Enthüllung
Ausnahme.«
»Und mit gutem Grund, wie ich höre«, sagte Cherry lachend. »Die nennen dich nicht umsonst Blaubart.«
»Wer nennt mich Blaubart?«
»Gehen wir wieder zur Tagesordnung zurück, okay?« schlug Sanders vor.
»Zu welchem Punkt?«
»Twinkle.«
Ein Murren erfüllte den Raum. »Nicht schon wieder!«
»Dieses blöde Twinkle!«
»Wie schlimm ist es denn?«
»Sie schaffen es immer noch nicht, die Zugriffszeiten zu verkürzen, und die Probleme mit den Gelenken sind auch nicht beseitigt. Die Produktion liegt im Moment bei 29 Prozent.«
»Die müssen uns sofort ein paar Geräte schicken«, sagte Lewyn.
»Sollen noch heute eintreffen.«
»Okay. Kann man den Tagesordnungspunkt bis dahin z u rückstellen?«
»Meinetwegen.« Sanders ließ den Blick über die Tischrunde schweifen. »Hat sonst noch jemand ein Problem? Mary Anne?«
»Nein, bei uns ist alles in Ordnung. Wir rechnen nach wie vor damit, auf der Basis unserer Testreihen noch vor Ablauf von zwei Monaten Prototypen der neuen Telefone präsentieren zu können.«
Die Mobiltelefone der neuen Generation waren nicht viel größer als eine Kreditkarte. Man klappte sie einfach auf, wenn man sie benutzen wollte. »Wie niedrig ist denn das Gewicht mittlerweile?«
»Wir sind jetzt bei 113 Gramm. Das ist nicht überwältigend, aber auch nicht schlecht. Unser Problem ist die Energie. Die Batterien halten nur 120 Minuten lang. Und die Tasten bleiben beim Wählen stecken. Aber da muß Mark sich etwas einfallen lassen. Von unserer Seite her läuft die Sache jedenfalls.«
»Gut.« Sanders wandte sich an Don Cherry. »Und wie steht es mit dem Korridor?«
Cherry lehnte sich, übers ganze Gesicht strahlend, in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Es ist mir eine Freude, mitteilen zu können, daß der Korridor seit einer halben Stunde einfach fan-ta-stisch abgeht!«
»Wirklich?«
»Ist ja super!«
»Keiner kotzt mehr?«
»Also bitte ! Das ist doch Prähistorie.«
»Warte mal – wie war das? Jemand hat sich erbrochen?« fragte Lewyn.
»Ein schändliches Gerücht. Das war damals. Jetzt ist jetzt. Vor einer halben Stunde ist es uns gelungen, den letzten für die Verzögerung verantwortlichen Defekt auszuschalten, und alle Funktionen sind mittlerweile komplett implementiert. Wir können jetzt jede beliebige Datenbank nehmen und sie in ein 3-D-24-Bit-Environment umformen, das sich in Echtzeit steuern läßt. Das heißt, man kann fortan durch jede Datenbank der Welt gehen.«
»Und ist der Korridor auch stabil?«
»Hart wie Felsgestein.«
»Habt ihr es mit Laien ausprobiert?«
»Absolut kugelsicher.«
»Dann kann die Demo für Conley also durchgeführt werden?«
»Die werden völlig weg sein vor Begeisterung«, sagte Cherry. »Die werden ihren Augen nicht trauen, das darfst du mir glauben.«
A ls Sanders aus dem Konferenzraum trat, stieß er auf eine Gruppe hochrangiger Conley-White-Leute, die Bob Garvin gerade durch die Firma führte. Robert T. Garvin sah so aus, wie jeder Unternehmer auf den Seiten von Fortune gerne ausges e hen hätte. Er war 59, ein schöner Mann mit markanten G e sichtszügen und graumeliertem Haar, das immer wie vom Wind zerzaust wirkte, als käme er gerade vom Fliegenfischen in Montana oder einem Segelwochenende vor den San Juan Islands. Früher hatte er, wie alle anderen auch, in der Firma Jeans und Jeanshemden getragen, seit der Hochzeit mit seiner zweiten Frau bevorzugte er jedoch dunkelblaue Caraceni-Anzüge. Dies war nur eine der zahlreichen Veränd e rungen, die seine Angestellten seit dem Tod seiner Tochter vor fünf Jahren an ihm festgestellt hatten.
So barsch und verletzend Garvin als Privatmensch sein konnte, so charmant gab er sich vor Publikum. »Hier in der dritten Etage befinden sich unsere Technikabteilungen und die Versuchsräume der Advanced Products Group«, erklärte er seinen Zuhörern gerade. Als er Sanders sah, legte er ihm gleich einen Arm um die Schulter. »Ah, gut, daß ich Sie hier treffe, Tom! Meine Herrschaften, ich möchte Ihnen Tom Sanders vorstellen, unseren Abteilungsleiter der Advanced Products Group – einer der brillanten jungen Männer, die unser Unte r nehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist. Tom, das ist Ed Nichols, der Finanzleiter von Conley-White …«
Nichols, Mitte 50, ein hagerer Mann mit Raubvogelprofil, hatte den Kopf weit zurückgelegt, was den Eindruck vermittelte, als weiche er ständig vor einem üblen Geruch zurück. Er blickte Sanders über
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