Entscheidung auf Mallorca
»Was ist mit dir?«
»Du solltest es wissen.« – »Immer noch …?«
Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und hielt sich die Ohren zu. Eine ganze Weile saß er so, dann ließ er die Arme sinken und sagte: »Wenn das nicht bald aufhört, werde ich wahnsinnig.«
Peggy streichelte seine Hand. »Es wird vergehen, glaub’s mir. Du mußt dich nur bemühen, nicht mehr daran zu denken. Komm, laß uns etwas durch den Englischen Garten gehen. Ich mag nicht mehr sitzen.«
Wulf war alles recht. Er folgte Peggy, als wäre er willenlos, spazierte mit ihr durch die Anlagen, speiste mit ihr im »Königshof« und war nicht mehr ganz nüchtern, als sie zu später Stunde den »Käfig« aufsuchten.
Das Lokal war brechend voll. Eine Woge von Parfüm, gemischt mit dem Geruch von Wein, Tabak und Schweiß, schlug ihnen entgegen. Die Luft bebte unter dem Rhythmus einer Negerkapelle. Im flackernden Licht etlicher Kerzen stampfte auf der Tanzfläche ein Knäuel von jungen Paaren, deren Augen wie im Fieber glänzten.
»Gehen wir an die Bar«, sagte Wulf.
Peggy ahnte, daß er weitertrinken wollte. »Warum an die Bar?« erwiderte sie. »Laß uns warten, bis der Tanz zu Ende ist. Wir bekommen bestimmt noch einen Platz.«
Er achtete nicht auf ihre Worte, sondern ging zur Bar hinüber. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
»Was trinkst du?« fragte er, als sie Platz genommen hatten. – »Vielleicht einen Gin-fizz?« fragte eine mit äußeren Reizen reichlich gesegnete Bardame.
»Ich nehme lieber ein Glas Sekt«, antwortete Peggy und wandte sich an Wulf. »Du auch?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bleib’ beim Kognak. Aber einen doppelten«, fügte er an die Bardame gewandt hinzu. »Beim einfachen wird die Kehle so trocken.«
Peggy sah ihn flehend an. »Du solltest nicht soviel trinken! Es bekommt dir womöglich nicht.«
Wulf schaute sie geringschätzig an. »Meinst du?«
Sie wußte nicht, was sie antworten sollte, und legte ihren Arm über seine Schulter. »Sei doch nicht so.«
Er machte sich frei. »Laß das.«
»Willst du damit sagen, daß ich …?«
»Genau das!« unterbrach er sie und ergriff das Glas, das die Bardame vor ihn hingestellt hatte. »Prost!«
Peggy nippte an ihrem Sekt. Es war ihr anzusehen, daß sie nicht mehr ein noch aus wußte.
Wulf leerte sein Glas und stellte es zurück. »Noch einen.«
»Wieder einen doppelten?«
Er nickte und stieß Peggy an. »Erinnert sie dich nicht an jemanden?« fragte er und deutete mit dem Kopf zur Bardame hinüber.
Peggy betrachtete sie eine Weile. Worauf mag er hinauswollen, überlegte sie. Ich bin schon ganz konfus.
»Schau dir ihre Augen an«, fuhr er fort. »Könnten es nicht Miriams Augen sein?«
Er will mich quälen, dachte Peggy. Wenn ich nur wüßte, was ich antworten soll. »Das finde ich nicht«, erwiderte sie schließlich. »Miriam hat schönere Augen.«
Wulf stutzte. »Erstaunlich, daß du das zugibst.«
»Warum sollte ich es nicht zugeben? Ich habe Miriam immer gerne gemocht. Daß sie ein bißchen fade ist – du lieber Gott, wir können nicht alle …«
»Fade findest du sie?«
»Fade ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich dachte an ihre dauernden Hemmungen. Dadurch wird sie leicht zur Spielverderberin. Stell dir vor, welchen Spaß wir auf Mallorca noch hätten haben können, wenn sie nicht plötzlich drollig geworden wäre. Aber ich will mich nicht beklagen. Wäre Miriam vernünftig geblieben, hätte ich dich wahrscheinlich nie bekommen und somit wohl auch nie die große Liebe kennengelernt.« Sie berührte seine Hand. »Wollen wir darauf trinken? Und dann noch etwas zu mir gehen?«
Wulf sah Peggy an, als begriffe er nichts mehr. »Sag mal, spinnst du jetzt, oder bist du nicht mehr ganz normal?«
Peggy verschlug es den Atem. Ihr sonnengebräuntes Gesicht wurde um etliche Nuancen heller. »Was ist eigentlich mit dir los?« fragte sie entgeistert. »Legst du Wert darauf, mich zu quälen?«
»Wieso?«
»Du fragst, ob ich nicht ganz normal sei, nachdem ich dir zu verstehen gegeben habe, daß ich glücklich darüber bin …«
»… mich bekommen zu haben?« unterbrach er sie und lachte so laut, daß alle in der Nähe Sitzenden sich nach ihm umdrehten. »Jetzt behaupte nur noch, ich hätte dir die Ehe versprochen.«
Peggy war es unmöglich, etwas zu erwidern.
Wulf kippte seinen Kognak hinunter. »Du brauchst nicht zu denken, ich hätte etwas gegen dich«, fuhr er mit schwerer Zunge fort. »Ich mag dich sogar sehr gerne. Aber,
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