Entsetzliches Gleichmaß
mit dem Gesicht voran in einer Pfütze.
Ilianas Knie gaben nach. Keuchend sank sie zu Boden, und der Regen prasselte auf sie ein, reizte ihre Wunde, durchnässte ihre Kleidung und zog sie nach unten. Spitze Steinchen bohrten sich in ihre Knie.
»Computer«
, hallte Enteks Stimme durch den Regen.
»Programm beenden und Versiegelung aufheben.«
Sie hörte, wie die Holosuite-Tür aufglitt. Die Steinchen unter ihren Knien verschwanden, ersetzt durch einen glatten grauen Fußboden, durch den sich ein Netz holografischer Dioden zog. Blut tropfte auf den Boden. Kalter Nachtregen wich normaler Raumbeleuchtung und warmer, trockener Luft.
Irgendjemand trat zu Iliana und untersuchte sie mit einem medizinischen Scanner. Die zweiten Schritte näherten sich deutlich langsamer. »Nun?«, fragte Entek.
Der Bericht des Mediziners war kurz und prägnant: »Nichts Ernstes, sofern sie sich sofort auf der Krankenstation versorgen lässt. Können Sie aufstehen, Agentin Ghemor?«
Iliana stand schon wieder, bevor er ihren Namen sagte. Sie wollte sich gerade zum Gehen wenden, da ließ etwas sie erstarren.
Der Körper der Bajoranerin war nicht verschwunden wie der Rest der Simulation. Auch das Messer in ihrem Nacken nicht. Eine Blutlache breitete sich unter dem schwarzen Haar aus.
»Sie war real«, sagte Iliana tonlos.
»Ich fand, es war an der Zeit, Ihnen eine Gegnerin zu geben, die es ernst mit Ihnen meint«, erklärte Entek. »Nur so konnte ich sichergehen, dass Sie bereit für den Außeneinsatz sind.«
Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ein Einsatz?«
»So ist es.«
»Wann?«
»Bald. Wir müssen noch einige … Vorbereitungen treffen.«
»Nämlich?«
»Nur Geduld«, erwiderte Entek und lächelte. »Das Briefing kann warten, bis Sie nicht mehr verbluten.«
Iliana merkte plötzlich, dass ihre gesamte rechte Körperhälfte blutgetränkt war. Dennoch starrte sie auf die Bajoranerin. »Wer war das?«
»Eine kürzlich gefangen genommene Terroristin«, antwortete Entek. »Eine recht Wilde noch dazu. Ihr Name war Dakahna Vaas. Ihre Aussage führte zu Ihrem Einsatz. Nach dem Verhör hatte sie für uns nur noch einen Nutzen: als Herausforderung für Sie. Seien Sie stolz auf sich, Iliana. Sie haben sich wacker geschlagen.«
Iliana wandte sich um und ließ sich von dem Mediziner zum Ausgang begleiten. Wie ironisch, dass Entek ihr sagen wollte, wie sie sich fühlen durfte. Ausgerechnet jetzt, wo sie gar nichts mehr empfand.
Kapitel 5
2361
Die Bajoranerin auf dem Bildschirm starrte Iliana ausdruckslos, geradezu gelangweilt an. Sie hatte braune Augen und ein hageres, blasses Gesicht.
Sie sieht aus, als sei sie emotional taub
, dachte Iliana.
Oder tut sie nur so, um harmloser zu wirken?
Iliana vermutete Letzteres. Ihr Blick wanderte zu der wilden Mähne der Bajoranerin. Dieses kupferfarbene Haar war so fremdartig, dass man nicht anders konnte, als es anzustarren.
»Ihr Name ist Kira Nerys«, sagte Entek neben ihr. »Sie gehört zu Shakaars Terrorzelle, zu den bajoranischen Aufständischen.«
»Wie lautet der Auftrag? Soll ich sie töten?«
Entek lächelte dünn, und Iliana tadelte sich innerlich für ihre Ungeduld. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ihr dieser Fehler einen Schlag ins Gesicht einbracht hätte. Doch in den vergangenen zwei Jahren schien Entek nachsichtiger geworden zu sein.
»Diese Aufgabe wurde bereits besetzt«, erwiderte er. »Ihre besteht darin, die Terrorgruppe als Schläferin zu infiltrieren. Sie sollen sich für eines ihrer Mitglieder ausgeben, Iliana. Für dieses.«
Iliana runzelte die Stirn. »Wie lange?«
»Nicht länger als unbedingt nötig«, antwortete Entek. »Vielleicht ein Jahr. Zwei, maximal. Gerade lang genug, um uns Informationen zu beschaffen, mit denen wir den Aufstand schneller und mit möglichst wenig Kollateralschaden beenden können.«
»Sie sagten, die Bajoraner seien in unabhängigen, von einander größtenteils isolierten Zellen aktiv.«
Entek nickte. »Richtig. Ein frustrierend effektiver Zug, gegen den selbst unsere überlegenen Verhör- und Spionagemethoden machtlos sind.« Iliana hätte schwören können, sie hörte so etwas wie widerwilligen Respekt in der Stimme ihres Mentors. »Doch mit einer Schläferin in ihrer Mitte werden wir mehr Informationen denn je zuvor erhalten – über ihr Vorgehen, ihre Ressourcen, ihre Grenzen und ihre Komplizen … Sie, Iliana, werden in der perfekten Position sein, den Widerstandszellen eine Falle zu stellen.«
Iliana sah wieder zu dem
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