Entscheidung aus Liebe
der Kinder nur noch mehr vergrößert, und sie wollte sie nicht noch unglücklicher machen. Chloe hatte die beiden Mädchen auf ihre kleinen Stühle im Spielzimmer gesetzt, dann hatte sie sich vor ihnen auf den Boden gekniet, damit sie auf Augenhöhe mit ihnen war. Dann hatte sie mit einem gespielten Lächeln auf ihrem Gesicht und einem fröhlichen Tonfall mit ihnen gesprochen.
„Ich habe aufregende Neuigkeiten für euch, mes cheries. Ich werde nach Frankreich zurückkehren! Ist das nicht wundervoll?" Ihre enttäuschten kleinen Gesichter hatten ihr beinahe das Herz gebrochen. „Ich bin so glücklich, denn ich habe meine Schwester Gigi, meinen Bruder Renaud und meinen Papa sehr vermisst. Außerdem werde ich endlich meine Nichte kennen lernen. Sie ist noch ein Baby, wisst ihr."
Rebeccahs mürrische Antwort war nicht schwer vorherzusehen gewesen. „Ich will nicht, dass Sie weggehen."
„Aber ihr müsst doch verstehen, dass ich mich ohne meine Familie sehr einsam gefühlt habe und sie wieder sehen möchte."
„Aber Sie haben doch uns. Haben Sie uns denn nicht lieb?"
Diese Worte trieben ihr beinahe die Tränen in die Augen. „Natürlich habe ich euch lieb, meine kleinen Engel. Ihr dürft niemals etwas anderes glauben."
„Aber wer wird sich jetzt um uns kümmern?"
Mon Dieu, dachte sie. „Alles wird gut, ihr werdet es schon sehen. Ihr werdet eine andere Gouvernante bekommen, die euch genauso lieben wird wie ich. Nach einer Weile werdet ihr sie auch lieb haben, und dann werdet ihr mich überhaupt nicht mehr vermissen."
Sarah schüttelte den Kopf. „Nein."
„Ich will aber keine andere Gouvernante", sagte Rebeccah trotzig. Wenn dieser eigensinnige Ausdruck auf ihrem Gesicht stand, konnte sie keine Macht der Welt von ihrer Meinung abbringen.
Chloe schluckte schwer, um sich ihre Traurigkeit nicht anmerken zu lassen. „Ihr müsst ihr eine Chance geben, cherie."
„Nein, nein, nein! Sie sollen bei uns bleiben!"
„Nein!" stimmte sogar Sarah ihrer Schwester zu, und sie schüttelte noch einmal den Kopf.
„Nun ... es gibt noch andere, gute Neuigkeiten, Kinder. Euer Onkel wird heiraten. Lady Helena ist sehr nett - ihr habt sie gemocht, wisst ihr noch? Ihr werdet wieder eine richtige Familie haben, mit Vater und Mutter."
„Nein!" sagte Rebeccah mit lauter Stimme. „Niemals! Ich will überhaupt niemand anderen. Ich will Sie, Miss Chloe!"
Hilflos fühlte Chloe, wie ihre mühsam aufgebaute Fassade einstürzte. Sie hatte sich niemals gut verstellen können, warum sollte es ihr also bei diesen klugen Kindern gelingen? „Ich muss gehen", sagte sie in einem sanften Tonfall, ohne ihren Schmerz zu verbergen.
Plötzlich verlor Rebeccah die Beherrschung. Sie sprang von ihrem Stuhl und baute sich mit geballten Fäusten vor Chloe auf. „Ich hasse Sie, weil Sie uns allein lassen wollen! Warum müssen nur immer alle weggehen und uns allein lassen? Ich hasse Sie!"
Chloe versuchte das Mädchen in ihre Arme zu ziehen, um sie zu beruhigen, doch Rebeccah rannte an ihr vorbei und in ihr Schlafzimmer. Durch die offene Tür sah Chloe, wie sie auf ihrem Bett lag, strampelte und die Matratze mit ihren Fäusten bearbeitete. Die enttäuschten Wutschreie des Kindes wurden von den Kissen erstickt, in denen sie ihr Gesicht verborgen hatte.
Am liebsten hätte sich Chloe auf ihr eigenes Bett gelegt, um Rebeccahs Beispiel zu folgen. Doch noch ein weiteres kleines Mädchen saß vor ihr, das geliebte kleine Gesicht noch ernster als sonst. Chloe streichelte Sarahs runde Wange, während Tränen ihre Augen füllten.
„Nein, Chloe. Bleib hier", sagte Sarah einfach. Dann ging sie hinüber in das Schlafzimmer der Kinder und legte sich schweigend in ihr eigenes Bett, während neben ihr Rebeccahs gedämpfte Schreie zu hören waren. Dort rollte sie sich mit dem alten Samuel im Arm zusammen.
Nach einer Weile war Chloe zu ihnen gegangen und hatte sich am Türrahmen festgehalten, falls ihre zitternden Knie sie nicht mehr tragen würden. „Ich werde euch immer lieben, mes petites. Daran müsst ihr immer denken." Sie stand noch eine Zeit lang dort und wartete, bis Rebeccahs Schluchzen verstummt war und auch Sarahs Atemzüge ruhiger wurden. Als sie keinen Zweifel mehr daran hatte, dass die beiden schliefen, holte sie Harry aus dem Spielzimmer und legte ihn vorsichtig unter Sarahs Arm. Zu ihrem Erstaunen schmiegte sich der unternehmungslustige kleine Kater an seine junge Herrin und schloss zufrieden die Augen. Lady Anne leistete ebenfalls keinen
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