Entsorgt: Thriller (German Edition)
hielt es nicht im Geringsten auf. Ray ließ es kommen und tat weiter nichts, als ihm das Katana entgegenzustrecken. In seiner Gier stürzte sich das Ding geradewegs in die Klinge, welche widerstandslos in seinen Körper glitt, bis sie schließlich etwas offenbar Lebenswichtiges durchbohrte und sich verkantete. Ray riss das Schwert heraus, und der Kadaver rutschte über die Dachkante und fiel in den darunterliegenden Garten.
Auf dem Dachfirst starrte Jimmy auf seine Füße. Delilah hatte einen Arm um ihn gelegt. Ray warf ihr einen Blick zu, der soviel sagte wie: »Sieh mal einer an, du hast also deine Meinung geändert«, und sie antwortete mit einem kaum wahrnehmbaren Achselzucken. Als er die beiden erreichte, sagte der Junge:
»Vi… vielen Dank, Mister.«
»Seh ich so alt aus, als wäre ich ein Mister? Ich bin Ray. Das ist Delilah. Wenn du mit uns zur Uni kommen willst, solltest du von jetzt an ein wenig mitarbeiten, verstanden?«
Der Junge nickte.
»Ich werde tun, was ich kann.«
»Na hoffentlich reicht das aus.«
Ray ging voran, bis sie an das Ende der Häuserzeile gelangten. Er hatte darauf spekuliert, dass sie über die Mauer des letzten Grundstücks wieder runter zur Straße kämen, hatte aber deren Höhe völlig falsch eingeschätzt. Schon vom Dach auf die Mauer war es ein gewagter Sprung, aber der von der Mauer zum Boden war eindeutig zu gefährlich. Er warf einen Blick über die Giebelwand des Hauses und verfolgte den Verlauf der Regenrinne. Von der Dachrinne hinab führte ein schwarzes Rohr, nicht aus Kunststoff, sondern Gusseisen. Es war fest zwischen den Ziegeln verankert und machte einen stabilen Eindruck. Und selbst wenn es nicht so robust war, wie es aussah, war es immer noch der sicherste Weg nach unten. Das Problem war, dass es geradewegs runter auf die Straße führte. Ray hatte gehofft, sie könnten in den Garten herabsteigen und von dort gemeinsam losrennen, wenn sie alle unten waren. So wie es aussah, würden sie nun einer nach dem anderen unten ankommen, und zwar ungeschützt vor den Blicken sämtlicher in der Nähe lauernder Kreaturen. Er überprüfte den Bereich zwischen dem Ende des herabführenden Rohres und der Fassade des Ladens, den sie auf ihrem Weg zur Uni plündern wollten. Im Augenblick sah es verhältnismäßig ruhig aus. Wenn sie schnell genug waren, konnten sie den Müllmonstern, die sich dort aufhielten, relativ leicht ausweichen: Keines von ihnen machte einen besonders kräftigen oder agilen Eindruck. Zwischen den Läden auf der anderen Straßenseite und dem Ausläufer des Parks, der zur Uni führte, tummelten sich sogar noch deutlich weniger Kreaturen.
Er drehte sich zu Delilah und Jimmy um.
»Uns bleibt nur die Regenrinne. Ich geh zuerst und halte euch den Rücken frei. Ihr kommt einer nach dem anderen nach, sonst hält das Rohr vielleicht nicht. Jimmy, du kommst nach mir. Ich brauche da unten deine Hilfe.« Er küsste Delilah schnell und leidenschaftlich. »Wir sehen uns auf der Straße.«
Es war kein eleganter Abstieg. Zwischen den einzelnen Halterungen konnte man sich an dem Rohr nirgendwo festhalten. Alles hing davon ab zu verhindern, ins Rutschen zu geraten und hinzufallen. Nachdem er etwa zwei Drittel geschafft hatte, verlor er den Halt – noch bevor er abspringen konnten. Er kam so unglücklich auf, dass er sich den Knöchel umknickte, als er auf seinem Hintern landete. Sofort sprang er wieder auf die Beine und versuchte, seinen Fuß zu belasten. Die Verletzung war schmerzhaft genug, um ihm einen üblen Fluch zu entlocken, aber nicht so schwerwiegend, dass er nicht mehr hätte laufen können. Allein bei dem Gedanken daran, was passieren würde, wenn er nicht mehr rennen könnte, brach ihm der Schweiß aus. Kaum war er unten angekommen, hatten ihn die Kreaturen bemerkt und strebten auf ihn zu.
Oben geriet Jimmy bereits beim Versuch, die Beine über den Dachrand zu schwingen, in nackte Panik. Der Junge hatte augenscheinlich Höhenangst. Da musste er durch.
»Komm in die Gänge, Jimmy.«
Noch bevor Jimmy auch nur ein Viertel des Abstiegs geschafft hatte, bildete ein Rudel zerlumpter Müllzombies bereits einen stetig enger werdenden Halbkreis um Ray. Ray stellte sich der Bedrohung. Worauf warte ich noch ? Er ging zum Angriff über und attackierte zunächst die größte und besonders gefährlich wirkende Kreatur, wobei er sich bemühte, das Schwert mit möglichst geringem körperlichem Aufwand zu führen. Es war um einiges schwerer, als er sich vorgestellt
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