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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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schluchzend neben dem Katafalk und seufzt: „Fünfhundert Lire ein Hartholzsarg, vierzig Lire vier Wachskerzen . .
    Heim, trautes Heim! Diese paar Handbreit Mauer haben die Macht, mich von der Welt abzusondern. Hinter diesen diskreten Ziegelsteinen tu’ ich, was mir paßt: ich spreche, singe, arbeite, tanze auf einem Bein vor dem Radioapparat, ich male mir das Gesicht grün a n, und niemand außerhalb dieser Mauern weiß etwas davon. Heimeligkeit, traute Heimeligkeit! Süßes Tun-und-lassen-Können, was man will! Eines Morgens öffne ich die Augen und erinnere mich an etwas.
    „Margherita“, sage ich zu dem Geschöpf, das mit mir zu fast gleichen Teilen das Einkommen und das Schlafzimmer teilt, „gestern abend habe ich endlich das Geld bekommen, und ich glaube, wir kauf...“ Die vortreffliche Frau läßt mich nicht ausreden, springt wortlos aus dem Bett, zieht davoneilend einen bläulichen Morgenrock an und entschwindet. Ich bringe mein Herz zur Ruhe, rauche die gewohnte Zigarette, stehe auf, ziehe mich an und begebe mich ins Büro. Auf dem Treppenabsatz begegne ich dem vortrefflichen Wesen, das erregt aus der Wohnung meiner Nachbarn herauskommt und dezidiert erklärt: „Nein, nein, meine Liebe! Schwarz! Schwarz paßt für alles, für den Morgen, für den Abend und auch für Trauerfälle!“
    Auf der untersten Stufe begegne ich der Hausbesorgerin, die mir in sehr herzlichem Ton rät: „Ich an der Stelle Ihrer Frau Gemahlin würde ihn kastanienbraun nehmen; das ist jugendlicher.“
    Ich gebe ihr zwei Lire Trinkgeld.
    Jenseits der Haustür unterbricht die Obsthändlerin, die ihre neuen Kartoffeln aufschichtet, für einen Augenblick ihre Arbeit: „Meiner Meinung nach ist Schwarz eine Dummheit. Ein grauer ist hundertmal besser, und, ob Sie’s glauben oder nicht, er schmutzt viel weniger als ein schwarzer.“
    Ich höre mit großem Ernst zu. Zum Zeichen der Folgsamkeit und des Dankes berühre ich die Hutkrempe. Im Büro teilt mir der Portier sofort mit, daß ich angerufen worden sei. Mit leiser Stimme und jenem Takt, der seine besondere Gabe ist, fügt er hinzu: „Was hab’ ich Ihnen vor vier Jahren gesagt, als Sie hier eintraten? Sie haben sich schön herausgemacht! Und die anderen sollen nur krepieren vor Wut! Auf jeden Fall hat Ihre Frau ganz recht. Schwarz paßt zu allem.“
    Ich kann ihm ein entsprechendes Trinkgeld nicht vorenthalten. Sobald diese Finanzoperation erledigt ist, hänge ich meinen Überzieher im Vorzimmer auf und betrete die eigentlichen Büroräume. Die Sekretärin brummt mit einer verächtlichen Grimasse: „Natürlich einen schwarzen: die Farbe der Kaffern! Aber wenn sie auch einen grünen oder gelben nimmt, das Gesicht wird davon nicht anders!“ Der Bürochef hingegen grinst, als ich ihn grüße: „Gratuliere, junger Mann; wir werden Kapitalisten, nicht wahr? Ich finde Kastanienbraun besser; in zwei, drei Jahren können Sie daraus ein großartiges Futter für sich machen.“
    „Diese jungen Leute!“ seufzt kopfschüttelnd der Abteilungschef. „Wenn es nach mir ginge“, unterbricht ihn die Stenotypistin, „müßte sie einen roten nehmen, damit er zu ihrer Nase paßt.“
    „Oder grau, damit er zu den Haaren paßt“, bemerkt lachend die Verwaltungssekretärin.
    Dann verläuft der Vormittag ruhig, ausgenommen sechs oder sieben telephonische Anrufe von daheim.
    Der Straßenbahnwagenführer flüstert mir zu Mittag zu, daß Grau vielleicht besser wäre.
    Als ich an seinem Laden vorüberkomme, versichert mir der Friseur, wenn sie einen schwarzen kaufte, würde er ihr ein so außerordentliches Blondköpfchen machen, daß sich alle Leute nach ihr umdrehen würden.
    Auf der Treppe schwört mir der Lichtkassierer, daß auch die Dame vom zweiten Stock für ein schönes Grau, Nuance „Londoner Nebel“, sei.
    Kaum war ich daheim, kaum waren die sechs oder sieben Frauen, die gerade mit ihr diskutierten, fortgegangen, da raunte mir die Gefährtin meines Lebens höchst vorsichtig zu: „Giovannino, sag niemandem etwas. Ich möchte, daß der Pelz für alle eine Überraschung sein soll!“
    Heim, trautes Heim! Zwei Handbreit Mauer, Stahlpanzer, der mich gegen die Welt isoliert! Durch fünf Jahre war ich dem Klatsch von tausend und aber tausend Leuten preisgegeben; aber jetzt brauche ich nicht mehr kümmerlich in Mietzimmern zu hausen, jetzt habe ich mein Heim, in das die Bosheit und der Klatsch nicht eindringen können.

    Neulich kam die Dame vom ersten Stock zu uns. Es war das erstemal, daß

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