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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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sie schlieβlich. »Doch bedenkt die ganze Sache noch einmal. Vielleicht liegen die Dinge anders, als sie sich Euch im Moment darstellen? Ihr seid müde, hungrig und die Krankheit steckt Euch bestimmt auch noch in den Knochen.«
    Störrisch schüttelte Cassian den Kopf: »Mit meinem ärgsten Feind ist sie gegangen. Alles hätte ich verstehen können: dass sie in ein Kloster geht oder zurück zu ihrer Familie, dass sie einem Ehrenmann folgt oder aus Angst vor der Pest die Stadt verlässt, zu Verwandten geht. Was auch immer sie getan hätte, ich hätte es verstanden. Aber Sir Baldwin Humbert ist mein ärgster Feind. Er hat mich um alles gebracht, was ich je besessen habe. Dass Cathryn mit ihm gegangen ist, nein, daskann ich nicht verwinden. Dafür verdient sie meine ganze Verachtung, meine ganze Abscheu.«
    Nach diesen Worten drehte Cassian sich um und schlurfte über den Kirchplatz, auf dem sich bereits eine groβe Menschenmenge gesammelt hatte, um dem Asketen zu lauschen, der mit dröhnender Stimme zu ihnen sprach.
     
    Cassian lieβ sich am Rande der Menge auf einem groβen Stein nieder. Er war zu Tode erschöpft. Den Kopf in die Hände gestützt saβ er da und stierte ins Nichts. Er bemerkte nicht einmal, dass ihm einige Leute ein paar Kupferpennys vor die Füβe warfen, als wäre er ein Bettler. Lange saβ er so, hatte alles rings um sich vergessen. Die Verzweiflung hatte sich seiner bemächtigt. Am liebsten wäre er für immer auf diesem Stein sitzen geblieben. Es gab nichts mehr, das ihn noch freute. Nur Elend und Mutlosigkeit wohnten noch in ihm. Dazu kamen die Schwäche seines ausgezehrten Körpers, die Müdigkeit, der Hunger und der Durst. Er hatte am Morgen nicht mehr als einen trockenen Kanten Brot gegessen, dazu einen winzigen Becher Wasser getrunken. Nun ging die Sonne langsam unter und sein Magen rumorte, als wohne ein Bienenschwarm darinnen.
    Schlieβlich löste sich die Menschenansammlung auf. Cassian wurde angestoβen und wäre beinahe von dem Stein gefallen, hätte ihm nicht rechtzeitig jemand beim Arm gepackt. Cassian sah hoch und blickte direkt in das Gesicht des Asketen.
    »Nun, mein Bruder«, sagte der Asket und sah ihn freundlich und interessiert an. »Wie bist du auf diesen Stein geraten? Du siehst aus, als hättest du eine schwere Zeit hinter dir.«
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte Cassian und berichtete in wenigen Sätzen, was ihm widerfahren war.
    Der Asket hörte ihm aufmerksam zu, ja, er setzte sich sogar neben Cassian auf den Stein. Schlieβlich, als Cassian geendet hatte, räusperte er sich und sagte: »Nun, unsere Wege führen uns nicht immer direkt zum Ziel. Oft müssen wir Umwege in Kauf nehmen, um letzten Endes dorthin zu gelangen, wo unser Platz ist. Das Ziel aber ist das innere Licht Gottes.«
    Cassian sah auf. »Ich verstehe Euch nicht.«
    Der Asket lachte, streckte ihm eine Hand hin. »Sag du zu mir. Alle Menschen sind gleich vor Gott. Also verdient es auch niemand, mit »Ihr« oder gar mit Titeln angeredet zu werden. Nicht einmal der König.«
    Er lachte ein wenig: »Ich heiβe George Fox.«
    Auch Cassian stellte sich vor, dann fragte er: »Wer bist du, George Fox? Ein Wanderprediger?«
    »Ja. Nein. Vielleicht. Wer weiβ schon so genau, was er ist? Suchende sind wir. Alle ! Ich habe nach Gott gesucht. Mein ganzes Leben lang habe ich nichts anderes getan. Oft nahm ich meine Bibel und ging in die Welt, saβ in hohen Bäumen und an einsamen Orten, bis die Nacht hereinbrach; und oft ging ich nachts umher, über mich selbst trauernd, denn ich war ein Mann des Kummers. WTar, wie du jetzt bist, Cassian.«
    Er legte dem jungen Lord seine groβe, warme Hand für einen Moment auf den Unterarm, dann sprach er weiter: »Dann aber zeigte mir der Herr den Weg und lieβ mich seine Liebe erkennen, die ohne Ende und ewig ist und alles Wissen übersteigt, das die Menschen in ihrem natürlichen Zustand haben oder aus der Geschichte oder aus Büchern erfahren können. Seitdem bin ich ein glücklicher Mann.«
    Cassian nickte nachdenklich. »Auch ich wünsche mir seit Jahren schon, ein glücklicher Mann sein zu können. Oder wenigstens ein zufriedener Mann. Doch ich ziehe das Unglück an, habe inzwischen sogar den Glauben verloren. Den Glauben an die Liebe meine ich. Alles, was ich jetzt noch habe, ist Gott.«
    »Dann komm mit mir«, forderte George Fox Cassian auf. »Oder gibt es etwas, das dich hier hält?«
    »Nein, nichts. Gar nichts. Doch wohin gehst du?«
    »Hierhin und dorthin. Ich

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