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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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nachdem sie den Test endlich gemeistert hatte, hatte sie noch einen Monat lang auf dem kalten Fußboden nächtigen müssen.
    Neun.
    Spätere Übungen waren um ein Vielfaches schwerer gewesen, doch Iliana hatte nie wieder versagt. Allerdings war sie bis heute auch auf kein System gestoßen, das mehr als sieben Muster erfordert hatte.
    Elf.
    Entek stand hinter ihr und sah schweigend zu, wie sie das zwölfte isolierte. Der chaotische Strom aus unverständlichen Schriftzeichen verwandelte sich in das Verzeichnis einer romulanischen Datenbank. Nur wenige Sekunden bevor Ilianas Zeit abgelaufen gewesen wäre.
    Sie unterdrückte den Seufzer der Erleichterung, der in ihr aufstieg, und sah zu ihrem Lehrmeister. Doch Entek reagierte kaum. Er sah weiter auf den Monitor. Da war nichts in seinen Augen … außer einem berechnenden Funkeln.
Der Obsidianische Orden, Tag 353
    »Sie denken schon wieder an ihn«, bemerkte Entek, als sie ihm von der Übungsmatte aufhalf, auf der sie den Nachmittag über trainiert hatten.
    »Wie bitte?«, gab sie sich ahnungslos.
    »Bitte sparen Sie sich die Schauspielerei.« Entek nahm ihren Übungsstab und verstaute ihn neben seinem eigenen wieder an der Waffenwand der Turnhalle. »Ich sehe es, wenn Sie an Ataan denken. Sie werden dann fahrlässig.«
    Sie stutzte und mühte sich, ihre Überraschung zu kaschieren. Konnte er sie wirklich so gut durchschauen? »Ich hab grade mit Ihrem Hintern den Boden gewischt, Corbin.«
    »Wohl kaum«, entgegnete er trocken. »Sie haben die Aufgabe erfüllt, ja. Aber Ihrer Technik mangelte es an Finesse.«
    Iliana seufzte und ging zum Rand der Matte. Den Rücken zu Entek gewandt, griff sie nach ihrer Wasserkugel. »Vielleicht steht mir heute einfach nicht der Sinn nach Finesse.«
    »Vielleicht sind Sie abgelenkt«, tadelte er sie. »Also: Falls Sie nicht möchten, dass ich die Frequenz und die Dauer dieser Trainingseinheiten verdoppele, konzentrieren Sie sich von jetzt an auf Ihre Arbeit.«
    Sie rollte mit den Augen. »Gut.«
    Entek schwieg nur kurz. »Eines verstehe ich allerdings nicht.«
    »Und das wäre?«, fragte sie zwischen zwei Schlucken und spürte, dass er näher kam.
    »Sie sprechen nie von ihm. Man sieht, dass Sie an ihn denken, aber Sie fassen die Gedanken nie in Worte. Weshalb? Fürchten Sie sich vor dem Schmerz … vor der Wut?«
    »Wut?«
    »Auf Ataan. Der starb, weil er nicht begriff, wie unerbittlich sein Gegner war.«
    Iliana sagte zunächst nichts. Anfangs dachte sie, Entek wolle sie provozieren, ihre Beherrschung auf den Prüfstand stellen. Doch im Laufe der Monate hatte sie seine Methoden gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass seine Neugierde dieses Mal ehrlicher Natur war.
    Glaubte sie wirklich, Ataan trüge an seinem Tod genauso Schuld wie die Bajoraner, die den Stützpunkt bombardiert hatten? Iliana erinnerte sich an seine Briefe und Beschreibungen. Tatsächlich kam ihr seine Einstellung zu den Bajoranern mittlerweile naiv, geradezu närrisch vor.
    »
Ich
werde diesen Fehler
nicht
machen«, sagte sie leise.
    Entek stand nun direkt hinter ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Das weiß ich.«
    Iliana spürte seinen Atem im Nacken.
    Langsam und zielsicher drehte sie sich um. Ihr Blick traf ihn unvorbereitet, spießte ihn auf, und sie dachte daran, wie Gul Darhe’el an jenem Abend im Museum Pirak angesehen hatte. Ihr war, als schrumpfe auch Entek unter ihrem Blick ein wenig.
    Sie sprach langsam und gleichmäßig: »Auch Sie sollten keinen Fehler begehen, Corbin. Konzentrieren Sie sich auf die Arbeit – falls Sie sich nicht ebenfalls einen unerbittlichen Feind machen wollen.«
    Entek blinzelte.
    »Und jetzt gehen Sie mir aus dem Weg«, forderte sie leise.
    Eins musste sie ihm lassen: Er fing sich schnell. Entek blickte auf sie herab, als müsse er sie völlig neu einschätzen. Dann lächelte er knapp. Iliana hasste dieses Lächeln. Wenn Entek lächelte, hatte das nichts mit Freude zu tun. Nur mit Herablassung.
    Er neigte den Kopf und trat gerade weit genug zur Seite, dass sie an ihm vorbei konnte. Iliana verließ den Raum und dachte nur noch an die Dusche, mit der sie sich seinen Gestank von den Höckern waschen würde.
Der Obsidianische Orden, Tag 414
    »Willkommen zurück«, grüßte Entek, als sie den Raum betrat. »Ich vermute, Sie haben Ihre Auszeit genossen.«
    Nach über einem Jahr Ausbildung hatte sich Iliana eine dreitägige Pause verdient und diese bei ihren Eltern daheim im Paldar-Sektor verbracht.
    Bei ihrer Rückkehr zum Orden erfuhr

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