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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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seiner Rückschau sämtliche Stellen auszusparen, an denen er sich wie ein dummer kleiner Junge verhalten hatte. Da blieb nicht viel übrig.
    Vielleicht hätte er sich weniger darum sorgen sollen, dass ihn jemand für verrückt halten könnte, sich weniger Gedanken darum machen sollen, was für ein Bild sich ein siebzehnjähriges Mädchen von ihrem Helden, dem Fotografen, machte. Wenn er ihr einfach die ganze Geschichte erzählt hätte, dann wäre sie vielleicht freiwillig gegangen, und das ganz ohne den Wunsch zu verspüren, jemals wiederzukommen. Aber seine Vergangenheit als Waldmensch war ihm zu kostbar, um sie an jemanden zu vergeuden. Und am allerwenigsten an diese unreife Göre Aggie Smithfield, die ohnehin früher oder später auf der Straße landen würde.
    Wenn er jemals jemanden einweihen würde, dann die richtige Person. Jemanden, der so wie er selbst dafür geschaffen war und der sein Wissen weitergeben würde.
    Wissen, so hatte er festgestellt, brachte bestimmte Verpflichtungen mit sich. Zuallererst: Wusste man einmal, dass etwas wahr ist, war es geradezu eine Sünde, ungeachtet dieses Wissens oder gar im Widerspruch dazu zu handeln. Es war ihm also unmöglich zu verleugnen, was er gelernt hatte. Denn dieses Wissen war nun ein Teil von ihm, es floss jetzt durch seine Adern, und das war das andere Problem. Wissen diente dazu, die Welt zu bereichern, Menschen zu helfen, ihrer Existenz einen Sinn zu geben. Und es half der Welt, einen Sinn in der Menschheit zu finden. Das Verhalten der Menschen hatte einen direkten Einfluss darauf, wie die Erde sich verhielt. Mason war sich bewusst, dass er eine der wenigen verbliebenen Personen war, die dies verstanden und ihr Handeln danach ausrichteten. Seine gesamte Moral fußte auf diesem Verständnis. Sich selbst zu erlauben, eines Tages zu sterben, ohne sein Wissen weitervermittelt zu haben, wäre mit Abstand das Ignoranteste und Verantwortungsloseste, was er tun könnte.
    Es beschäftigte ihn Tag für Tag: Jeden Morgen erwachte er, geläutert von den Kräften der Erde, und fragte sich, wie er sein Wissen weitergeben könnte. Nachdem er seine erste Tasse Tee getrunken hatte, war er meistens davon überzeugt, dass diese Welt, in der er nun lebte, diese engstirnige, miefige Vorstadtwelt, die Wahrheit nicht vertragen würde. Da draußen, wo Asphalt und Beton die Füße der Leute vom Erdboden trennten, gab es nicht einen Menschen, der seinen Worten so lange zuhören würde, dass sie etwas bewirken könnten.
    Er würde wohl ganz schnell in der Klapsmühle landen.
    Davon abgesehen hatte Mason keineswegs das Gefühl, dass ihn sein Wissen mit einer wie auch immer gearteten Autorität ausgestattet hätte. Im Wald war er über eine schwere Bürde gestolpert, die er auf Geheiß des Farmers geschultert hatte. Nun vermochte er seine Last nicht mehr abzulegen, ohne sich selbst dafür zu verachten. Seine einzige Chance bestand darin, seine Last zu teilen. Doch diese Möglichkeit blieb ihm verwehrt.
    Abgesehen von der Verpflichtung, die er aus dem waldigen Tal in Wales mitgebracht hatte, hatte Mason sich nie damit rumschlagen müssen, irgendwelche Probleme zu lösen. Das war einer der Vorteile, wenn man alleine lebte und sich von anderen Menschen fernhielt. Der einzige Mensch, mit dem er sich auseinandersetzen musste, war er selbst. Da er die meiste Zeit in völligem Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten lebte, gab es wenig, worüber er sich Sorgen machen musste. Gelegentlich suchten ihn seine Erinnerungen heim. Die aus den Wäldern, hin und wieder auch jene aus seiner Zeit in der Londoner Szene. Aber das hatte er unter Kontrolle.
    Jetzt hatte er allerdings ein echtes Problem am Hals. Eines, das nicht einfach verschwinden würde, sofern er nichts dagegen unternahm. Das kam dabei raus, wenn man sich mit anderen Menschen abgab. Mit ihnen redete. Jedes weitere Wort, jede Geste seinerseits würden die Angelegenheit weiter verkomplizieren. Das fehlte gerade noch, dass dieses Mädchen bei ihm herumhing. Er würde den Teufel tun, mit ihr über den Farmer zu reden. Und erst recht würde er keine Fotos von ihr machen. Denn das wäre genau jene Art von Aktivität, die unausweichlich dazu führen würde, dass er von hier verschwinden müsste. Ob er nun wollte oder nicht.
    Er leerte seine Teetasse und erhob sich. Erneut zog es ihn zu dem Foto an der Treppe. Es war faszinierend. Wenn man es betrachtete, wollte man bloß wissen: Wer ist dieser Mann, und was sieht er da? Ganz egal, wie oft er

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