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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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mir an Peggy mißfällt, ist ihr Leichtsinn. Bin ich etwa weniger leichtsinnig? Ich nehme ihr übel, was ich mir selbst vorzuwerfen habe und ungeschehen machen möchte. Aus Angst, Miriam zu verlieren.
    Es nützte nichts, daß Wulf sich in dieser Stunde selbst erkannte. Schon am nächsten Abend trieb es ihn wieder fort. Erneut trank er, bis man ihn an die frische Luft beförderte. Aber er hörte wenigstens den Schrei des Kindes nicht, dem er über Tag nicht hatte entfliehen können.
    Auch an den darauffolgenden Abenden betrank er sich, und er machte einen reichlich verwahrlosten Eindruck, als er am Spätnachmittag des vierten Tages den Garten des Cafés »Annast« aufsuchte, um sich mit Peggy zu treffen.
    Sie sah blendend aus, trug ein eng anliegendes Jackenkleid und hatte sich einen deftigen Seidenschal umgebunden.
    »Wie gefall’ ich dir?« fragte sie und strich über ihren Rock. »Bin ich nicht schick?«
    Wulf nickte.
    »Hab’ ich mir gestern gekauft. Vom vorigen Monatsgehalt, das ich …« Sie unterbrach sich und machte ein vorwurfsvolles Gesicht. »Wie siehst du aus? Geh mal durch deine Haare. Und deine Krawatte sitzt ganz schief.«
    Er zuckte die Achseln und rückte seinen Binder zurecht.
    »Hast du Ärger gehabt?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann mach nicht solche Trauermiene. Wenn man dich sieht, könnte man meinen, du hättest tagelang nicht geschlafen.«
    »Vielleicht hab’ ich das auch nicht.«
    Sie dämpfte ihre Stimme. »Kommst du immer noch nicht über die Sache hinweg?«
    Er gab ihr keine Antwort.
    »Und ich hatte mich so auf den heutigen Abend gefreut. Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich dich liebe. Jeden Tag hab’ ich …«
    Eine Kellnerin trat an den Tisch und erkundigte sich nach den Wünschen.
    Peggy bat um ein Eis, Wulf verlangte einen Kognak.
    »Kognak?« fragte sie verwundert. »Bei der Hitze?«
    »Warum nicht?«
    »Du bist komisch. Aber wovon hatten wir gesprochen?«
    »Ich weiß es nicht mehr«, erwiderte er gleichgültig.
    Sie machte ein betroffenes Gesicht. »Sei nicht so grantig. Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich mich wie ein Kind darauf gefreut habe, dich wiederzusehen. Da könntest du auch etwas nett sein.«
    Ich bin ein Ekel, dachte er. Sie bemüht sich um mich, und ich sitz’ da und will nichts von ihr wissen. Dabei ist sie hübsch. Und wahrscheinlich liebt sie mich wirklich.
    Peggy berührte seine Hand. »Ich mach’ dir einen Vorschlag: Sei heute abend mein Gast. Außer meinem Gehalt habe ich auch noch die Provision für die vier Fotoapparate bekommen. Ich möchte einmal mit dir im ›Königshof‹ sitzen und auf den Stachus hinabschauen. Und anschließend gehen wir tanzen. Vielleicht in den ›Käfig‹. Einverstanden?«
    Wulf schnitt eine Grimasse. »Der Spaß dürfte an fünfzig Mark kosten.«
    »Na, und? Das ist mir ein Abend mit dir wert.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Na, schön. Aber dann bist du mein Gast. Ich hab’ meinen vorigen Monatswechsel ja ebenfalls eingespart.«
    Peggy war überglücklich. »Wenn du mich einlädst, werde ich dir für fünfzig Mark etwas kaufen.«
    »Du bist verrückt«, erwiderte Wulf. »Halt deine Kröten zusammen. Du wirst früh genug wieder blank sein.«
    Sie lachte. »Kaum.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich meine Stellung verloren habe.«
    Wulf blickte erschrocken auf. »Hat dich dein Chef …?«
    »… auf die Straße gesetzt? So siehst du aus. Dafür wußte ich zuviel. Nein, nein. Wir haben das Verhältnis, wie es so schön heißt, im gegenseitigen Einvernehmen gelöst.«
    »Und nun?«
    »Werde ich mich zunächst einmal in aller Ruhe informieren.«
    »Du hast Nerven.«
    »Und ein gutes Aussehen, das ich rücksichtslos in den Wirtschaftswundertopf werfen werde. Ich denke, daß ein hübsches Gericht dabei herauskommen wird.«
    »Weißt du, was du bist? Ein Luder!«
    »Gott sei Dank«, erwiderte sie. »Wohin man mit Gretchenzöpfen kommt, haben wir ja gesehen. Die Blut- und Bodenromantik liegt hinter uns.«
    Wulf schüttelte den Kopf. »Zynismus kann man nicht erlernen. Den solltest du anderen überlassen.«
    »Etwa Harald?«
    »Auch ihm.«
    »Hast du ihn gesprochen?«
    »Nein.«
    »Miriam?«
    »Was soll die Ausfragerei? Wenn ich sie aufsuche, geht dich das noch lange nichts an.« Er wandte sich an die Bedienung. »Noch einen Kognak. Aber einen doppelten.«
    »Wulf!« Peggy sah ihn ungehalten an.
    »Hast du was gesagt?«
    »Nein«, antwortete sie wütend.
    »Dann ist ja alles gut. Sonst noch Wünsche?«
    Sie griff nach seiner Hand.

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