Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
Vom Netzwerk:
die Union auf genau diesem Prinzip begründete. Selbst unser vielgepriesenes Militär steckt voller Opportunisten, die glauben, der Dienst am Staat und der Dienst an den eigenen Ambitionen seien ein und dasselbe.«
    Iliana dachte an die schicksalhafte Nacht im Naturhistorischen Museum zurück. »Leute wie Gul Dukat, meinen Sie.«
    »Sie hatten ihn von Anfang an durchschaut, nicht wahr?«
    »Er war nicht gerade subtil, falls Sie das meinen. Aber inwiefern soll Dukat schlimmer als die anderen Guls oder Legaten sein, die sich um Cardassias äußere Angelegenheiten kümmern?«
    »Dukat will stets das Beste … für Dukat«, erklärte Entek. »Insbesondere, wenn es darum geht, seine angeblich funktionierende Diktatur auf Terok Nor zu festigen. Er ist politisch gut vernetzt und gibt einen formidablen Gegner ab. Seine Feinde sind so mächtig und zahlreich wie seine Freunde, doch ihr größter Fehler bestand stets darin, dass sie ihn unterschätzten.«
    »So, wie Sie über ihn sprechen, klingt er fast wie ein Sicherheitsrisiko.«
    »Er ist ein gefährlicher Mann«, bestätigte Entek prompt. »Insbesondere für die, die ihn seiner Ansicht nach schlecht behandeln. Er hat wenig Sympathie für den Orden … zumindest nicht, seit sein Vater vor Jahren verstarb. Und wenn er eins von den Bajoranern gelernt hat, dann, wie man einen Groll pflegt. Doch selbst ein Mann wie Dukat versteht, dass der Dienst am Staat Opfer erfordert – und den Willen, alles zu ertragen, was dieser Dienst nötig macht. Man muss stets handeln. Ohne Vergnügen, ohne Bedauern, ohne Wut und ohne Mitleid.«
    »Aber …«
    »Ja?«
    »Ich bin keine Vulkanierin, Corbin«, sagte Iliana. »Ich kann nicht einfach abschalten, was …«
    »Das müssen Sie auch nicht. Vulkanier verfügen über die gleichen Emotionen wie Sie, Iliana. Sie lassen sich nur nicht von ihnen beherrschen. Das wird eine der vielen Fertigkeiten sein, die ich Ihnen beibringen werde.«
    Iliana nickte, doch mit einem Mal wurde sie abgelenkt. Irrte sie sich, oder waren ihre Schritte auf dem stark frequentierten Gang ungewöhnlich laut?
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Entek.
    »Es ist nur … Es ist so still. Die Leute bewegen sich hier regelrecht lautlos. Ist das eine weitere Lektion?«
    Entek nickte. »Eine äußerst nützliche. Lassen Sie mich Ihnen etwas zeigen.« Er führte sie zu einem Lift, und kurze Zeit später standen sie außerhalb des Versammlungsgebäudes.
    Die Imperial Plaza umspülte sie wie ein rauschender Fluss. Iliana war ein Sandkorn, umgeben von scheinbar zahllosen anderen Sandkörnern, die in alle Richtungen strömten. Wo sie auch hinsah, fand sie Cardassianer, die von einem Aspekt ihres Tages zum nächsten eilten.
    »Achten Sie auf ihre Gesichter«, sagte Entek, der neben ihr herschlenderte. »Wie würden Sie den Ausdruck beschreiben?«
    »Sie sehen benommen aus«, war das erste, was Iliana in den Sinn und über die Lippen kam. Dann überdachte sie ihre Antwort. »Schon konzentriert, das ja, aber nicht auf diesen Ort oder ihre aktuelle Tätigkeit.«
    »Und was folgern Sie daraus?«
    Iliana betrachtete einen groß gewachsenen Mann, der sich ihr näherte. Brauner Anzug, schwarze Schultertasche. Er sah stur geradeaus, und seine Lippen formten stumme Worte.
Er wiederholt eine gerade beendete Unterhaltung oder übt eine, die er bald führen will
. Der Mann schob sich an Iliana vorbei, ohne sie anzusehen. Auch die übrigen Passanten wirkten ganz mit sich selbst beschäftigt.
    »Sie sind sich ihrer Umgebung kaum bewusst«, stellte Iliana fest. »Nur so weit es für sie nötig ist, um von A nach B zu gelangen. Sie denken eher an ihr Ziel als an ihren Weg.«
    Entek nickte. »Diesen Platz überqueren zu nahezu jeder Zeit vielleicht zweitausend Cardassianer, und doch sind sie füreinander wie unsichtbar. Oh, sie nehmen die anderen Personen wahr, aber nur als Abstraktum. Sie achten nicht auf Details. So nichts Atypisches geschieht, erinnern sie sich später nicht einmal an diesen Moment.
Das
ist der Kern unsichtbaren Bewegens. So versteckt man sich in aller Öffentlichkeit.«
    »Indem man mit der Umgebung verschmilzt«, begriff Iliana. »Man versteckt sich, indem man übersehbar wird.« Der Gedanke war ihr nicht neu, hatte sie ihn doch mehr als einmal umgesetzt.
    »Ganz genau.« Entek klang zufrieden. »Wie wir physisch mit unserer Umgebung interagieren, ist genauso wichtig wie unser emotionaler Umgang mit ihr. Wir müssen für unsere Umgebung zu Geistern werden.«
    »Ich glaube nicht an

Weitere Kostenlose Bücher