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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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hatte. Die Kreaturen drängten zu Dutzenden auf ihn ein, und er musste seine Kräfte schonen. Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie »weit« Jimmy gekommen war. Es war, als beobachte man eine Schnecke beim Überqueren des Bürgersteigs.
    »Leg einen Zahn zu, Jimmy! Du bringst uns alle in Schwierigkeiten. Reiß dich zusammen und rutsch runter.«
    Die Kreaturen, die er getötet hatte, türmten sich langsam zu einem schützenden Wall. Die anderen mussten erst die Kadaver ihrer gefallenen Artgenossen überwinden, was sie in Reichweite seines Schwerts brachte. Die Breschen trotzdem geschlossen zu halten, war wie Tetris spielen auf Level 9. Jedes Mal, wenn er dabei seinen Knöchel belastete, brandete der Schmerz durch seinen Körper.
    Endlich hörte er, wie Jimmy hinter ihm den Bürgersteig erreichte. Delilah befand sich bereits auf dem Weg nach unten.
    »Komm her«, rief Ray, »Sobald du siehst, dass einer dieser Bastarde dabei ist, den Ring zu überwinden, mach ihn fertig. Verstanden?«
    Der Junge nickte, das Steakmesser mit weiß hervortretenden Knöcheln umklammert.
    »Worauf wartest du? Da ist einer.«
    Jimmy sah hinüber zu der kleinen Kreatur, die sich anschickte, den größer werdenden Haufen toter Artgenossen zu erklimmen. Sie maunzte wie ein verhungerndes Kätzchen. Er verharrte regungslos. Das Ding – das sich statt auf Beinen auf den zuckenden und peitschenden Schwänzen von Hunden und Katzen vorwärts bewegte – hatte den Gipfel erreicht und stieg nun auf ihrer Seite des Walls hinab, wobei es bedeutend schneller vorankam als bei seinem Aufstieg.
    »Los, Jimmy, mach schon.«
    »Ich … ich habe noch nie etwas getötet.«
    »Selbst wenn du Tausende von denen massakrierst, hast du immer noch nichts getötet. Das sind keine Lebewesen wie du und ich.«
    »Ich weiß, aber …«
    Hinter ihnen kam Delilah die Regenrinne herabgerutscht wie ein Feuerwehrmann.
    »Vergiss es, Jimmy«, sagte Ray. »Wir verschwinden.«
    Ray suchte den leblosesten Bereich des Walls, nahm Anlauf und sprang darüber hinweg. Er landete auf einem Knie. Delilah war direkt hinter ihm.
    »Was ist los, Süßer?«
    »Alles okay. Ich hab mir bloß ein wenig den Knöchel verknackst.«
    Jimmy war immer noch nicht bei ihnen. Mehrere Kreaturen hatten den Müllwall durchbrochen und näherten sich ihm. Verzweifelt blickte er zu Ray und Delilah herüber. Es war offensichtlich, dass er sich den Sprung nicht zutraute. Vielleicht glaubte er auch einfach nicht, dass er es wert war, zu überleben. Was auch immer der Grund dafür war: Jener Instinkt, der Ray und Delilah antrieb, war in ihm noch nicht erwacht. Jimmy dachte, statt zu handeln. Energisch trieb Ray ihn zur Eile.
    »Spring über sie drüber, Jimmy. Scheiße noch mal, tu’s einfach, oder sie werden dich als Ersatzteillager missbrauchen.«
    Der Gedanke löste ihn aus seiner Apathie. Jimmy nahm Anlauf und setzte wie ein Hürdenläufer über den Müllwall hinweg. Als er sich umblickte, schien er kaum fassen zu können, dass er es tatsächlich geschafft hatte.
    »Gut«, sagte Ray. »Mal sehen, ob wir irgendwie in diesen Outdoor-Laden reinkommen.«
     
    Als Richard Smithfield den Wall aus Müll sah, der sich über die Straße zog, wusste er, dass ihm nur eine einzige Möglichkeit blieb.
    »Gurte zu und festhalten.«
    Seine Frau und Aggie stützten ihre Arme gegen die Vordersitze.
    Pamela schrie auf: »O Gott, Richard.«
    »Ich weiß.«
    Es war das erste Mal, dass er das Gaspedal bis auf den Boden durchtrat. Der Volvo reagierte sofort und presste ihn in den Sitz. Er stemmte sich gegen die Fliehkraft, beugte sich vor und hielt die Augen offen. Sollte die Mauer aus lebendem Müll, die sich vor ihnen erstreckte, eine Schwachstelle haben, vermochte er sie nicht zu erkennen. Allerdings verlief die Straße hinter dem Hindernis lang genug geradeaus, um den Wagen nach dem Zusammenprall abbremsen und korrigieren zu können. Falls sie durchkamen. Er sah auf den Tacho. Fast 130 Stundenkilometer. War das schnell genug?
    Sie kollidierten mit dem Müll, krachten lautstark hinein. Unter dem Wagen rumpelte und schepperte es, mehrfach knallte etwas mit Wucht gegen das Bodenblech, sie wurden in ihren Sitzen kräftig durchgeschüttelt. Der Volvo holperte über Unebenheiten, schlingerte über Substanzen, deren widerlicher Gestank ihnen den Atem raubte, aber er brach nicht aus der Spur. Mit angewinkelten Ellbogen und vorgeschobenem Unterkiefer betete Richard Smithfield, dass sie es schafften.

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