Enthüllung
Informanten nicht nennen!«
»Nach Ihrem Informanten frage ich gar nicht. Ich möchte Ihnen nur sagen, daß Ihre Geschichte falsch ist –«
»Ist ja klar, daß Sie das sagen!«
»– und daß sich dokumentarisch beweisen läßt, daß sie falsch ist.«
Connie Walsh hielt die Luft an und legte die Stirn in Falten. »Dokumentarische Beweise?«
Fernandez nickte langsam. »Jawohl.«
Walsh überlegte. »Aber das ist unmöglich«, sagte sie schließlich. »Sie haben es doch selbst gesagt – die beiden waren allein in dem Zimmer. Seine Aussage steht gegen ihre. Es gibt keine dokumentarischen Beweise.«
Fernandez schüttelte nur schweigend den Kopf.
»Was ist es denn? Ein Videoband?«
Fernandez deutete ein Lächeln an. »Das darf ich leider nicht sagen.«
»Selbst wenn so ein Band existiert – was sieht man schon darauf? Daß sie ihn ein bißchen in den Hintern zwickt? Daß sie ein paar Witze macht? Was soll’s? Männer tun so was seit Jahrhunderten.«
»Darum geht es nicht in diesem –«
»Augenblick mal! Der Kerl wird also ein bißchen gezwickt und beginnt Zeter und Mordio zu schreien. Das ist kein norm a les männliches Verhalten. Dieser Typ haßt und erniedrigt Frauen ganz offensichtlich. Das ist doch völlig klar – man braucht ihn ja nur anzusehen. Und daß er sie während dieses Treffens geschlagen hat, wird überhaupt nicht in Zweifel gezogen. Die Firma mußte ja einen Arzt holen, weil bei Johnson Verdacht auf Gehirnerschütterung bestand. Und mehrere zuverlässige Informanten haben mir berichtet, daß er als brutal gilt. Seine Frau und er haben schon seit Jahren Schwierigkeiten miteinander. Sie hat sogar die Stadt verlassen und will sich scheiden lassen.« Walsh beobachtete Fernandez aufmerksam, während sie sprach.
Fernandez zuckte nur mit den Achseln.
»Das ist eine Tatsache. Seine Frau hat die Stadt verlassen«, wiederholte Walsh entschieden. »Und zwar völlig unerwartet. Die Kinder hat sie mitgenommen. Und niemand weiß, wohin sie geflogen ist. Jetzt erklären Sie mir doch bitte mal, was das zu bedeuten hat!«
Fernandez erwiderte: »Connie, in meiner Eigenschaft als Mr. Sanders’ Anwältin kann ich nichts weiter tun als Ihnen sagen, daß ein dokumentarischer Beweis existiert, der dem, was Ihr Informant in bezug auf diesen Belästigungsfall sagt, wide r spricht.«
»Zeigen Sie mir diesen Beweis?«
»Bestimmt nicht.«
»Woher soll ich dann wissen, ob er wirklich existiert?«
»Das können Sie nicht wissen. Sie wissen nur, daß ich Sie über seine Existenz unterrichtet habe.«
»Und was ist, wenn ich Ihnen nicht glaube?«
Fernandez lächelte. »Solche Entscheidungen muß man als Journalistin eben treffen …«
»Sie wollen sagen, daß es fahrlässige Mißachtung wäre?«
»Wenn Sie bei Ihrer Geschichte bleiben, ja.«
Walsh trat einen Schritt zurück. »Passen Sie auf! Vielleicht haben Sie es hier, technisch betrachtet, mit einem normalen Rechtsfall zu tun, vielleicht auch nicht. Für mich jedenfalls sind Sie nichts weiter als eine zu einer Minderheit zählende Frau, die im Patriarchat vorankommen will, indem sie sich auf die Knie begibt. Wenn Sie auch nur einen Funken Selbstachtung hätten, würden Sie denen nicht die Drecksarbeit abnehmen!«
»Wenn hier jemand in den Klauen des Patriarchats gefangen ist, dann sind das Sie, Connie.«
»So ein Quatsch!« gab Walsh zurück. »Ich sage Ihnen mal was: Es wird Ihnen nicht gelingen, die Beweise zu umgehen. Er hat sie angemacht, und dann hat er sie zusammengeschlagen. Er ist ein ehemaliger Liebhaber von ihr, er ist nachtragend, und er ist brutal. Ein typischer Mann eben! Und ich sage Ihnen, noch bevor ich mit dem Kerl fertig bin, wird er sich wünschen, er wäre niemals geboren worden!«
G lauben Sie, daß sie die Story bringen wird?« fragte Sanders, als Fernandez zurückgekommen war.
»Nein.« Fernandez hatte den Blick wieder auf Johnson, Heller und Blackburn gerichtet, die auf der anderen Seite des Inne n hofes standen. Connie Walsh war zu Blackburn hinübergega n gen und unterhielt sich mit ihm. »Lassen Sie sich davon nicht ablenken«, sagte Fernandez. »Das ist nicht wichtig. Das Wic h tigste ist die Frage: Wie werden Sie sich Johnson gegenüber jetzt verhalten?«
Kurz darauf trat Heller auf sie zu und sagte: »Wir haben über die momentane Situation nachgedacht, Louise.«
»Und?«
»Wir sind zu dem Schluß gelangt, daß es keinen Zweck hat, die Schlichtung weiterzuführen. Wir werden uns bis auf weit e res zurückziehen. Ich
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