Entsorgt: Thriller (German Edition)
unterdrücken.
»Tammy, was haben wir da gerade überfahren?«
Sie schüttelte den Kopf, während sie über die Motorhaube hinweg starrte; auf einen Ort starrte, den er nicht sehen konnte; einen Ort, der vermutlich nicht existierte.
Er ergriff ihre Hand und drückte sie so fest, dass er ihre Knochen quetschte. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an.
»Ich muss wissen, was uns da unter die Räder gekommen ist, Tamsin.«
»Ich … ich weiß nicht, was es war.«
Es war ohnehin längst offensichtlich.
Der Z3 begann zu schwimmen und zog nach rechts.
»Scheiße«, flüsterte Kevin.
Vermutlich weniger als eine halbe Meile entfernt und noch halb verdeckt von Bäumen und Häusern konnte er die Uni bereits sehen. Er wusste nicht, ob sie es noch bis dorthin schaffen würden. Obwohl er sich alle Mühe gab, ruhig zu bleiben, brach sich die Panik ihren Weg. Sein Gesicht begann zu kribbeln. Das Blut schoss ihm in den Kopf. Mit klappernden Zähnen immer und immer wieder ein tonloses Stöhnen von sich gebend, schaukelte Tammy neben ihm in ihrem Sitz auf und ab wie die Überlebende eines Bombenanschlags.
Herr im Himmel, lass uns bloß noch ein klein wenig länger durchhalten.
20
Die ausgehängte Haustür zog die Müllwesen an wie eine tote Ratte die Fliegen.
Ray fragte sich, woran sie sich orientierten. War es ihr Geruchssinn oder irgendeine Form der Wahrnehmung – eine Art Intuition -, über die der menschliche Organismus nicht verfügte?
Delilah und er klopften an die Tür des ersten der unteren Apartments – desjenigen, welches über einen Zugang zum »Garten« verfügen musste.
»Schnell, Ray, sie kommen. Und zwar ein ganzer Haufen von denen.«
»Hey, ist jemand da? Wenn ja, lassen Sie uns um Gottes willen rein«, brüllte Ray. Dann hämmerte er auf die Tür ein. »Komm her, D. Du musst mir helfen, sie aufzubrechen.«
Sie rammten ihre Schultern gegen die Tür, aber die war robuster, als sie aussah. Nach einer üblen Prellung drehte sich Ray, um die andere Schulter zu benutzen. Nach dem fünften Anlauf gab das Schloss nach, und sie stolperten in das Zimmer. Vor ihnen stand ein dürres Kerlchen mit starker Akne und umklammerte ein Steakmesser. Es zitterte am ganzen Körper.
»Verschwindet hier. Das ist meine Wohnung. Hier verstecke ich mich. Ihr könnt hier nicht rein.«
Der junge Kerl sah Rays Katana und wich ein Stück zurück.
»Hättest du uns geöffnet, wäre dein Versteck jetzt immer noch halbwegs sicher. Aber so wie’s aussieht, hast du das verkackt.« Ray blickte über die Schulter des schlotternden Jungen. »Die Tür dahinten ist aber nicht abgeschlossen, oder?«
»Bleibt gefälligst, wo ihr seid.«
»Den Teufel werden wir tun.«
Während er dem Jungen drohend das Schwert vor das Gesicht hielt, schob sich Delilah an ihnen vorbei, um die Hintertür zu öffnen.
»Nicht aufmachen«, flehte der Junge. »Da draußen ist es nicht sicher.«
»Sieht ganz gut aus im Moment«, sagte Delilah.
Ray folgte ihr.
»Tut mir leid wegen deiner Tür, Alter. Aber es ging nicht anders. Wenn du meinen Rat willst: Was definitiv nicht sicher ist, ist dieses Zimmer. Du solltest dir lieber einen höher gelegenen Schlupfwinkel suchen. Einen, an den sie nicht rankommen. Viel Glück.«
In dem winzigen Hinterhof war Delilah bereits auf eine rostige, ausgediente Waschmaschine gestiegen und zog sich auf die Mauer zwischen dem kleinen Apartmentkomplex und dem Nachbargrundstück. Ray reichte ihr das Schwert hinauf und kletterte hinterher. Von dort balancierten sie bis auf den rückwärtigen Teil der Hofmauer. Dahinter lag eine Gasse, die sie von den Gärten und Häusern auf der gegenüberliegenden Seite trennte. Es sah ganz so aus, als hätte bisher keine der Kreaturen den Weg in das enge Sträßchen gefunden. Wenn es aber so weit wäre, säßen Ray und Delilah dort in der Falle. Ray beschloss, auf Nummer sicher zu gehen.
»Lass uns hier oben bleiben, solange es geht. Schließlich wollen wir uns nicht in eine Position manövrieren, in der es keine Fluchtmöglichkeit nach oben mehr gibt, oder?«
Delilah schüttelte den Kopf. Sie war bereits dabei, einen Weg auf das Dach eines einige Grundstücke entfernt liegenden Hauses auszukundschaften. Von dort könnten sie ihren nächsten Schachzug planen.
Im Garten hinter ihnen tauchte der Junge aus dem Apartment auf. Er ging rückwärts, wich offensichtlich vor etwas zurück und rief ihnen dabei über die Schulter irgendwas zu.
»Hey, wo wollt ihr hin?«
»Weg von
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