Entscheidung der Herzen (German Edition)
geschädigt hat. Und damit meine ich nicht die Lords, deren Besitz in seine Hände gefallen ist. Nein, es müsste sich schon um ein Verbrechen handeln, das nichts mit Politik zu tun hat.«
Lord Arthur nickte traurig. »Am besten wäre es wohl, jemand, der durch Baldwins eigene Hand zu Tode gekommen ist, würde auferstehen und vor dem Gericht in Nottingham aussagen.«
»So ist es, mein Lieber, genau so ist es. Ich habe mich überall umgehört, denn auch ich will verhindern, dass Baldwin in unsere Familie einheiratet, aber auβer Gerüchten gibt es nichts. Noch nicht einmal die Entführung Jonathans könnte man anführen. Er ist als Stallbursche bei ihm und ihr habt keinen Geburtsschein für den Jungen. Er gilt überall als euer Sohn, das ist schon wahr. Doch jeder in der Gegend weiβ genau, dass Elizabeth nur zwei Mal schwanger war. Und adoptieren könnt ihr ihn auch nicht. Dafür müsstet ihr berichten, wie das Kind zu euch gekommen ist und wer seine Eltern sind.«
Lord Arthur nickte. »Ich weiβ das alles und grüble seit Jahren nach einer Lösung. Bisher ist mir nichts eingefallen. Und obwohl ich weiβ, dass ihr Baldwin nicht unbedingt öfter ertragen wollt, als ihr müsst, bitte ich euch trotzdem, zu Cath–ryns Verlobung zu kommen. Und natürlich auch zu Davids Verlobung mit Laetitia.«
»Sollen wir als Verwandte kommen oder hättest du lieber den Richter an deiner Tafel sitzen ?«
»Sowohl als auch, mein Lieber, sowohl als auch.«
»Ich habe Angst, Mama.«
Jonathan presste sich dicht an seine Mutter. Lady Elizabeth legte die Arme um ihn und flüsterte: »Pscht, pscht. Es wird alles gut. Am Samstag werden wir in unser Schloss zurückkehren.«
»Wie lange ist es noch bis Samstag?«, fragte das Kind und sah sich noch immer erschrocken in dem kleinen Raum um.
Elizabeth hatte bei ihrer Ankunft auf Baldwins Besitzeinen solchen Lärm veranstaltet, als sie sah, dass Jonathan tatsächlich in einem Kellerverlies eingesperrt war, dass Sir Baldwin schlieβlich angeordnet hatte, für Mutter und Sohn eine schlichte Kammer herzurichten.
Jetzt mussten sie ihr Essen zwar nicht mehr mit den Ratten teilen und hatten sogar eine einfache Bettstatt mit Strohsäcken als Nachtlager, doch eingeschlossen waren sie noch immer.
»Verzeiht die Misslichkeiten, Mylady«, hatte Baldwin hämisch gesagt. »Doch ich muss mich ein wenig absichern. Die Welt ist schlecht. Jeder will seinen Nächsten immer nur betrügen.«
Dann hatte er sich noch einmal zufrieden in dem kargen Raum umgeblickt und gesagt: »Betrachtet diesen kurzfristigen Aufenthalt hier als übung für die Zukunft, meine Gnädigste. Sobald Cathryn meine Frau und die Mitgift übergeben ist, werdet Ihr nicht viel anders leben. Es schadet bestimmt nicht, wenn Ihr Euch schon jetzt an die Armut gewöhnt.«
Lady Elizabeth hatte den Kopf in den Nacken gelegt und hoheitsvoll erwidert: »Es gibt etwas, das Ihr uns nicht nehmen könnt, Sir Baldwin. Und ich bin sicher, dass es genau das ist, was Ihr am heiβesten ersehnt.«
»Was soll das sein?«
»Liebe, Sir Baldwin. Liebe, Ehre und Stolz.«
Sie sah, dass sich sein Gesicht vor Zorn rot färbte und lachte. Ja, sie saβ da, in seiner Gefangenschaft, hielt ihren Sohn schützend im Arm und lachte, so laut sie nur konnte. Sie lachte ihre Angst weg, doch das wusste Sir Baldwin nicht. Er sah nur ihre Augen, die ihn – wie ihm schien – voller Hochmut fixierten und er konnte gar nicht anders, als wortlos dieTür hinter sich ins Schloss zu knallen und geräuschvoll abzuschlieβen.
»Mama!«, riss Jonathan Lady Elizabeth aus ihren Gedanken. »Wie lange müssen wir noch hier bleiben? Ich will nach Hause!«
»Geduld, Jonathan. Du musst noch ein wenig warten. Heute ist Mittwoch. Und zwischen Mittwoch und Samstag kommen noch der Donnerstag und der Freitag. Also ein wenig mehr als zwei Tage.«
»Und dann wir alles gut, Mutter?«
Sie presste den Kleinen an sich. Dabei stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie seufzte aus tiefstem Herzen, dann antwortete sie: »Ich hoffe es. Aber ich kann es dir nicht versprechen. Eins aber weiβ ich ganz genau: Ich liebe dich, Jonathan, jüngster Lord der Jourdans. Ich liebe dich von ganzem Herzen und werde alles tun, damit es dir gut geht.«
»Ich liebe dich auch, Mama, aber ich möchte nach Hause.«
»Ja, mein Schatz. Bald gehen wir nach Hause«, wiederholte Lady Elizabeth und fügte in Gedanken hinzu: Wo immer dies auch sein mag.
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Kapitel 25
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E s regnete noch immer. Der Himmel war so
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