Enthüllung
Gang.
»Und?«
»Ich habe beschlossen, Louise Fernandez von der Kanzlei Perry und Fine mit meiner anwaltlichen Vertretung zu beau f tragen.«
Blackburn blickte verwundert drein. »Mit deiner anwaltlichen Vertretung?«
»Ja. Ein Prozeß wird sich nicht vermeiden lassen.«
»Ein Prozeß«, wiederholte Blackburn. »Weswegen willst du denn einen Prozeß anstrengen, Tom?«
»Wegen sexueller Belästigung gemäß Artikel VII.«
»Oh, Tom«, sagte Blackburn mit düsterer Miene, »das wäre unklug. Das wäre sehr, sehr unklug. Ich bitte dich dringend, das noch einmal zu überdenken.«
»Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht«, erwiderte Sanders. »Aber es bleibt dabei, daß Meredith Johnson mich belästigt hat. Sie hat mir Avancen gemacht, und ich habe sie zurückgewiesen. Jetzt spielt sie die verachtete Frau und will sich an mir rächen. Für den Fall, daß es dazu kommt, bin ich bereit, sie gerichtlich zu belangen.«
»Tom …«
»Dabei bleibt es, Phil. Genau das wird passieren, wenn ihr mich aus der Abteilung versetzt.«
Blackburn warf die Hände in die Luft. »Was erwartest du eigentlich von uns? Daß wir Meredith versetzen?«
»Ja. Oder daß ihr sie feuert. Das entspräche nämlich der ü b lichen Vorgehensweise, wenn ein Vorgesetzter einen Unterg e benen belästigt.«
»Darf ich dich daran erinnern, daß sie dich ihrerseits der sexuellen Belästigung beschuldigt hat?«
»Sie lügt«, sagte Sanders.
»Aber es gibt keine Zeugen, Tom. Auf beiden Seiten läßt sich nichts beweisen. Du und sie, ihr seid beide unsere Angestellten, denen wir vertrauen. Wie sollen wir denn, deiner Meinung nach, entscheiden, wem zu glauben ist?«
»Das ist euer Problem, Phil. Ich kann nur sagen, daß ich unschuldig bin. Und daß ich bereit bin, vor Gericht zu gehen.«
Blackburn stand in der Mitte des Raums und verzog nac h denklich das Gesicht. »Louise Fernandez ist eine kluge Anwä l tin. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie dir diese Vorgehen s weise nahegelegt hat.«
»Hat sie auch nicht. Es ist allein meine Entscheidung.«
»Dann ist es eine extrem unkluge Entscheidung«, sagte Blackburn noch einmal. »Du bringst das Unternehmen damit in eine sehr schwierige Lage.«
»Das Unternehmen bringt mich in eine sehr schwierige Lage.«
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, erklärte Phil. »Ich kann nur hoffen, daß deine Entscheidung uns nicht zwingt, dir zu kündigen.«
Sanders sah ihn an, hielt seinem Blick ruhig stand. »Das hoffe ich auch«, sagte er. »Aber ich bringe nicht genug Vertrauen auf, zu glauben, daß die Firma meine Beschwerde ernst genommen hat. Ich werde noch heute bei Bill Everts in der Personalabte i lung eine formelle Beschuldigung wegen sexueller Belästigung einreichen. Und ich werde Louise bitten, die Dokumente abzufassen, die bei der bundesstaatlichen Menschenrecht s kommission eingereicht werden müssen.«
»O mein Gott!«
»Sie soll sie gleich morgen früh einreichen.«
»Warum denn diese Eile?«
»Was heißt da Eile? Es handelt sich nur um eine Einreichung von Schriftstücken, damit die Klage schriftlich niedergelegt ist. Man ist verpflichtet, das zu tun.«
»Aber das ist eine sehr ernste Angelegenheit, Tom.«
»Das weiß ich, Phil.«
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, dich als meinen Freund.«
»Was denn?«
»Warte mit der formellen Beschuldigung noch ab. Zumindest, was die Menschenrechtskommission betrifft. Gib uns die Möglichkeit, eine betriebsinterne Untersuchung durchzuführen, bevor du die Sache nach draußen läßt.«
»Aber ihr wollt doch keine betriebsinterne Untersuchung durchführen, Phil.«
»Aber ja doch!«
»Du wolltest dir heute morgen nicht einmal meine Version der Geschichte anhören. Du hast mir erklärt, das sei nicht von Belang.«
»Das stimmt nicht«, erwiderte Blackburn. »Das hast du gründlich mißverstanden. Natürlich ist es von Belang. Und ich versichere dir, daß wir uns als Bestandteil unserer Untersuchung deine Geschichte in allen Einzelheiten anhören werden.«
»Ich weiß nicht, Phil«, sagte Sanders. »Ich wüßte nicht, wie die Firma in dieser Sache noch neutral sein könnte. Ich habe den Eindruck, daß sich alle gegen mich verschworen haben. Alle glauben Meredith; mir glaubt keiner.«
»Ich versichere dir, daß dies nicht der Fall ist!«
»Sieht aber ganz so aus. Du hast mir heute vormittag erklärt, über welch gute Beziehungen sie verfügt, wie viele Verbündete sie hat. Das hast du mehrmals erwähnt.«
»Wir werden
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