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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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stehlen will! Haltet ihn, Freunde!“ Ein Diebstahl unter diesen Bedingungen war unmöglich. Aber wo soll man den Knopf anbringen, der die Vorrichtung auslöste, wenn ein Unbefugter sich mit dem Auto davonmachen wollte? Ganz einfach: im Vordersitz. Haben Sie je einen Menschen gesehen, der stehend ein Auto lenkt? Der Dieb muß sich unbedingt setzen; wenn er sich aber setzt, gibt der Sitz nach, es entsteht ein Kontakt, die Vorrichtung tritt in Aktion.
    Ich machte den ersten Versuch, ließ das Auto mit offenen Fenstern auf der Straße stehen, um in irgendeinem böswilligen Menschen verbrecherische Instinkte zu erwecken, und wartete.
    Nach einer Viertelstunde tönte es von der Straße herauf: „Haltet den Dieb, haltet den Dieb! Da ist einer, der dieses Auto stehlen will! Haltet ihn, Freunde!“
    Ich stürzte hinunter. Hunderte drängten sich um mein Fahrzeug. Ein Hund hatte sich in Unkenntnis der neuen Vorrichtung auf den Vordersitz gelegt. Nicht sehr freundlich jage ich ihn weg. Die Leute lachen. Irgendeiner meint, es handle sich um eine Reklame. Nun ja, hier ist nichts mehr zu machen. Ich steige in den Wagen, um ihn an eine andere Stelle zu bringen. Ich hatte mich kaum gesetzt, als ein ohrenzerreißendes Geheul losging: „Haltet den Dieb, haltet den Dieb! Da ist einer, der dieses Auto stehlen will! Haltet ihn, Freunde!“
    Verdammt! Ich hatte vergessen, den Blockierungsknopf einschnappen zu lassen. In meiner Verwirrung bemühte ich mich, ihn zu finden, und das Geheul dauert indessen an. Ein Polizist eilt herbei, sieht die Menge, packt mich am Kragen. Ich bemühe mich, ihm zu erklären, was los ist. Dann beschließe ich, ins Zentrum zu fahren und das Auto dort irgendwo stehenzulassen. Ich werde mich in ein Café setzen. Auf dem überfüllten Corso Vittorio Emanuele begegne ich einer bekannten Dame. Ich bleibe stehen und bitte sie, einzusteigen. Sie steigt ein, ich fahre weiter und komme auf den Domplatz. Da höre ich plötzlich ein leises Schnappen, gefolgt von einem entsetzlichen Geheul: „Haltet den Dieb, haltet den Dieb Da ist einer, der dieses Auto stehlen will! Haltet ihn, Freunde!“ Ein Kurzschluß. Niemandem kann es rasch gelingen, diese höllische Vorrichtung zum Schweigen zu bringen. Nach zwei Sekunden habe ich Tausende von Leuten um mich. Die Dame weint vor Scham, ohrfeigt mich und geht. Die Menge droht, mich zu lynchen. Und inzwischen dröhnt das verdammte Tonband ununterbrochen: „Haltet ihn, Fr...! Haltet ihn, Fr...! Haltet ihn, Fr...! Haltet ihn, Fr...!“ Das Band ist defekt und wird so weitermachen, solange noch ein Atom elektrischer Energie in der Batterie ist.
    Die um mich versammelte Menge vergrößert sich schnell auf einige zehntausend.
    Die Feuerwehr trifft Vorkehrungen, um das Auto zum Schweigen zu bringen: sie bedeckt es mit Matratzen, schalldichten Stoffen, Kissen. Ein wenig gedämpft, als käme es von weither, geht aber das beängstigende Heulen fort: „Haltet ihn, Fr...! Haltet ihn, Fr...!“ Wenn ich zerstreut bin und in die Ferne blicke, weiß Margherita, daß ich an eine andere Maschine denke. Drei Tage hat sie mich jetzt so gesehen und kommt zu mir, während ich die schwarze Kassette auf meinem Schreibtisch betrachte.
    „Giovannino, warum schreibst du nicht der Firma?“
    Die Ratschläge der süßen Gefährtin meiner Schule und meines Lebens sind immer weise. Ich nehme meine Feder vor und schreibe: „Werte Firma,
    ich beehre mich, Sie darauf hinzuweisen, daß ich am soundsovielten eine Ihrer Schreibmaschinen Marke ,Rondinella’ gekauft habe, eine wahrhaft geniale Konstruktion, die der modernen Mechanik alle Ehre macht. Nichtsdestoweniger habe ich, kaum im Besitz des Gerätes, bemerkt, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    Denn nachdem ich einige Zeilen geschrieben hatte, ließ die Maschine offenkundige Zeichen von Ungeduld merken: sie blieb entweder hartnäckig stecken, oder sie weigerte sich, mich mit ihren Großbuchstaben zu erfreuen, oder der Wagen schnellte, wenn ich auf das ,A’ oder ,H’ drückte, von einem unerklärlichen Groll gepackt, mit einem blitzschnellen Sprung an den Anfang der Zeile zurück, oder sie schrieb, plötzlich frivol und leichtsinnig geworden, einen Buchstaben rot und einen schwarz.
    Da dachte ich, daß der hervorragende Mechanismus vielleicht noch nicht jene Probezeit hinter sich habe, die jede Maschine braucht, und bemühte mich, möglichst entgegenkommend zu sein. Um der Unannehmlichkeit mit den Großbuchstaben zu begegnen, begann ich, ganz lange

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