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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schüttelte den Kopf.
    »Gut. Ich brauche nämlich ein bißchen Schlaf.« Bosak sa m melte die Papiere ein und legte sie in den Schnellhefter zurück. »Übrigens wird sich mein Bewährungshelfer demnächst bei dir melden.«
    »Aha.«
    »Kann ich auf dich zählen?«
    »Klar, Gary.«
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich dich in Sachen Sicherheit in der Telekommunikation berate.«
    »Was du ja auch tust.«
    Bosak schaltete das blinkende Kästchen aus, steckte es in seine Aktentasche und schloß die Telefonapparate wieder an. »Ist mir ein Vergnügen. Geht die Rechnung gleich an dich oder soll ich sie Cindy geben?«
    »Ich nehme sie. Bis bald, Gary.«
    »Jederzeit, Mann! Wenn du was brauchst – du weißt, wo du mich finden kannst.«
    Sanders schielte auf die Rechnung der »NE Professional Services Inc.« in Bellview, Washington. Mit dem Namen hatte Bosak sich einen Witz erlaubt – die Buchstaben NE standen für »Necessary Evil«, »Notwendiges Übel«. Normalerweise beschäftigten High-Tech-Firmen pensionierte Polizeibeamte und Privatdetektive für ihre Personenüberprüfungen, hin und wieder aber bedienten sie sich auch eines Hackers wie Gary Bosak, der sich Zugang zu elektronischen Datenbanken ve r schaffen konnte, um an Informationen über verdächtige Ang e stellte zu gelangen. Bosak hatte den Vorteil, daß er schnell arbeitete und einen Bericht oft sogar innerhalb von Stunden beziehungsweise über Nacht abfassen konnte. Seine Methoden waren selbstverständlich illegal; schon indem Sanders ihn überhaupt engagierte, brach er mindestens ein halbes Dutzend Gesetze. Die Überprüfung von Angestellten war jedoch in allen High-Tech-Unternehmen, wo ein einziges Dokument, ein einziger Produktentwicklungsplan für einen Konkurrenten Hunderttausende von Dollars wert sein konnte, als gängige Praxis akzeptiert.
    Und im Fall von Pete Nealy war eine solche Überprüfung ganz besonders angeraten. Nealy codierte Kompressionsalgorithmen, mit denen Videobilder auf CD-ROM-Laserdisketten kompr i miert und dekomprimiert werden konnten. Seine Arbeit bildete einen wichtigen Bestandteil der neuen Twinkle-Technologie. Schnelle Digitalbilder von der Diskette würden eine gegenwä r tig noch sehr träge Technologie völlig verändern und auf dem Bildungssektor eine Revolution einleiten.
    Würden Twinkle-Algorithmen jedoch einem Konkurrenzu n ternehmen zugänglich gemacht, so wäre DigiComs Vorsprung dahin, und das bedeutete –
    Die Gegensprechanlage summte. »Tom«, sagte Cindy, »es ist elf Uhr. Sie müssen zu der APG-Besprechung. Möchten Sie auf dem Weg nach unten noch schnell die Tagesordnung lesen?«
    »Heute nicht«, sagte Sanders. »Ich glaube, ich weiß, über was wir reden werden.«

    I m Konferenzraum auf der dritten Etage hatte sich die Advanced Products Group bereits eingefunden. Es handelte sich um ein allwöchentliches Meeting, bei dem die Abteilungsleiter diverse Probleme besprachen und einander auf dem laufenden hielten. Normalerweise wurde dieses Meeting von Sanders geleitet. Um den Tisch saßen Don Cherry, der Programmie r chef, Mark Lewyn, der launische Leiter der Abteilung Pr o duktentwicklung, ganz in Schwarz und ganz in Armani, sowie Mary Anne Hunter, die der Abteilung Datenbankentwicklung vorstand. Hunter, eine zierliche, angespannt wirkende Frau, trug ein Sweatshirt, Shorts und Läufer-Leggings von Nike. Sie aß nie zu Mittag, sondern nutzte die Zeit nach dem Meeting meist für einen Fünfmeilenlauf.
    Lewyn hatte wieder mal einen seiner katastrophalen Wutau s brüche: »Das ist für alle in der Abteilung ein Schlag ins Gesicht! Ich weiß wirklich nicht, warum sie diese Stellung bekommt! Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche Qualifikationen sie für einen solchen Job aufweisen könnte, und –«
    Als Sanders eintrat, unterbrach Lewyn seinen Redefluß. Es war eine peinliche Situation; erst starrten ihn alle schweigend an, dann senkten sich die Blicke.
    »Ich hatte schon so ein Gefühl, daß ihr darüber reden würdet«, sagte Sanders lächelnd.
    Die anderen blieben still. »Also bitte«, rief Sanders, während er sich auf einen Stuhl setzte, »wir sind doch nicht bei einer Beerdigung!«
    Mark Lewyn räusperte sich. »Tut mir wirklich leid, Tom. Ich finde, das Ganze ist eine einzige Schande!«
    Mary Anne Hunter fügte hinzu: »Jeder weiß doch, daß du es hättest werden sollen.«
    »Es ist ein Schock für uns alle, Tom«, sagte Lewyn.
    »Tja«, meldete sich Cherry grinsend zu Wort, »wir hatten uns

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