Enthüllung
h tigter. Es ist nun einmal eine Tatsache, daß Sie seine Vorg e setzte sind und daß Sie in bezug auf dieses Treffen in jeder Hinsicht das Sagen hatten. Sie arrangierten den Zeitpunkt, besorgten den Wein und die Kondome, ließen die Tür absperren – und dann beschuldigten Sie Ihren Angestellten, nachdem er sich geweigert hatte, Sie zu befriedigen. Und das gleiche Verhalten legen Sie auch jetzt noch an den Tag.«
»Und Sie versuchen, sein Verhalten in ein gutes Licht zu rücken«, gab Johnson zurück. »Aber ich sage Ihnen: In der Praxis ist es nun mal so, daß man wütend wird, wenn jemand bis zum letzten Augenblick mitmacht und dann einfach aufhört!«
»Ja«, sagte Fernandez, »genauso geht es vielen Männern, wenn Frauen in letzter Sekunde einen Rückzieher machen. Aber die Frauen sagen, daß die Männer kein Recht darauf haben, wütend zu sein, weil eine Frau es sich eben zu jedem Zeitpunkt anders überlegen darf. Oder sehe ich das falsch?«
Johnson trommelte gereizt mit den Fingern auf die Tisc h platte. »Passen Sie mal auf! Sie versuchen, aus dem Ganzen einen Fall für den Bundesgerichtshof zu konstruieren, indem Sie grundlegende Tatsachen verfälschen. Was habe ich denn so Schlimmes getan? Ich habe ihm ein Angebot gemacht, das war alles. Wenn Mr. Sanders nicht interessiert gewesen wäre, hätte er nur nein zu sagen brauchen. Aber das hat er nicht gesagt. Nicht ein einziges Mal. Eben weil er mich täuschen wollte. Er ist sauer, weil er den Job nicht bekommen hat, und rächt sich auf die einzige ihm mögliche Weise – indem er mich verleumdet. Das sind Guerillamethoden, das ist Rufmord! Ich bin erfolgreich im Beruf, und er mißgönnt mir meinen Erfolg und will es mir heimzahlen. Sie sagen das alles doch nur, um diese eine zentrale und unanfechtbare Tatsache zu vertuschen!«
»Ms. Johnson. Die zentrale und unanfechtbare Tatsache b e steht darin, daß Sie die Vorgesetzte von Mr. Sanders sind und daß Ihr Verhalten ihm gegenüber illegal war. Und in der Tat handelt es sich hier um einen Fall für den Bundesgerichtshof.«
Einige Sekunden lang herrschte Schweigen.
Blackburns Sekretärin betrat den Raum und gab ihm einen Zettel. Blackburn las ihn und reichte ihn an Heller weiter.
»Ms. Fernandez?« sagte Murphy. »Würden Sie mir jetzt bitte mitteilen, was hier vor sich geht?«
»Ja, Euer Ehren. Es hat sich herausgestellt, daß ein Tonband mit einer Aufnahme des gesamten Treffens existiert.«
»Tatsächlich? Haben Sie es schon gehört?«
»Ja, Euer Ehren. Das Band bestätigt Mr. Sanders’ Version.«
»Wissen Sie von diesem Band, Ms. Johnson?«
»Nein.«
»Dann wollen Ms. Johnson und ihr Anwalt es sicher auch hören. Vielleicht sollten wir alle es uns einmal anhören«, sagte Murphy, den Blick auf Blackburn gerichtet.
Heller steckte den Zettel in seine Jackettasche und sagte: »Euer Ehren, ich bitte um eine Unterbrechung von zehn Min u ten.«
»In Ordnung, Mr. Heller. Ich denke, diese Entwicklung rechtfertigt eine kurze Pause.«
Ü ber dem Innenhof hingen tiefe, schwarze Wolken. Es sah aus, als würde es bald wieder regnen. Drüben bei den Brunnen steckten Johnson, Heller und Blackburn die Köpfe zusammen. Fernandez beobachtete sie. »Ich verstehe das einfach nicht. Da besprechen sie sich wieder alle. Aber was gibt es überhaupt noch zu besprechen? Ihre Klientin hat gelogen und dann ihre Geschichte abgeändert. Es besteht nicht der geringste Zweifel, daß Johnson der sexuellen Belästigung schuldig ist. Wir haben das Ganze auf Band. Also – über was reden die eigentlich?«
Sie starrte mit gerunzelter Stirn zu den drei Personen hinüber. »Eines muß ich allerdings zugeben: Johnson ist eine unglaublich intelligente Frau«, sagte sie.
»Ja«, pflichtete Sanders ihr bei.
»Sie ist schnell, und sie ist cool.«
»Mhm.«
»In höchstem Tempo die Karriereleiter raufgeklettert.«
»Ja.«
»Warum hat sie sich überhaupt in diese Lage gebracht?«
»Wie meinen Sie das?« fragte Sanders.
»Ich meine, warum macht sie sich gleich am allerersten Tag in ihrem neuen Job an Sie heran? Und dann auch noch auf so plumpe Weise? Wieso riskiert sie all diese unangenehmen Konsequenzen? Sie ist eigentlich viel zu intelligent dafür.«
Sanders zuckte mit den Achseln.
»Oder glauben Sie, das Ganze wurde nur deshalb veranstaltet, weil Sie so unwiderstehlich sind?« fragte Fernandez. »Bei allem Respekt – das wage ich zu bezweifeln.«
Sanders dachte plötzlich wieder an die Zeit, als er mit Mer e dith
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