Enthüllung
uns die Sache doch mal genauer an. Worum geht es? Um Unvoreingenommenheit, richtig?«
»Ja …«
»Und wir wollen ihn weghaben.«
»Genau.«
»Okay. Meinen Sie, er wäre mit einer Schlichtung einve r standen?«
»Ich weiß nicht. Ich bezweifle es.«
»Warum?«
»Normalerweise kommt es nur dann zu einer Schlichtung, wenn ein Angestellter geht und eine Abfindungssumme ausg e handelt werden muß.«
»Ja und?«
»Ich denke, genau so wird er es sehen.«
»Versuchen können wir es trotzdem. Sagen Sie ihm, es ist unverbindlich, und sehen Sie zu, daß wir ihn dazu bringen, es auf dieser Basis zu akzeptieren. Nennen Sie ihm drei Namen und lassen Sie ihn einen aussuchen. Die Schlichtung leiten Sie am besten gleich morgen ein. Muß ich noch mit ihm sprechen?«
»Wahrscheinlich schon. Ich probiere es mal, dann können Sie gegebenenfalls nachhelfen.«
»Okay.«
»Wenn wir einen Schlichter von außerhalb einschalten, bri n gen wir allerdings eine gewisse Unberechenbarkeit in die Sache«, wandte Stephanie Kaplan ein.
»Der Schlichter könnte Sanders’ Klage stattgeben, meinen Sie? Dieses Risiko nehme ich auf mich«, erklärte Garvin. »Das Wichtigste ist jetzt, die Sache vom Tisch zu kriegen, und zwar ohne jedes Aufsehen und so schnell wie möglich. Ich will um jeden Preis verhindern, daß Ed Nichols in Sachen Fusion einen Rückzieher macht. Für Freitag mittag ist eine Pressekonferenz angesetzt – bis dahin muß die Sache vollständig bereinigt sein. Ich will Meredith Johnson am Freitag zur neuen Abteilungsle i terin ernennen. Hat jeder hier verstanden, wie vorzugehen ist?«
Alle nickten.
»Dann machen Sie sich an die Arbeit«, sagte Garvin und verließ den Konferenzraum.
D raußen auf dem Gang sagte Garvin zu Blackburn: »Mein Gott, ist das eine Bescherung! Ich bin alles andere als glücklich darüber, das kann ich Ihnen sagen.«
»Ich weiß«, sagte Blackburn düster.
»Sie haben die Sache total vermasselt, Phil. Das hätten Sie wirklich besser deichseln können. Wesentlich besser.«
»Wie denn? Was hätte ich tun sollen? Er sagt, daß sie sich an ihn rangemacht hat, Bob. Die Sache ist ernst. Und wir wissen beide, daß es in der Vergangenheit –«
»Meredith Johnson ist ein herausragendes Führungstalent«, unterbrach ihn Garvin. »Ich werde es nicht zulassen, daß diese lächerlichen Behauptungen ihre Karriere gefährden.«
Blackburn wußte, daß Garvin unerschütterlich auf Meredith’ Seite stand. Schon seit Jahren hatte er eine Schwäche für sie. Über die Johnson konnte man mit ihm einfach nicht diskutieren; wenn es um sie ging, war er keinerlei vernünftigen Argumenten zugänglich. Jetzt sah Blackburn sich allerdings gezwungen, es dennoch zu versuchen. »Bob«, sagte er, »Meredith ist auch nur ein Mensch. Ihre Grenzen kennen wir doch beide.«
»Ja«, sagte Garvin. »Sie ist jung, voller Enthusiasmus, durch und durch ehrlich und nicht bereit, sich auf irgendwelche betrieblichen Spielchen einzulassen. Und natürlich ist sie eine Frau. Es stellt offensichtlich wirklich eine Begrenzung dar, Frau zu sein.«
»Aber Bob –«
»Ich sage Ihnen, ich ertrage diese Vorwände einfach nicht mehr. Wir haben hier bei uns in Amerika keine Frauen in leitenden Positionen. Nirgendwo. Die Führungsetagen sind voller Männer. Und jedesmal wenn ich die Möglichkeit zur Sprache bringe, eine Frau an der Spitze einzusetzen, heißt es garantiert: ›Aber Bob!‹ Vergessen Sie’s, Phil. Irgendwann muß doch mal ein Anfang gemacht werden.«
»Kein Mensch würde dagegen etwas einzuwenden haben –«
»Sie haben etwas dagegen einzuwenden, Phil. Sie listen mir Gründe auf, warum Meredith sich angeblich nicht eignet. Und wenn ich eine andere Frau genannt hätte, gäbe es andere Scheingründe, die dagegen sprächen, daß sie die geeignete ist. Ich habe es wirklich satt.«
»Wir haben Stephanie. Und Mary Anne«, wandte Blackburn ein.
»Reine Alibifrauen«, sagte Garvin mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Gut, unser Leiter Finanzen ist eine Frau. Ein paar Leute in mittleren Positionen sind Frauen. Man wirft den Weibern ein paar Knochen hin. Aber im Grunde bleibt es dabei: Sie können mir nicht erzählen, daß eine intelligente, tüchtige junge Frau, die sich eine Karriere aufbauen will, nicht von Hunderten kleiner Gründe, ach so guter Gründe, daran gehindert wird, befördert zu werden, größere Machtfülle zu erhalten. Aber letztlich basiert das nur auf Vorurteilen. Und es muß aufhören. Wir müssen diesen
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