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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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heraufgewagt hast.«
    »Ich hätte es bestimmt nicht getan, wenn nicht besondere Umstände …«
    »Moment«, unterbrach er sie. »Ich bring’ nur schnell deinen Mantel nach draußen.«
    Miriam sah, daß der Raum durch einen Vorhang getrennt war, vor dem drei einfache Hocker und ein schmiedeeiserner Kacheltisch standen, auf dem neben einer Tabakdose und einer dicken Kerze ein Buch und eine Pfeife lagen. Auf dem Reißbrett war der Entwurf einer modernen, eigenwillig geformten Kirche befestigt.
    Als Harald zurückkehrte, bemerkte er, daß Miriam den Entwurf betrachtete. »Verrückte Sache, was? Man könnte vom ›Bluejeans-Stil‹ reden. Lange enge Röhren, sachlich, praktisch und nicht verlogen.« Er wies auf Miriams Hose. »Ich freu’ mich immer wieder, dich darin zu sehen. Aber im Kleid bist du natürlich auch nett. Sogar besonders. Weißt du noch, wie du mit mir in Alassio im wippenden Rock über die Promenade stolziert bist? Und ich hatte nur meine Bluejeans bei mir!«
    Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Harald, ich muß dich sprechen.«
    »Ich weiß. Unbedingt, hast du vorhin gesagt. Und da ich mein Köpfchen inzwischen etwas strapaziert habe, glaube ich zu wissen, um was es geht. Besser gesagt: um wen! Ich möchte aber, daß du dich zunächst einmal beruhigst. Und um das zu erreichen, quatsche ich blödes Zeug.«
    »Ich danke dir dafür, aber …«
    »Kein Aber«, begehrte er auf. »Du wirst dich jetzt hinsetzen, und ich werde uns einen richtigen Bauernschnaps einschenken. Meine Mutter hat der Wäsche wieder einmal ein kleines Fläschchen beigelegt. Macht sie zu gerne, obwohl sie weiß, daß ich mich darüber ärgere. Sie hat selbst nichts zu beißen. Doch bald ist es ja geschafft. Noch ein Semester, dann geht es los. Dann bin ich fertig und bau’ ihr einen Palazzo mit Himmelbett. Seit ihrer Kindheit träumt sie davon, einmal in einem Himmelbett schlafen zu können.«
    Miriam konnte sich nicht mehr beherrschen. »Harald, ich flehe dich an: Wulf ist in Gefahr!«
    Er trat hinter den Vorhang. »Entschuldige meine Grobheit, aber das wissen wir schon seit ein paar Wochen. Hat man ihn erwischt?«
    »Wie kalt du sein kannst.«
    Er kehrte mit einem Fläschchen und zwei Gläsern zurück. »Wundert dich das? Ich habe für vieles Verständnis und denke nicht im entferntesten daran, den Moralisten zu spielen. Mit Wulf bin ich jedoch fertig. Nicht, weil er kümmelte. Du lieber Gott, wer tut das nicht. Ich komme aber über seine Unkameradschaftlichkeit nicht hinweg. Und unkameradschaftlich scheint er ja immer noch zu sein. Denn wenn er in Gefahr schwebt, wie du sagst, ist es eine ausgesprochene Unkameradschaftlichkeit, sich ausgerechnet an dich zu wenden. Wenn überhaupt, dann hätte er sich an mich wenden müssen. Aber nein: erst belastet er dich auf die eine, dann auf die andere Weise.«
    Miriam schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht.«
    Harald füllte die Gläser. »Wieso nicht?«
    »Er hat mir ja nicht gesagt, daß er in Gefahr schwebt. Ich fühle es nur.«
    »Gesagt?« fragte Harald gedehnt. »Ist er in München?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Er hat mich aufgesucht. Wenn du ihn gesehen hättest, würdest du anders reden.«
    Harald strich über sein zotteliges Haar und dachte: Ich kann mir schon denken, was los ist. Peggy wird auf Mallorca in den höchsten Sirenentönen gezwitschert haben, und Wulf war kein Odysseus. Jetzt weiß er nicht, wie er seiner Penelope die fatale Geschichte vom Seitensprung beibringen soll. Wahrscheinlich hat er den Verstörten gespielt, und Miriam glaubt nun, er sei in Gefahr.
    Er reichte ihr ein Glas. »Trink erst mal diesen Muttergruß. Und dann werde ich mich bemühen, dir väterlich zuzuhören. Prost!«
    Sie nahm einen kleinen Schluck.
    »Jetzt der Reihe nach. Wann war Wulf bei dir?«
    »Vor einer Stunde. Er und Peggy sind erst heute nachmittag zurückgekehrt.«
    Harald stieß einen Pfiff aus. »Und da ist er gleich zu dir gekommen? Verzeih, Miriam, das finde ich rührend.«
    Sie seufzte. »Du hast recht. Mir hat es auch mächtig zugesetzt, als ich erfuhr, daß sie bis jetzt … Wulf hat aber nicht mehr gekümmelt.«
    »Natürlich nicht.«
    »Nein, wirklich nicht! Er hatte schon vor, nach Gerona zu telegrafieren, um uns zu bitten, noch einen Tag zu warten, weil Peggy fast viertausend Mark gewonnen hatte.«
    »Wie schön, daß es einen lieben Gott gibt.«
    »Sei jetzt nicht zynisch. Ich hab’ dir gesagt, daß Wulf in Gefahr schwebt!«
    »Mit den viertausend Mark?«
    »Die sind

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