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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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neue Loch und das Sicherheitsnetz in die Tiefe. Funken flogen, als der Stab den Metallboden des Kampfraumes berührte. Jede Sekunde, das ahnte Iliana, würde Entek nun die Felder ausschalten, an die sie sich klammerte, und sie dem Stab hinterherschicken.
    Erst als sie seine Waffe zwischen ihren Schulterblättern spürte – den grauenvollen Schmerz, der mit der langen Berührung einherging, spürte und die Ohnmacht nahen fühlte – begriff sie, dass sie noch viel über ihren Mentor lernen musste.
    Iliana biss die Zähne zusammen, stieß sich mit den Füßen ab und warf sich nach vorn. Sie schaffte es aus dem Loch, kroch über den Rand und versuchte, sofort in den Sprint zu wechseln. Ohne ihre Waffe konnte sie nur noch darauf bauen, Entek die seine zu nehmen. Aber waren ihre Chancen nicht gleich null? Schon setzte er nach, schlug ihr links gegen das Knie, und beendete ihre Flucht. Hilflos fiel sie auf das Kraftfeldgitter und rollte sich keuchend auf den Rücken, um zu ihrem Mentor aufzublicken. Entek stand über ihr. Das leuchtende Ende seines Stabes pendelte vor ihren Augen auf und ab.
    Plötzlich musste sie lachen.
    Entek sah sie verwirrt an – und sein Gesichtsausdruck machte es nur noch komischer.
    »Das ist das erste Mal in all den Monaten«, sagte er, »dass ich Sie lachen sehe.«
    »Ich glaube …«, keuchte sie zwischen den Lachanfällen. »Ich glaube, ich habe allmählich Spaß hier. Ist das schlimm?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte er leise. »Sie haben ein schönes Lachen.« Er schien die Bemerkung zu bedauern, kaum dass sie ausgesprochen war. »Darf ich fragen, was so lustig war?«
    Sie gluckste. »Das … Das könnte ich Ihnen nicht einmal erklären, wenn Sie mir das Kraftfeld unter dem Rücken wegschlügen. Ich dachte … dachte nur dauernd: ‚Entscheide dich endlich!‘«
    Enteks Züge wurden weicher. Er verlagerte sein Gewicht, nahm den Stab herunter und reichte Iliana seine freie Hand. Lächelnd ergriff sie sie – doch anstatt sich von ihm aufhelfen zu lassen, zog sie in zu sich, bis er neben ihr kniete. »Iliana, was tun Sie da?«
    Sie sah weg und zuckte mit den Schultern. »Ich habe über das, was Sie sagten, nachgedacht.«
    »Was ich sagte?«
    »Dass Gefühle für uns gefährlich sein können«, erklärte sie. Sie legte sich eine Hand auf die Brust, auf ihr hämmerndes Herz, und fuhr mit den Fingern der anderen über seinen Arm. »Und darüber, wie leicht man uns durch sie ausnutzen kann.« Erst jetzt sah sie zu ihm und mühte sich, entschuldigend zu wirken. »Ich glaube, Sie hatten recht damit.«
    Sie sah in seinem Blick, dass er es zu spät begriff. Er wirkte regelrecht amüsiert, als ihre Hand seinen Waffenarm zu Boden zwang und die Stabspitze das Feld berührte, auf dem er kniete. Seine Miene änderte sich auch nicht, als er durch das neu entstandene Loch im Gitter verschwand.
    Iliana drehte sich auf den Bauch und sah ihm nach. »Ablenkung und Täuschung«, zitierte sie. »Ich glaube, das werd ich mir merken.«
Der Obsidianische Orden, Tag 303
    Datenstränge zogen durch ihr Sichtfeld – zu schnell, als dass sie sie hätte lesen können. Sie ignorierte die meisten von ihnen, suchte nach Mustern im Chaos, mittels derer sie einen Entschlüsselungscode entwickeln konnte. Hatte das modifizierte Komm-Gerät an ihrem Ärmel genug Daten gespeichert, würde der Datenstrom auf dem Monitor zu verständlicheren Informationen werden, die sie dann, je nach Missionsziel, herunterladen, bearbeiten, vernichten oder anwenden konnte.
    Bislang hatte sie vier Muster entdeckt.
    »Denken Sie schnell«
, hatte Entek gesagt, als sie diese Übung erstmals absolvierte.
»Je komplexer der Code, desto mehr Hinweise benötigen Sie.«
    Sie fand einen fünften.
    »Je mehr Hinweise Sie benötigen, desto länger wird es dauern. Doch Zeit ist keine Option.«
    Einen sechsten.
    »Sie müssen üben, mit so wenig Zeit wie möglich auszukommen. Sind Sie zu langsam oder machen einen winzigen Fehler, könnte das Leben kosten.«
    Sieben.
    Bei jenem ersten Mal hatte sie nur vier Elemente zur Entschlüsselung der Dateien benötigt. Ihre Zeit war schon vor dem dritten abgelaufen. Im Außeneinsatz, so erklärte Entek damals, wäre das das Todesurteil für einen Agenten – oder für das gesamte Team, das vielleicht darauf baute, dass sie, Iliana, das Verteidigungssystem des feindlichen Stützpunktes deaktivierte, bevor der Gegner sie bemerkte. Entek bestrafte Iliana, indem er die Möbel aus ihrem Quartier entfernen ließ. Selbst

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