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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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können, ist alles in Ordnung. Die Schlauheit besteht darin, sich nur Dinge verbieten zu lassen, auf die man wenig Wert legt.

    Filippos Sohn ist zu mir gekommen.
    Aber wir wollen die Ereignisse nicht überstürzen und statt dessen einen Schritt zurück machen, bis zum 4. Juni 1935, dem Tag, an dem ich Filippo begegnete, dem trefflichen Vater des bereits erwähnten Sohnes. Ich ging unter den Bäumen einer großen Allee, ich sah nach dem blauen Himmel, und die Welt erschien mir schön, als ich Filippo begegnete.
    „Giovannino“, fragte er mich und packte mich an den Schultern, „weißt du, wer ich bin?“
    „Natürlich“, antwortete ich, „du bist Filippo.“
    „Nein“, erklärte Filippo düster. „Ich bin einer, der einen Strick sucht, um sich aufzuhängen.“
    Ich erinnerte mich, daß ich auf dem Dachboden eine Rolle Strick gesehen hatte; dienstbereit bot ich ihn Filippo an. Aber er glaubte, ich mache Scherze, und wollte statt dessen fünfhundert Lire.
    Der liebe Gott weiß es: ich hatte nicht mehr als diese fünfhundert Lire, und sie sollten mir dazu dienen, einen Monat mit ihnen auszukommen. Dies aber durfte Filippo nicht bekümmern — mir blieb ja der Strick!
    Eine Woche später sah ich Filippo wieder; er hatte das Vertrauen zum Leben wiedergewonnen und dankte mir.
    „Du hast einen Menschen vom sicheren Tod errettet, und ich werde dessen immer eingedenk sein. Mach dir wegen der fünfhundert Lire keine Sorgen! Morgen oder übermorgen hast du sie.“
    Als einige Tage vergangen waren, traf ich Filippo im Kino.
    „Habe noch ein paar Tage Geduld wegen dieser fünfhundert Lire“, erklärte er mir.
    Ich sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen, es hätte Zeit.
    Im folgenden Monat traf ich Filippo in der Eisenbahn; wir sprachen über einige interessante, aber allgemeine Themen, dann entschuldigte sich der treffliche Mann: „Denk nicht schlecht von mir wegen dieser fünfhundert Lire, Giovannino. Gott weiß, daß ich sie nicht vergessen kann. Manchmal kommt mich die Lust an, mit dem Kopf gegen die Mauer zu rennen. Es will und will mir nicht gelingen!“ Der brave junge Mann war verzweifelt, und ich tröstete ihn, so gut ich konnte. Ich sagte ihm, er möge sich meinetwegen keine Sorgen machen; er solle vor allem Ruhe bewahren, sich nicht auf regen, nicht ungeduldig sein. Der Erfolg im Leben falle dem zu, der seine Ruhe zu bewahren wisse.
    „Ruhe, Ruhe!“ rief er gereizt. „Du hast leicht von Ruhe reden! Du bist gut dran, alles gelingt dir, an Geld fehlt es dir nicht, du hast keine Sorgen, und wenn man keine Sorgen hat, ist es leicht, ruhig zu bleiben. Aber ich? Was soll ich machen? Wie soll ich ruhig leben, wenn es mir nicht einmal gelingt, dreckige fünfhundert Lire zusammenzukratzen, um mit ihnen eine Schuld zu begleichen? Man muß sich in die Lage eines anderen versetzen, mein Lieber, nicht immer so egozentrisch sein!“
    Ich bat ihn um Entschuldigung; ich hatte nicht die Absicht, ihn zu beleidigen. Er sagte mir, daß er das nie angenommen habe.
    „Ich weiß, daß du ein Freund bist“, seufzte er.
    Als drei Monate vergangen waren, fühlte ich plötzlich einen energischen Schlag auf meiner Schulter, als ich gerade eine Auslage betrachtete, und wandte mich mit einem Ruck um.
    Es war Filippo. Er schaute mich sehr böse an.
    „Giovannino“, sagte er streng, „es ist unnütz, daß du mir gegenüber diese Haltung annimmst. Es ist auch unnütz, daß du mich so anschaust! Ich kann dir die fünfhundert Lire nicht geben! Ich kann sie dir nicht geben!“ rief er. „Wenn ich sie dir geben könnte, brauchte ich sie mir nicht von dir abfordern zu lassen.“
    Ich bat ihn, sich zu beruhigen. Ich erklärte ihm, daß ich an die fünfhundert Lire längst nicht mehr dachte.
    „Du hast sie schon in den Wind geschrieben, nicht wahr? Weil Filippo seine Schuld nicht bezahlt, nicht wahr? Irrtum, Giovannino! Ich bin ein Gentleman und kann erhobenen Hauptes einhergehen.“ Die Leute begannen stehenzubleiben, und ich errötete vor Scham. „Du mußt Gentlemen respektieren, lieber Giovannino!“ schloß Filippo mit einem Schrei. „Darfst sie nicht erniedrigen!“
    Die Leute blickten mit Mißfallen auf Giovannino, der Gentlemen erniedrigte, statt sie zu respektieren, und ich entfernte mich gesenkten Kopfes, während Filippo stolz auf meine Niederlage blickte. Ich begann, Filippo auszuweichen; jedesmal, wenn ich ihn von ferne erspähte, bog ich in eine Seitengasse ein oder versteckte mich in einem Café. Aber manchmal

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