen Situation, in der sich Privates hinter verschlossenen Türen abspielt, müssen wir uns, wo immer dies möglich ist, umliegende Ereignisse ansehen, in die der Vorfall sozusagen eingebettet ist. Ich werde Ihnen nun also einige Fragen zu Ereignissen im Umfeld des Vorfalls stellen.«
»In Ordnung.«
»Sie sagten, als Sie das Treffen mit Mr. Sanders vereinbarten, habe er Sie um Wein gebeten.«
»Ja.«
»Wo kam der Wein her, den Sie an jenem
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