Enthuellungen eines Familienvaters
Haustüre brachte.
„Du machst dir keine Vorstellung, wie mich das ärgert, wenn ich eine Diskussion mitten drin abbrechen muß“, sagte mein Freund Luigi, indem er mich am Arm packte. „Begleite mich bis zu meinem Haus; so können wir weitersprechen.“
Es wäre unhöflich gewesen, nicht anzunehmen, und ich nahm an. Aber, wie es die Diskussionen schon an sich haben; sie fressen den Weg. So waren wir nach wenigen Minuten vor dem Haustor meines Freundes Luigi angekommen, ohne daß wir zu einem Schluß gekommen wären.
„Wenn ich zu keiner Lösung dieser Geschichte komme, kann ich heute nacht nicht schlafen!“ rief ich höchst verärgert und packte meinen Freund Luigi am Arm. „Sei nett: begleite mich bis zu meinem Haus, so können wir uns einigen und in Frieden schlafen.“ Freund Luigi zeigte keine übermäßige Begeisterung, aber er mußte schließlich annehmen.
Doch es war eine verdammte Diskussion; als wir zu meiner Haustüre zurückgekommen waren, waren wir noch immer mitten drin. Luigi erklärte, indem er mich an den Schultern packte, er würde lieber darauf verzichten, zu Bett zu gehen, als die Sache im Ungewissen lassen; wenn ich ein Freund sei, müßte ich ihn bis zu seinem Haus begleiten.
So begleitete ich meinen Freund Luigi zu seiner Behausung zurück. Aber die Sache ging noch weiter, bis mir Luigi, als wir zum dritten oder vierten Male vor seiner Haustür angelangt waren, mit einem flinken und unerwarteten Sprung entschlüpfte und mit dem Ruf im Hausflur verschwand: „Genug jetzt! Morgen muß ich früh aufstehen; ich geh’ zu Bett.“
Ich kehrte also allein nach Hause zurück und war ziemlich verärgert, denn abgesehen davon, daß ich meine Meinung nicht durchgesetzt hatte, habe ich auch noch eine Stange Geld zugesetzt.
Ich habe nämlich zu erwähnen vergessen, daß wir im Taxi gefahren sind.
Und das zeigt, daß es jeder von zwei Freunden, die nachts in einem Taxi sitzen, mittels scharfsinniger Erörterungen darauf anlegt, als erster auszusteigen, so daß der andere das Vergnügen hat, die ganze Fahrt zu bezahlen.
Nach vielen Jahren habe ich meinen Freund Francesco wiedergesehen. Ich erinnere mich, daß ich die zweite Klasse des Lyzeums besuchte, als ich ihn kennenlernte. Er war in der dritten Klasse, und wir trafen uns jeden zweiten Tag im Ankleideraum zum Rauchen, wenn der Philosophieprofessor mich bat, die Klasse zu verlassen, damit die Lektion über Heraklit und Anaximenes ohne plötzliches Krachen von Knallerbsen oder Tintenfässern ablaufen konnte.
Francesco war aus analogen Gründen vom Mathematiklehrer zum Verlassen der Klasse überredet worden, und der glückliche Zufall fügte es, daß die Maßnahmen fast immer gleichzeitig erfolgten. Das ging so durch drei Jahre. Als ich mit List die Schwelle der dritten Lyzeumsklasse überschritt, wurde Francesco mein Klassenkamerad. Dies bedeutete, daß Francesco die dritte Klasse des Lyzeums zum drittenmal absolvierte.
Nach weiteren Jahren gelang es mir, indem ich Listen anwandte, die ich zu gegebener Zeit nur meinem Albertino enthüllen werde, die Reifeprüfung zu bestehen. Ohne mich weiter um Francesco und all die anderen zu kümmern, begab ich mich in die Welt, um das Glück zu suchen.
Und heute habe ich Francesco wiedergesehen.
Er kam ohne vorherige Ankündigung in mein Haus geschneit, und ich habe ihn nicht gleich wiedererkannt. Das ist nicht zu verwundern, denn ein Mann von dreiunddreißig Jahren unterscheidet sich für gewöhnlich von einem achtzehnjährigen Jüngling. Vieles ändert sich in fünfzehn Jahren. Haare fallen aus, das Gewicht nimmt zu, manche Falte kräuselt leicht die Stirne, und der Schnurrbart wird beachtenswert.
Im ersten Moment habe ich Francesco nicht wiedererkannt. Aber als Francesco zum Zeichen der Begrüßung seinen Hut in die Luft warf und ihn nachher durch eine geschickte Bewegung mit dem Kopf wieder auffing, da stiegen die Erinnerungen stürmisch an die Oberfläche.
„Francesco!“ rief ich aus.
„Giovannino! Alter Seeräuber!“ antwortete Francesco mit einem geräuschvollen Lachen und versetzte mir einen kräftigen Schlag auf den Nacken. „Wie geht’s?“ Ich bat ihn, einzutreten; und Francesco wiederholte nach fünfzehn Jahren mit derselben Geschicklichkeit ein Kunststück, um das wir ihn damals beneidet hatten: Auf vier Meter Entfernung traf er mit seinem Hut, nachdem er ihn unter dem leicht angehobenen linken Bein durchgeschleudert hatte, genau auf den Kleiderhaken.
In meinem
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