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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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tun haben.«
    Zwei Jahre zuvor hatte Garvin einen Verkaufsleiter namens Howard Freeling zum Abteilungsleiter befördert. Unter seiner Führung sollte die Produktentwicklung bereits zu einem früheren Zeitpunkt mit den Kunden in Kontakt gebracht und neue Produkte sollten besser auf die Nachfrage abgestimmt werden. Freeling arbeitete mit Marktforschung – alle ve r brachten sie damals eine Menge Zeit damit, hinter Spionspiegeln zu sitzen und potentielle Kunden dabei zu beobachten, wie sie mit neuen Produkten herumspielten.
    Von technischen Dingen hatte Freeling allerdings nicht die geringste Ahnung gehabt und deshalb jedesmal losgebrüllt, wenn man ihn mit einem Problem konfrontierte. Er war wie ein Tourist, der in einem ihm fremden Land, dessen Sprache er nicht beherrscht, glaubt, sich den Einheimischen durch Schreien verständlich machen zu können. Freelings Zeit in der APG war eine einzige Katastrophe gewesen. Die Programmierer haßten ihn, die Techniker rebellierten gegen seine Idee, neonfarbene Gehäuse herzustellen, und die Herstellungsschwierigkeiten in den Fabriken in Irland und Austin konnten nicht behoben werden. Als die Produktion in Cork schließlich einmal elf Tage lahm lag, flog Freeling hin und brüllte. Daraufhin kündigten sämtliche leitenden Angestellten der irischen Niederlassung, und Garvin feuerte Freeling.
    »Also – haben wir es hier mit einem zweiten Brüller zu tun?«
    Stephanie Kaplan räusperte sich. »Ich denke, Garvin hat aus der Sache gelernt. Er wird nicht den gleichen Fehler zweimal machen.«
    »Sie meinen also, daß Meredith Johnson dieser Aufgabe gewachsen ist.«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Kaplan vorsichtig.
    »Nicht gerade eine eindeutige Bestätigung«, warf Lewyn ein.
    »Ich denke jedoch, daß sie allemal besser ist als Freeling«, fügte Stephanie Kaplan hinzu.
    Lewyn ließ ein verächtliches Schnauben ertönen. »Offenbar handelt es sich hier um den Größer-als-Mickey-Rooney-Preis – man gewinnt immer, egal, wie klein man ist.«
    »Nein«, sagte Kaplan, »ich denke, sie ist besser.«
    »Besser aussehend jedenfalls, wenn es stimmt, was ich gehört habe«, sagte Cherry.
    »Sexist!« fauchte Mary Anne Hunter.
    »Was? Ich darf nicht mal sagen, daß sie gut aussieht?«
    »Wir sprechen hier über ihre Kompetenz und nicht über ihre äußere Erscheinung!«
    »Augenblick mal!« erwiderte Cherry. »Auf dem Weg zu diesem Konferenzraum komme ich an der Espressobar vorbei, wo ein paar Frauen rumstehen, und über was reden diese Frauen die ganze Zeit? Na? Über Männerärsche. Die diskutieren darüber, ob Richard Gere einen besseren Arsch hat als Mel Gibson, und unterhalten sich ausführlich über die diversen Arschritzen, ob er hängt oder knackig ist und lauter solche Sachen. Ich sehe echt nicht ein, warum die über so was –«
    »Wir schweifen vom Thema ab«, warf Sanders ein.
    »Ganz egal, was ihr Männer sagt«, erwiderte Mary Anne, »die Firma ist und bleibt männlich dominiert. Außer Stephanie gibt es praktisch keine Frauen in Führungspositionen. Ich finde es großartig, daß Bob eine Frau zur Leiterin dieser Abteilung bestimmt hat, und was mich betrifft, so bin ich dafür, daß wir sie unterstützen.« Sie sah zu Sanders hinüber. »Wir mögen dich alle sehr gern, Tom, aber du weißt, wie ich es meine.«
    »Ja, wir mögen dich alle sehr gern«, wiederholte Cherry. »Zumindest hatten wir dich alle gern, bis wir unsere neue süße Chefin zum erstenmal erblickten.«
    »Ich bin bereit, die Johnson zu unterstützen – wenn sie Lei s tung bringt«, sagte Lewyn.
    »Du wirst sie bestimmt nicht unterstützen«, warf Mary Anne ein. »Du wirst sie sabotieren und garantiert einen Grund finden, sie loszuwerden.«
    »Also, ich bitte dich!«
    »Nein, nein – wißt ihr, um was es hier wirklich geht? Es geht darum, daß ihr alle wahnsinnig sauer seid, weil ihr zukünftig eine Frau über euch habt.«
    »Mary Anne …«
    »Das ist meine feste Überzeugung.«
    »Daß Tom sauer ist, weil er den Job nicht bekommen hat, denke ich auch«, pflichtete Lewyn ihr bei.
    »Ich bin überhaupt nicht sauer«, beteuerte Sanders.
    »Aber ich bin sauer«, sagte Cherry. »Und zwar bin ich sauer, weil Meredith mal Toms Freundin war und er daher natürlich einen hervorragenden Draht zur neuen Chefin hat.«
    »Vielleicht«, sagte Sanders stirnrunzelnd.
    »Andererseits«, gab Lewyn zu bedenken, »könnte es gena u sogut sein, daß sie dich haßt. Meine ehemaligen Freundinnen hassen mich ohne

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