Enthüllung
eine überaus gründliche und unvoreingeno m mene Untersuchung durchführen. Auf jeden Fall erscheint es mir aber geraten, dich zu bitten, daß du das Ergebnis dieser Untersuchung abwartest, bevor du eine bundesstaatliche Behörde verständigst.«
»Wie lange soll ich warten?«
»30 Tage.«
Sanders lachte auf.
»Aber das ist die übliche Zeitspanne für eine Untersuchung in Sachen sexueller Belästigung!«
»Ihr könntet es an einem einzigen Tag erledigen, wenn ihr nur wolltet.«
»Aber du mußt doch zugeben, Tom, daß wir im Augenblick unglaublich viel zu tun haben – die vielen Fusionsbesprechu n gen und –«
»Das ist euer Problem, Phil; ich habe ein anderes. Ich werde von meiner Vorgesetzten ungerecht behandelt, und ich finde, daß ich als langjähriger Angestellter das Recht habe, für eine umgehende Entscheidung über meine Klage zu sorgen.«
Blackburn seufzte tief. »Nun gut. Du hörst von mir.« Mit diesen Worten eilte er aus dem Zimmer.
Sanders ließ sich auf seinen Stuhl fallen und starrte in die Luft.
Es hatte begonnen.
E ine Viertelstunde später traf sich Blackburn mit Garvin im Konferenzraum der Firmenleitung im fünften Stock. Ebenfalls anwesend waren Stephanie Kaplan und Bill Everts, der Pers o nalchef von DigiCom.
Blackburn eröffnete die Sitzung mit den Worten: »Tom Sa n ders läßt sich außerhalb der Firma anwaltlich vertreten und droht uns mit einem Prozeß gegen Meredith Johnson.«
»O mein Gott!« sagte Garvin.
»Er klagt auf sexuelle Belästigung gemäß Artikel VII.«
Garvin trat vor Wut gegen das Tischbein. »Dieses Arsc h loch!«
»Was ist denn seiner Behauptung nach passiert?« fragte St e phanie Kaplan.
»Ich kenne noch nicht alle Details«, antwortete Blackburn. »Aber im Prinzip behauptet er, Meredith habe ihm gestern abend in ihrem Büro sexuelle Avancen gemacht; daraufhin habe er sie zurückgewiesen, und jetzt würde sie sich an ihm rächen.«
Garvin stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Scheiße! Genau das sollte nicht passieren! Das könnte eine Katastrophe werden!«
»Ich weiß, Bob.«
»Und, hat sie es getan?« warf Stephanie Kaplan trocken ein.
»Mein Gott, wer weiß das schon zu sagen, in einer solchen Situation … Das läßt sich doch nie aufklären.« Garvin wandte sich an Everts. »War Sanders wegen dieser Sache schon bei dir?«
»Nein, bisher nicht. Aber ich kann mir vorstellen, daß er bald kommen wird.«
»Wir müssen dafür sorgen, daß es innerhalb der Firma bleibt«, erklärte Garvin. »Das ist äußerst wichtig.«
»Äußerst wichtig«, stimmte Kaplan nickend zu. »Dafür muß Phil unbedingt sorgen.«
»Ich werde es versuchen«, sagte Blackburn. »Aber Sanders sagte, er wolle morgen die Menschenrechtskommission ve r ständigen.«
»Das wäre dann eine öffentliche Einreichung?«
»Ja.«
»Wie schnell wird so etwas publik gemacht?«
»Innerhalb von 48 Stunden wahrscheinlich. Es hängt wohl davon ab, wie rasch die Menschenrechtskommission ihren Papierkram erledigt.«
»Meine Güte!« sagte Garvin. »48 Stunden? Was ist nur in ihn gefahren? Ist ihm überhaupt klar, was er da tut?«
»Ich denke schon«, antwortete Blackburn. »Ich glaube, er weiß es ganz genau.«
»Erpressung?«
»Nun ja – sagen wir, er setzt uns unter Druck.«
»Haben Sie schon mit Meredith gesprochen?« fragte Garvin.
»Seit heute morgen nicht mehr, nein.«
»Irgendwer muß mit ihr reden. Ich werde es tun. Aber wie können wir Sanders aufhalten?«
»Ich habe ihn gebeten, unsere Untersuchung abzuwarten und die Einreichung bei der Menschenrechtskommission um 30 Tage zu verschieben«, erklärte Blackburn. »Aber er weigerte sich. Er meint, wir seien in der Lage, die Untersuchung an einem einzigen Tag durchzuführen.«
»Tja, da hat er wohl recht«, sagte Garvin. »Es gibt wahrlich viele Gründe für uns, diese Untersuchung an einem einzigen Tag durchzuführen.«
»Ich weiß nicht, ob das möglich ist, Bob«, gab Blackburn zu bedenken. »Wir stünden dabei unter Beobachtung. Das Unte r nehmen ist vom Gesetz her verpflichtet, eine gründliche und unvoreingenommene Untersuchung durchzuführen. Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, als hätten wir es eilig oder –«
»Verdammt noch mal, ich habe keine Lust, mir dieses juri s tische Geraunze und Gejammere anzuhören!« rief Garvin. »Um was geht es hier? Um zwei Leute, richtig? Ohne einen einzigen Zeugen, ja? Also: Es geht gerade mal um zwei Leute. Wie lange dauert es, zwei Leute zu befragen?«
»Also,
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