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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ganz so einfach dürfte es nicht werden«, meinte Blackburn mit vielsagendem Blick.
    »Ich sag’ Ihnen mal, was einfach ist«, erwiderte Garvin. »Folgendes ist ganz einfach: Bei Conley-White handelt es sich um ein Unternehmen, das von seinem öffentlichen Image geradezu besessen ist. Die verkaufen Lehrbücher an Schulau f sichtsbehörden, die noch an die Arche Noah glauben, und sie verkaufen Kinderzeitschriften. Sie besitzen eine Vitaminfabrik und eine Biokostfirma, die Babynahrung vermarktet, ›Rege n bogenbrei‹ oder irgend so was. Jetzt will Conley-White unser Unternehmen kaufen, und mitten in den Übernahmeverhan d lungen wird eine hervorragende leitende Angestellte, die Frau, die innerhalb der nächsten zwei Jahre die Führung der Firma übernehmen soll, beschuldigt, sie habe bei einem verheirateten Mann um seine sexuelle Gunst gebuhlt. Wissen Sie, was die machen, wenn das passiert? Die steigen sofort aus! Ed Nichols sucht doch schon die ganze Zeit nach einem Vorwand, um sich davonschleichen zu können. Für den wäre das ein gefundenes Fressen, verdammt noch mal!«
    »Aber Sanders hat unsere Unvoreingenommenheit bereits angezweifelt«, sagte Blackburn. »Und ich kann nicht genau sagen, wie viele Leute über die, äh, vorangegangenen Fragen Bescheid wissen, die wir –«
    »Eine ganze Menge«, sagte Stephanie Kaplan. »Und wurde das nicht auch bei einem Treffen der leitenden Angestellten im letzten Jahr angesprochen?«
    »Überprüft die Protokolle«, sagte Garvin. »Es wird doch keine rechtlichen Probleme mit derzeitigen leitenden Angestellten geben, oder?«
    »Nein«, sagte Blackburn. »Derzeitige leitende Angestellte können in solchen Angelegenheiten weder befragt noch zu Aussagen gezwungen werden.«
    »Und im vergangenen Jahr haben wir niemanden verloren, oder? Niemand in Pension gegangen oder umgezogen?«
    »Nein.«
    »Okay, dann machen wir ihn fertig.« Garvin wandte sich an Everts. »Bill, ich möchte, daß Sie sich die Personalakte von Sanders gründlich durchlesen. Sehen Sie nach, ob er jedes einzelne i mit einem Punkt und jedes einzelne t mit einem Querstrich versehen hat. Wenn nicht, will ich davon unterrichtet werden.«
    »In Ordnung«, sagte Everts. »Aber ich tippe darauf, daß er sauber ist.«
    »Na gut, nehmen wir an, er ist sauber. Was wird es uns kosten, Sanders zum Abhauen zu bewegen? Was wird er verlangen?«
    »Ich glaube, er will einfach seinen Job behalten, Bob«, sagte Blackburn.
    »Seinen Job kann er aber nun mal nicht behalten.«
    »Nun, genau da liegt das Problem«, erklärte Blackburn.
    »Welche Verpflichtungen haben wir denn ihm gegenüber?« schnaubte Garvin. »Wenn er denn vor Gericht gehen sollte.«
    »Ich glaube nicht, daß er die Vorfälle in Meredith’ Büro beweisen kann. Im Fall des Falles würden sich unsere größten Verpflichtungen daraus herleiten, daß wir uns erkennbar nicht an die erforderliche Vorgehensweise halten und keine gründl i che Untersuchung durchführen. Allein an diesem Punkt könnte Sanders meiner Meinung nach einen Erfolg erzielen, wenn wir nicht aufpassen. Das will ich einmal ganz deutlich sagen.«
    »Dann passen wir eben auf. Gut.«
    »Also, Leute«, sagte Blackburn, »ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle zur Vorsicht zu mahnen. Die Situation ist derart heikel, daß wir an alle Details denken müssen. Wie schon Pascal sagte – ›Gott steckt im Detail.‹ Und im vorliegenden Fall sehe ich mich durch das empfindliche Gleichgewicht der Rechtsa n sprüche gezwungen zu gestehen, daß ich nicht genau sagen kann, was nun die beste Verfahrensweise für uns –«
    »Phil«, fuhr Garvin ihm ins Wort, »hören Sie auf mit diesem Schwachsinn!«
    »Mies«, bemerkte Stephanie Kaplan.
    »Was?« fragte Blackburn irritiert.
    »Mies van der Rohe sagte: ›Gott steckt im Detail.‹«
    »Ist doch scheißegal!« rief Garvin und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Es geht doch nur darum, daß Sanders zwar nichts beweisen, wohl aber uns unter Druck setzen kann. Und das weiß er auch.«
    Blackburn wand sich. »Ganz so würde ich es nun nicht au s drücken, aber –«
    »Aber so stellt sich uns diese beschissene Situation nun mal dar.«
    »Ja.«
    »Tom ist schlau, wissen Sie«, sagte Kaplan. »Ein bißchen naiv, aber schlau.«
    »Sehr schlau sogar«, fügte Garvin hinzu. »Schließlich hat er bei mir gelernt. Alles, was er weiß, habe ich ihm beigebracht. Er wird uns noch eine ganze Menge Schwierigkeiten machen.« Er wandte sich an Blackburn: »Schauen wir

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