Entrissen
Zeit den Unterleib, und sobald sie es nach draußen geschafft hatten, ließ Phil sie mit einem Krankenwagen in die nächstgelegene Klinik bringen.
Danach musste er nur noch sein Team zusammentrommeln und den Einsatz abschließen.
Nachdem er seine Nase hatte richten lassen, war er zurück aufs Revier gefahren. Anni hatte ihn begleitet.
»Also gab es Hesters Ehemann doch«, sagte sie, als sie sich erschöpft auf ihren Schreibtischstuhl sinken ließ.
Phil nickte. »Sophie hat uns zum Narren gehalten.«
»Aber warum?«
Er zuckte mit den Schultern. »Um ihren Vater zu schützen?« »Nach allem, was er ihr angetan hat?« »Wer weiß? Vielleicht hat sie ihn immer noch geliebt.« »Oder sie hat einfach so gelogen, ohne Grund.« »Sie belügen uns doch immer alle. Haben Sie das noch nicht begriffen?« »Was?«
»Tut mir leid. Das habe ich irgendwann mal zu Clayton gesagt ...« Er seufzte, und seine Augen wurden feucht. »Meine Güte, was für ein Alptraum ...«
Das Interesse der Medien an dem Fall war enorm. Phil hielt sich so weit wie möglich im Hintergrund und überließ Fenwick das Feld.
Danach ging alles ganz schnell.
Laurence Croft wurde tot aus dem Keller geborgen. Phil wusste, dass es eine interne Untersuchung geben würde, aber es wurde angedeutet, dass weder er noch Marina eine Anklage zu befürchten hatte. Wenn überhaupt, würde er eine Belobigung bekommen.
Hester wurde in eine geschlossene Anstalt eingeliefert und unter psychiatrische Aufsicht gestellt. Phil vermutete, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er - Phil konnte von Hester einfach nicht als
sie
denken - offiziell für unzurechnungsfähig erklärt wurde. Dem Baby ging es gut und würde bald seinem Vater übergeben werden. Phil hoffte, dass Graeme Eades der Aufgabe gewachsen sein würde.
Ryan Brotherton würde sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten müssen. Und Sophie Gale alias Croft war offiziell wegen Mordes angeklagt worden.
Blieb noch Claytons Beerdigung. Sie war für Phil das Schlimmste von allem.
Die Trauerfeier fand in der Colchester Baptist Church statt, die mitten im Stadtzentrum in der Old Lane lag. Das im georgianischen Stil erbaute Gotteshaus wirkte neben dem riesigen Einkaufszentrum mit seiner roten Backsteinfassade aus den Achtzigern irgendwie fehl am Platze.
Während Phil in der Kirche stand und sich an der geschwungenen Holzlehne der Bank vor ihm festhielt, fiel ihm auf, wie klein der Sarg neben der riesigen Orgel aussah. Wie unbedeutend.
Der Priester sprach davon, dass dem Mensch nur eine kurze Zeit auf Erden vergönnt sei, und Phil wusste, was jeder Trauergast in der Kirche in diesem Augenblick dachte: dass Claytons Zeit kürzer gewesen war als die der meisten anderen Menschen. Neunundzwanzig Jahre. Auch fiel ihm die Kluft zwischen Claytons Familie und seinen Kollegen auf. Man hatte ihn gefragt, ob er ein paar Worte sagen wolle, aber er hatte abgelehnt. Er konnte einfach nicht. Zu viel Schmerz, zu viele Schuldgefühle. Er hatte Fenwick gebeten, die Aufgabe an seiner statt zu übernehmen.
Der Priester sprach auch vom Geschenk der Hoffnung. Phil sah sich in der Trauergemeinde um. Claytons Mutter und seine Schwestern wirkten verstört, als könnten sie es noch immer nicht fassen. Selbst Anni weinte still vor sich hin. Offenbar gab es nicht viele, die mit diesem Geschenk etwas anfangen konnten.
Danach kam Fenwick zu ihm.
»Es gibt noch einen Empfang im Haus seiner Eltern. Wir wurden eingeladen.«
Phil nickte. »Gehen Sie nur«, sagte er.
»Ich glaube, sie würden es zu schätzen wissen, wenn Sie auch kämen.«
»Gehen Sie, Ben.«
Fenwick nickte und wandte sich um. Blieb dann aber stehen. Es gab noch etwas anderes, was er sagen wollte. Phil wartete.
»Wissen Sie, es ist gut möglich, dass alles herauskommt. Über ... Clayton. Bei Sophie Gales Prozess.« »Ich weiß.«
»Ich meine, natürlich werde ich tun, was in meiner Macht steht, aber...«
»Ich weiß.« Phil ließ den Blick über die Trauergäste schweifen, die aus der Kirche strömten. Claytons Mutter musste gestützt werden. »Tun Sie, was Sie können, Ben.«
Er ging davon.
Er hatte versucht, sich mit Marina in Verbindung zu setzen, sie aber nicht erreicht. Sie war nicht in ihrer Praxis, und zu Hause war sie natürlich auch nicht. Ihr Arzt hatte ihr geraten, sich eine Weile freizunehmen. Sie brauche Ruhe, wenn sie das Baby nicht gefährden wolle.
Unser Baby,
dachte Phil. Niemand wusste, wo sie war.
Tony Scott hatte überlebt,
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