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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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trotz der vergeblichen Bemühungen derjenigen, die dich vor einem sehr alten, sehr toten und völlig harmlosen Ding beschützen wollten.
    »Faethor! Faethor Ferenczy!«
    Haaarrrry Keeeoooogh!, säuselte der andere mit einschmeichelnder Stimme. Harry, du ehrst mich mit dieser Betonung, die du auf meinen Namen legst. Ist das Ehrfurcht, die ich da spüre? Zitterst du vor der Macht, die ich einst darstellte? Oder ist da noch etwas anderes? Angst vielleicht? Aber wovor? Weshalb die Furcht? Und das bei einem, der einst so furchtlos war? Sag es mir: Was hat dich so verändert, mein Sohn?
    »Ich bin nicht dein Sohn«, gab Harry augenblicklich zurück, und ein Teil seines alten Selbst blitzte wieder durch. »Mein Name ist ehrbar. Versuche nicht, ihn zu beschmutzen.«
    Ach, lächelte die blubbernde, zischende Monstrosität in seinem Kopf. Das ist schon besser. Es ist immer gut, wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat.
    »Was willst du, Faethor?« Harry war misstrauisch. Vorsichtig. »Hast du gehört, wie die Toten über mein Missgeschick flüstern, und bist gekommen, um mich zu verspotten?«
    Dein Missgeschick? Faethors gespielte Überraschung konnte den bitteren Sarkasmus nicht übertünchen. Dir ist ein Missgeschick widerfahren? Ist das denn die Möglichkeit? Bei so vielen Freunden? Bei all den zahllosen Toten, die dich beraten und leiten?
    Selbst im Traum verstand sich Harry auf die Art der Vampire – selbst wenn es sich um »harmlose« verstorbene Exemplare handelte. »Faethor«, sagte er. »Ich bin sicher, du kennst mein Problem sehr wohl. Aber da du danach gefragt hast, werde ich es trotzdem aussprechen: Ich bin nicht länger ein Necroscope, außer in meinen Träumen. Also genieße deine Quälerei, solange du kannst, denn im Wachen werde ich das alles wieder vergessen haben.«
    Diese Verbitterung! Außerdem – ich hatte gedacht, du und ich, wir wären Freunde!
    »Freunde?« Beinahe hätte Harry laut aufgelacht, aber er beherrschte sich. Es war besser, diese Kreaturen nicht zu provozieren, nicht einmal eine, die so unzweifelhaft tot und vergangen war wie Faethor. »Wie sollten wir Freunde sein? Die Toten sind meine Freunde, wie du selbst gesagt hast, und für die bist du ein Schreckgespenst.«
    Und so verleugnest du mich, obwohl der Hahn noch nicht zum dritten Mal gekräht hat.
    »Das ist Blasphemie!«
    Harry spürte Faethors bösartiges, klaffendes Grinsen. Natürlich ist es das. Ich bin eine Blasphemie, Haaarrry! So sehen es wenigstens einige.
    »So sehen es alle. So muss man es sehen, wenn man bei Sinnen ist, Faethor.« Und schroff fügte er hinzu: »Und jetzt geh, wenn du mit deinem Spott fertig bist. Es gibt angenehmere Träume.«
    Du hast ein kurzes Gedächtnis!, fauchte Faethor. Als du Rat brauchtest, bist du zu mir gekommen. Und habe ich dich da weggeschickt? Und wer war es, der deine Feinde in den Bergen der Horvathei vernichtet hat?
    »Du hast mir geholfen, weil das in deine Pläne passte, und aus keinem anderen Grund. Du hast mir geholfen, weil du dich damit an Thibor rächen konntest, und du ihn so ein zweites Mal vernichtest hast, noch aus dem Grab heraus. Du hast Ivan Gerenko von der Felswand vor deinem Schloss geschleudert, weil er für dessen Zerstörung verantwortlich war. Du hast nichts für mich getan. Eigentlich, und das sehe ich erst jetzt so richtig, habe ich dir mehr genützt als du mir!«
    Ach!, fauchte Faethor. Du bist also doch nicht ganz so ein Trottel, wie ich dachte! Kein Wunder, dass du es geschafft hast, Harry Keogh! Aber selbst wenn das, was du da sagst, richtig ist, musst du doch zugeben, dass wir beide dadurch unseren Vorteil hatten?
    Da wurde Harry klar, dass der alte Vampir nicht nur gekommen war, um ihn zu verspotten. Nein, es steckte mehr dahinter. Das schloss er aus Faethors Ausdrucksweise, durch die Betonung des ›wir beide‹ und des ›Vorteils‹. Harry begann sich zu fragen, ob auch dieses Gespräch vielleicht einem beiderseitigen Vorteil dienen könnte? Was wollte das Monster, und was vielleicht noch wichtiger war, was war es bereit, dafür zu geben?
    Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. »Na komm, raus damit, Faethor! Was willst du von mir?«
    Schäm dich, sagte der andere. Du weißt, wie sehr ich eine gepflegte Unterhaltung schätze, die Überredung durch unwiderlegbare Logik, die elegante Manipulation der Worte, das geschickte Verhandeln, bevor es zu einem Handel kommt. Willst du mir diese primitiven Freuden neiden?
    »Spuck’s aus, Faethor. Sag, was du

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