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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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sich das Foto anschaute, der Effekt war immer derselbe. Er konnte nur darüber spekulieren, was das Bild bei dem Mädchen auslöste. Intrigen waren ihre Sache nicht. Dafür war sie nicht der Typ. Sie war stur und entschlossen. Ihm war klar, dass sie wiederkommen würde. Er wusste allerdings nicht, wie er damit umgehen würde.
    Er riss sich vom Anblick des Fotos los. In Wahrheit brauchte er es gar nicht. Es wäre gar nicht nötig gewesen, es gerahmt dort an die Wand zu hängen. Er trug das Bild des Farmers in sich, fest in seinem Gedächtnis verankert. Dort würde es für immer bleiben. Die physische Fotografie selbst war unwichtig. Es war Zeit für eine Veränderung. Etwas, von dem der Farmer immer gesagt hatte, dass man es nach Möglichkeit akzeptieren, ja sogar begrüßen sollte. Er hatte Mason auch gelehrt, solch eine Veränderung herbeizuführen.
    Er riss das Bild von der Wand. Die Lücke, die es hinterließ, war wie ein Loch in seinem Panzer. Aber er ignorierte dieses Gefühl. Er entfernte den Rahmen, während er in die Küche zurückkehrte. Er nahm die Rückseite ab und legte das Foto frei, zum ersten Mal seit Jahren. Der schützende Rahmen hatte es sauber und glänzend gehalten. Von hinten war es immer noch strahlend weiß. Vorsichtig nahm er das Bild heraus und drehte es um. Plötzlich schien es überaus zerbrechlich und machtlos zu sein. Ungeschützt lag es in seinen schwieligen Händen.
    Fotos waren Lügen, ermahnte er sich selbst. Obwohl er das nur allzu gut wusste, fiel es ihm dennoch schwer, seinen Körper das tun zu lassen, von dem sein Geist wusste, dass es richtig war.
    »Ich brauche es nicht mehr«, flüsterte er.
    Er öffnete die Tür zum Garten und trat hinaus in die Kälte. Als er den Schuppen erreichte, kramte er in der Hosentasche nach dem Schlüssel für das Vorhängeschloss. Er hielt inne und zog seine Finger ohne den Schlüssel wieder heraus. Für das, was er vorhatte, würde er keine Schaufel benötigen. Manchmal war es besser, mit den bloßen Händen zu graben, damit die Erde deine Haut schmecken und deine Wünsche riechen konnte.

6
     
    »Ich kann einfach nicht fassen, in was für einem Drecksloch wir leben.«
    »Ganz so übel ist es nun auch wieder nicht.«
    »Es ist ein beschissenes Kuhkaff, und das weißt du ganz genau.«
    Schlotternd saßen Aggie Smithfield und ihre Freundin Moira auf den Schaukeln und rauchten. Die letzten anderthalb Stunden des Unterrichts bestanden aus unbeaufsichtigter Studierzeit, also waren sie früher gegangen. Wie so häufig in Kleinstädten war der Spielplatz der bevorzugte Treffpunkt der örtlichen Jugend. Und es gab keinen besseren Zeitpunkt, sich dort aufzuhalten, als während der Schule, wenn man ihn ganz für sich alleine hatte. Es war eindeutig zu kalt für ihren kurzen Rock, aber Aggie hatte einfach zu schöne Beine, um sie zu verstecken. Sie wusste, dass selbst Moira nicht anders konnte, als hinzusehen.
    »Ich weiß nicht, warum du es hier so sehr hasst«, sagte Moira. »Meine Familie lebt seit Generationen hier.«
    »Das macht dieses Loch nicht unbedingt zu einem besseren Ort.«
    »Sie werden einen Grund gehabt haben, hierzubleiben.«
    Klar, sie waren alle miteinander zu blöde, um abzuhauen. Aggie mochte Moira zu gern, um auszusprechen, was sie wirklich dachte.
    »Vielleicht hatten sie keine andere Wahl«, antwortete sie stattdessen.
    Moira blies Rauchkringel in die Luft. Der Wind riss sie auseinander und trug sie davon.
    »Nein. Ihnen gefällt es hier. Sie kennen hier jeden. Und jeder kennt sie. Sie sind hier zu Hause.«
    »Und was ist mit dir?«
    Moira zog ihre Jacke wegen des kalten Luftzugs enger um ihren Oberkörper.
    »Ich bin zufrieden hier.«
    »Denkst du nie daran, dich zu verpissen?«
    »Ich würde sie alle zu sehr vermissen.«
    Diese Unterhaltung führte nirgendwohin. Zumindest nicht in die Richtung, die Aggie sich erhofft hatte. Warum gab es eigentlich niemanden, mit dem sie reden konnte?
    »Du meldest dich aber, oder?«
    »Was?«
    »Ich weiß, dass du von hier weg willst. Versprich mir bloß, ab und zu eine SMS zu schicken, okay?«
    Aggie sah Moira an, die ihren Kopf aber zur Seite gedreht hatte. Sie wollte gerade Moiras Hand ergreifen, als sie eine Bewegung hinter sich bemerkte. Zu spät, um auszuweichen, spürte sie, wie zwei Arme sich um ihren Brustkorb schlossen. Ein Schrei gellte in ihren Ohren.
    »RAAAAH!«
    Sie sprang von der Schaukel und riss Don mit. Ihr Herz hämmerte ihr bis zum Hals. Sie hatte sich fast in die Hose

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