Enthüllung
befreundet gewesen war; ihm fiel wieder ein, daß sie immer, wenn man ihr während einer Präsentation eine Frage stellte, die sie nicht beantworten konnte, die Beine auf laszive Art übereinanderzuschlagen pflegte. »Sie hat schon immer ihren Sex-Appeal eingesetzt, um Leute von irgend etwas abzulenken. Das beherrscht sie ausgezeichnet.«
»Glaube ich sofort«, sagte Fernandez. »Also – von was will sie uns ablenken?«
Darauf wußte Sanders nichts zu erwidern. Aber sein Gefühl sagte ihm, daß da noch etwas im Busch war. »Wer weiß schon, wie Menschen privat wirklich sind? Ich kannte mal eine Frau, die sah aus wie ein Engel, aber sie stand darauf, von Rockern verprügelt zu werden.«
»Schön und gut«, sagte Fernandez, »aber ich nehme Johnson ihr Verhalten einfach nicht ab. Sie wirkt auf mich nämlich ungemein selbstbeherrscht, und in der Situation mit Ihnen verhielt sie sich alles andere als selbstbeherrscht.«
»Sie sagten doch selbst, daß es da ein Verhaltensmuster gibt.«
»Ja, schon. Aber warum gleich am ersten Tag? Gleich zu Beginn? Ich glaube, sie hatte einen anderen Grund dafür.«
»Und was ist mit mir?« fragte Sanders. »Glauben Sie, daß auch ich einen anderen Grund hatte?«
»Wahrscheinlich schon«, sagte sie und betrachtete ihn mit ernstem Blick. »Aber darüber unterhalten wir uns später einmal.«
Alan kam vom Parkplatz zu ihnen hinüber. Als er vor Fe r nandez und Sanders stand, schüttelte er nur den Kopf.
»Was haben Sie erreicht?« fragte Fernandez.
»Nichts Tolles. Wir bemühen uns nach Kräften.« Er schlug seinen Notizblock auf. »Also, wir haben diese Internet-Adresse herausgefunden. Die Nachrichten stammen aus dem ›U-Distrikt‹. Und ›A. Friend‹ hat sich als Dr. Arthur A. Friend entpuppt. Er ist Professor für Anorganische Chemie an der University of Washington. Sagt Ihnen dieser Name etwas?«
»Nein«, antwortete Sanders.
»Das überrascht mich nicht. Professor Friend hält sich zur Zeit in Nordnepal auf und berät die nepalesische Regierung. Vor drei Wochen ist er abgereist und wird erst Ende Juli zurückerwartet. Wahrscheinlich ist also sowieso nicht er der Sender dieser Nachrichten.«
»Irgendein anderer benützt seine Internet-Adresse?«
»Seine Sekretärin sagt, das sei unmöglich. Sein Büro ist a b geschlossen, während er weg ist, und außer ihr und ein paar Studenten, mit denen er zusammenarbeitet, hat niemand Zutritt. Also kann auch niemand an seinen Computer ran. Die Sekret ä rin sagt, sie geht einmal am Tag hinein und beantwortet die E-Mail von Dr. Friend, ansonsten ist der Computer ausg e schaltet. Und außer ihr kennt niemand das Codewort. Also – ich weiß nicht.«
»Die Mitteilungen kommen aus einem abgeschlossenen B ü ro?« fragte Sanders verwundert.
»Genaues wissen wir noch nicht. Wir versuchen es herausz u finden. Im Augenblick ist es allerdings tatsächlich ein Rätsel.«
»Na gut«, sagte Fernandez. »Und was ist mit Conrad Co m puter?«
»Conrad hat eine sehr starre Haltung eingenommen. Sie wo l len Informationen ausschließlich an die einstellende Firma, in diesem Fall DigiCom, weitergeben, nicht an uns. Und sie sagen, die einstellende Firma habe keine Informationen angefordert. Als wir nachhakten, rief Conrad DigiCom an, und DigiCom erklärte ihnen, sie seien an keinerlei Informationen von Conrad interessiert.«
»Hmm.«
»Als nächstes haben wir uns um den Gatten gekümmert«, sagte Alan. »Ich habe mich mit jemandem unterhalten, der in seiner Firma arbeitete, CoStar. Er sagte mir, daß der Mann Meredith haßt und ziemlich miese Dinge über sie erzählt. Aber er ist bis nächste Woche mit seiner neuen Freundin in Mexiko.«
»Schade!«
»Jetzt zu Novell«, fuhr Alan fort. »Sie bewahren nur die jeweils letzten fünf Jahre auf. Alle Akten aus der Zeit davor werden in der Zentrale in Utah kaltgelagert. Die bei Novell haben keine Ahnung, was drinsteht, aber sie sind bereit, sie rauszuholen, wenn wir dafür bezahlen. Dauert allerdings zwei Wochen.«
Fernandez schüttelte den Kopf. »Nicht gut.«
»Nein.«
»Ich habe das Gefühl, daß Conrad Computer Informationen über sie hat«, sagte Fernandez.
»Kann sein, aber wir müßten klagen, um an die Informationen ranzukommen. Und wir haben keine Zeit.« Alan warf einen Blick über den Innenhof, zu den anderen. »Und was passiert jetzt?«
»Nichts. Die schalten auf stur.«
»Immer noch?«
»Tja.«
»Teufel auch!« sagte Alan. »Wer steht wohl hinter ihr?«
»Ich gäbe viel darum,
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