Entsorgt: Thriller (German Edition)
herunter.
Hinter ihnen hatte Jimmy noch nicht einmal die Hälfte der Mauer zur Straße geschafft. Drei große Müllmonster, dank entsprechender Gliedmaßen offensichtlich des Kletterns fähig, waren ihm auf den Fersen und holten zunehmend auf. Mit der rechten Hand umklammerte der Junge immer noch den Plastikgriff seines lächerlichen Brotmessers, während er über die schmale Mauer wackelte.
»Der Typ ist echt ein Klotz am Bein.«
»Allerdings.« Er löste sich von dem deprimierenden Anblick. »Komm, weiter.«
Sie liefen den Dachfirst entlang und waren besonders vorsichtig, wenn sie um die Schornsteine herumkletterten. Als sie es über zwei Häuser geschafft hatten, hielt Ray inne, um einen Blick zurückzuwerfen. Jimmy hatte es bis zu der stufenförmig ansteigenden Mauer geschafft. Er schien bemerkt zu haben, dass ihm etwas folgte, hatte aber offensichtlich Angst, die Balance zu verlieren, wenn er sich umsah. Mit einer Hand an der Regenrinne nahm Jimmy das Messer zwischen die Zähne und versuchte sich hinaufzuziehen. Eines der Müllwesen hatte bereits das Ende des parallel zur Straße verlaufenden Abschnitts der Mauer erreicht.
»Heilige Scheiße«, fluchte Ray.
»Wir haben ihn gewarnt, dass er auf sich selbst gestellt ist.«
»Ich weiß, was wir gesagt haben, aber sieh ihn dir doch an. Er ist am Arsch. Was wäre, wenn du das da unten wärest, D? Oder ich?«
»Sind wir aber nicht.«
»Wie kannst du nur so gefühllos sein?«
Sie nahm seine Hände.
»Was ist mit uns , Ray? Was ist, wenn wir beide es wegen dieses Idioten nicht schaffen? Oder bloß einer von uns? Ich will ein Leben, eine Zukunft mit dir, Ray. Ich möchte diesen Alptraum nicht für nichts und wieder nichts überleben.«
»Das will ich doch auch, D. Bitte glaub mir das. Aber wenn wir nicht imstande sind, uns für jemanden wie ihn einzusetzen, haben wir keine Zukunft verdient. Und überhaupt, stell dir vor, wie schuldig du dich mit dem Wissen fühlen wirst, dem armen Teufel die mögliche Hilfe verweigert zu haben.« Ray schob sich an ihr vorbei. »Er kommt mit uns.«
Sie sah zu, wie er bis zum ersten Haus zurücklief. Jimmy versuchte immer noch, sich an der Dachrinne hochzuziehen. So, wie er es anstellte, würde er ziemlich sicher die ganze Rinne herunterreißen. Statt sie zu nutzen, um sich beim Sprung abzustützen, stemmte er sich mit seinem gesamten Gewicht darauf, während er versuchte, ein Bein hinaufzuschwingen. Es gelang ihm nicht. Die Müllkreaturen hatten bereits die erste der Stufen in der Mauer erreicht. Ray rutschte das Dach hinunter auf Jimmy zu.
Gebannt verfolgte Delilah das Drama.
»Scheiße«, zischte sie schließlich.
Dann eilte sie zu ihnen zurück.
Mason beobachtete die Familie, wie sie, gleich argwöhnisch die Luft eines hereinbrechenden Tages schnuppernden und verängstigten Tieren, durch die Hintertür trat. Mr. Smithfield ging voran, gefolgt von seiner Frau und dahinter Aggie. Dies hier war nicht länger die Welt, die sie kannten, und sicher nicht die Welt, in der sie leben wollten.
Aus jedem Haus in der Siedlung ertönten die Schreie von Menschen, welche sich gegen eine Armee von Alpträumen verteidigten. Immer mehr Helikopter kreisten am Himmel, augenscheinlich völlig unkoordiniert. Mason sah einen Rettungshubschrauber, der mehrmals halbherzig zur Landung ansetzte, diverse mit den Logos von Fernsehsendern gekennzeichnete Helikopter, einen Polizeihubschrauber sowie einen weiteren, der sich noch im Anflug befand und ziemlich militärisch aussah – von der Größe her möglicherweise ein Truppentransporter. Er bezweifelte, dass auch nur eines der Luftfahrzeuge – oder deren Besatzung – ernsthaft etwas gegen die Invasoren auszurichten vermochte. Er bezweifelte, dass sie sich überhaupt eine Vorstellung davon machten, mit was sie es hier zu tun hatten.
Er instruierte Mr. Smithfield, die Autoschlüssel zu holen. Wenn sie es bis in seinen Volvo schafften, wären sie in Sicherheit. Zumindest vorläufig.
»Folgen Sie mir«, sagte er zu den Smithfields. »Und bleiben Sie so nah beieinander wie möglich. Wir müssen uns beeilen.«
»Wo wollen wir hin?«, fragte Mr. Smithfield.
»Ich bin mir noch nicht sicher. Haben Sie genug Sprit?«
»Ich habe gestern erst vollgetankt.«
»Gut.«
Mason ging zum Tor und öffnete es. Die anderen zögerten.
»Bitte. Sie müssen so nah wie möglich bei mir bleiben. So nah, dass Sie mich berühren können.«
Richard und Pamela Smithfield wechselten befremdete Blicke angesichts
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