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Entscheidung aus Liebe

Titel: Entscheidung aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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hinüber. Jareths Herz schlug schneller, als sie offen seinem Blick begegnete. Das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht, und der Ausdruck ihrer Augen wurde ernst. Rebeccah bemerkte den Stimmungswandel ihrer Freundin jedoch nicht und drängte sie, das Spiel fortzusetzen.
    Sie war keine Schönheit, diese Miss Pesserat. Dennoch war sie kein hässliches Mädchen, mit ihren außergewöhnlichen graublauen Augen, ihrer Stupsnase und den vollen, sinnlichen Lippen. Ihr Haar hatte sich aus dem Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst, und die dunklen, seidigen Strähnen umrahmten ihr Gesicht.
    Nein, sie war gewiss nicht schön. Aber sie hatte etwas an sich, das einen Mann zweimal hinsehen ließ.
    Nachdem sie ihre Röcke glatt gestrichen hatte, richtete sie sich auf und ließ Rebeccah von ihrem Rücken zu Boden gleiten. Das kleine Mädchen verzog enttäuscht das Gesicht, als das Spiel beendet war.
    Seine Mutter beugte sich näher zu ihm. „Ich weiß, dass du erst gestern eingetroffen bist", flüsterte sie, „aber ich wünsche, dass du so bald wie möglich mit ihr sprichst, um sie in ihre Schranken zu weisen. Wir erwarten heute noch Gäste, und es wäre ein Skandal, wenn sie Zeuge dieses unmöglichen Benehmens würden. Du erinnerst dich doch noch an die Rathfords? Bei deinem letzten Besuch wurdest du Lord und Lady Rathford mit ihrer entzückenden Tochter Helena vorgestellt."
    „Ja", antwortete er beiläufig, ohne den Blick von dem Mädchen abzuwenden. Miss Pesserat war die Cousine seiner verstorbenen Schwägerin und war aus Frankreich angereist, um sich um Sarah und Rebeccah zu kümmern. Im Augenblick erteilte sie den Kindern Anweisungen, während sie die Decke vom Rasen aufhob.
    Rebeccah schien wenig beeindruckt von den Worten ihrer Gouvernante. Doch Miss Pesserat ließ sich von den heftigen Protesten der Kleinen nicht beeindrucken und wiederholte mit fester Stimme ihren Entschluss, zum Haus zurückzukehren. Schließlich stampfte Rebeccah wütend in Richtung des Hauses davon.
    Sarah erwies sich dagegen als folgsam. Miss Pesserat musste nur die Hand ausstrecken, und das kleine Mädchen stand auf, um sie zu ergreifen. Jareth verspürte einen erneuten Stich im Herzen. Wie sehr sich dieses Kind doch von der lebensfrohen Zweijährigen unterschied, die er bei seinem letzten Besuch vor nur sieben Monaten getroffen hatte!
    „Sei streng, wenn du sie auf ihre Fehler aufmerksam machst", sagte seine Mutter. Jareth hörte das Rascheln ihres Kleides, während sie zur Tür ging. Bevor sie den Raum verließ, fügte sie noch hinzu: „Aber nicht unfreundlich. Die Kinder brauchen sie. Gott möge uns beistehen, wir alle brauchen sie."
    Miss Pesserat und die Kinder verschwanden hinter der Ecke des Hauses. Wahrscheinlich würden sie es durch die Küche betreten. Er vernahm das leise Schließen der Tür und wusste, das er allein war.
    Jareth Hunt ließ den Kopf sinken und ließ sich von der Erschöpfung überwältigen, die Besitz von seinem Körper ergriff.
    Endlich hatte es Chloe geschafft, die Mädchen in die Betten zu bringen, damit sie ihren Mittagsschlaf hielten. Sie hatte Rebeccah ein Tablett mit ihren Lieblingskeksen versprechen müssen, wenn das Kind erwachte, doch diesen Wunsch konnte sie ihr leicht erfüllen. Cook, die Köchin, würde Chloe gerne diesen Gefallen erweisen. Cook war ebenfalls Französin, und obwohl sie sich vor Chloes Ankunft niemals begegnet waren, sah sie die jüngere Frau bereits als Verwandte an. Sie war der Ansicht, dass Franzosen in diesem fremden Land zusammenhalten mussten.
    Chloe summte ein leises Liedchen, als sie zu Sarahs Bett hinüberging. Das Mädchen hielt fest seinen Teddybären im Arm, dessen Fell voller Flecken war, wo ihn klebrige Kinderhände angefasst hatten. Sein linkes Auge fehlte, und seine Nähte waren bereits mehrmals erneuert worden.
    Lächelnd streichelte Chloe über Sarahs hellblondes Haar. „Der alte Samuel wird über dich wachen, während du träumst."
    „Alter Samuel" war der Name des Bären, der für Chloes Geschmack viel zu ernst klang für solch einen geliebten Gefährten. Doch Sarah hatte ihn bereits so genannt, bevor Chloe vor sieben Monaten eingetroffen war, um für die Kinder ihrer Cousine Bethany zu sorgen.
    Bald war Sarah eingeschlafen. Chloe wandte sich wieder Rebeccahs Bett zu. Das Mädchen schnarchte leise. Liebe, ungestüme, gebieterische Rebeccah, dachte Chloe. Sie verspürte einen Stich im Herzen, während sie das Kind beobachtete. In mancher Hinsicht saßen die Verletzungen des

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