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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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ersten Stufe der Eingangstreppe des Universitätsgebäudes. Weitere zwanzig Schritte von dort, bis sie hinter den großen Türen am Ende der Treppe in Sicherheit wären.
    Er wollte ihren Namen rufen, sie anfeuern, aber ihm fehlte die Luft dafür. Als er sich nach ihr umsah, warf er ihr einen Blick zu, von dem er hoffte, dass sein Ausdruck Ansporn genug für sie wäre. Und dann rannte er über den Bürgersteig, rannte, wie er noch nie zuvor gerannt war. Seine Lungen waren wund und schmerzten, und er verspürte einen stechenden Schmerz auf der rechten Seite unter seinen Rippen. Er verfluchte jede einzelne Kippe, an der er jemals gezogen hatte, aber er rannte weiter. Trotz seiner mangelnden Kondition war er schneller als Tammy. Vielleicht genügte ein simpler Wettstreit ihr nicht mehr als Anreiz. Vielleicht hatte er mehr Angst als sie und bessere Gründe, am Leben zu hängen. Nur ein paar Stufen entfernt wartete Jenny auf ihn. Noch wenige Sekunden, und er würde sie in seinen Armen halten und hätte darüber hinaus Tammy gerettet.
    Als er um den Pfosten des Haupttors bog, lehnte er sich wie ein Rennfahrer in die Kurve. Er zapfte Kraftreserven an, von denen er gar nicht wusste, dass er sie besaß. Er warf alles in die Waagschale, was er hatte: Herz, Seele und puren, animalischen Instinkt.
    Er würde es schaffen. Er wusste es.
    Er erreichte den Fuß der Treppe und sprintete unter Mobilisierung seiner allerletzten Kräfte hinauf – immer drei Stufen auf einmal. Über ihm sah er Gesichter, die sich gegen die großen, stahlverstärkten Glastüren pressten. Sie fieberten mit, wenn auch unhörbar für ihn, warteten darauf, ihnen die Türen aufzuschließen und sie beide hereinzulassen, um sie hinter ihnen sofort wieder zu verrammeln. Dann hörte er einen Schrei und das Klatschen von Händen auf Beton – und im gleichen Augenblick ein dumpfes Knacken. Er konnte in ihrer Stimme hören, dass sie es jetzt schaffen wollte, wusste, dass ihr Überlebensinstinkt erwacht war. Als er sich nach ihr umsah, lag Tammy am Boden. Sie war über die erste Stufe gestolpert und bäuchlings auf die Treppe gestürzt, war aber bereits dabei, sich wieder aufzurappeln.
    Er erreichte die Tür, als sie den Kopf hob und er sah, dass sie sich an einer der Stufen den Mund aufgeschlagen hatte. Beim Aufprall war einer ihrer Schneidezähne bis aufs Zahnfleisch abgebrochen. Selbst jetzt, dem Tod so nah, konnte er in ihren Augen lesen, wie sehr sie ihre jähe Entstellung brüskierte. Ihre Lippen waren leuchtend rot, aber schmutzig. Sie stemmte sich auf die Beine, und nun sah er, wie sie plötzlich innehielt und zusammenzuckte, als der Schmerz in ihren Knien aufflackerte. Den Großteil der Wucht des Aufpralls hatten ihre Kniescheiben aufgefangen, als sie auf die Kante einer der unteren Stufen geschmettert waren.
    Die vielen Gesichter hinter der Tür versteinerten. Resignation und Bedauern zeichnete sich in ihren Mienen ab. Er konnte ihre Gedanken lesen: Das war’s für sie , dachten sie ausnahmslos. Nein, er konnte ihr immer noch helfen. Er wandte sich von den Türen ab – die Türen, die sich öffneten, um ihn hereinzulassen, in Sicherheit und zu Jenny – und wollte die Treppe runter, zurück zu ihr.
    Es war unmöglich.
    Die Armee der Müllzombies war da, und es waren Hunderte, nein Tausende von ihnen. Jetzt, wo sie so nah waren, konnte er sehen, wie groß sie waren. Einige von ihnen waren doppelt so groß wie ein Mensch und erreichten den Umfang fetter Kühe. Sie näherten sich auf Beinen aus Holz, Beinen aus Stahl. Sie krabbelten heran wie Tausendfüßler, auf den Klauen Hunderter Wildschweine. Sie rannten auf zwei Beinen, galoppierten auf vieren. Sie wedelten mit ihren Armen und Greifwerkzeugen wie Lottogewinner. Sie kamen, um sich das zu holen, sich das einzuverleiben, was sie über den Dreck dieser Stadt, den Dreck dieser Welt erheben würde.
    Sie hatten Tammy in ihren Krallen und Scheren, bevor sie auch nur einen einzigen weiteren Schritt tun konnte.
    Als sie in ihrer Mitte verschwand, konnte er sehen, wie jene, die ihm am nächsten waren, sie mit Augen aus Fleisch, Augen aus Glas, Augen aus Plastik inspizierten. Dann sezierten sie Tammy mit ihren Werkzeugen aus Heckenscheren, Sägeblättern und den kleinen Klingen aus Küchenmaschinen. Sie fledderten ihre Arme, Beine und Organe, weideten sie aus, während sie noch atmete. Ihre weichen, manikürten Hände wurden ihr mit einem einzigen Schnitt von den Armen getrennt, ihre Augen ausgesaugt, ihre Zunge

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