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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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knirschende Zähne. Die Winde kreischten und tosten, traten die Siedlungen des Parasiten in den Staub. Die Wasser erhoben sich, ertränkten den Parasiten und wuschen seine Häuser hinweg. Feuer fegten über ausgedörrte Wälder hinweg.
    Aber der Parasit überlebte all das. Der Erde schierer Zorn allein reichte nicht aus.
    Also wechselte sie ihre Gestalt.
    Und das war es, was Mason in seinen Träumen sah.
    Wo das Land flach gewesen war, wuchsen schroffe Berge empor. Risse taten sich auf. Die Winde der Welt sammelten sich, und ein mächtiger Sturm erhob sich, um sich nie mehr zu legen. Das Süßwasser verwandelte sich zu Gift. Das Meerwasser türmte sich zu unpassierbaren Mauern. Allüberall erwuchsen dem Planeten Augen, den Parasiten sterben zu sehen. Erwuchsen ihm Mäuler, diesen zu verschlingen, und Ohren, ihn erst schreien und dann verstummen zu hören. Der Planet verzehrte seinen Parasiten, denn es war die einzige Möglichkeit, ihn zu überleben.
    Jede Nacht, ob wach oder im Schlaf, sah er die Erde die Menschheit verschlingen, um sich selbst zu retten.
    Wie war es dazu gekommen?
    War er wirklich dafür verantwortlich?
    Natürlich wusste er, dass ihm vieles von dem, was die Menschheit an Übeln über die Welt gebracht hatte, nicht angelastet werden konnte. Er hatte in Harmonie mit dieser Welt, ihren Zyklen und Jahreszeiten gelebt. Er hatte sie so geliebt, wie nur ein Bauer sie lieben kann. Er hatte sie gehegt und gepflegt, sie respektiert, sich mit ihr ausgetauscht.
    Und nun das.
    Vielleicht hatte sie ihn genau deshalb auserwählt. Mason sah mit geöffneten wie geschlossenen Augen immerzu das, was er für die Zukunft hielt. Die Welt würde nicht enden, die Menschheit dagegen schon. Er war nicht das Kindermädchen einer neuen Lebensform gewesen, sondern der Handlanger, der dem Attentäter den Weg freimachte. Er hatte den Scharfrichter der Menschheit aufgepäppelt.
    Er hatte den Fäkalithen schon seit vielen Tagen nicht mehr gesehen. Wochen womöglich – er konnte es nicht sagen. Wie mochte er jetzt wohl aussehen? Um wie viel war er gewachsen? Was und wen hatte er sich alles einverleibt?
    Würde die Kreatur ihn überhaupt noch erkennen, und wenn: Welche Bedeutung hätte das noch?
    Er hatte den armen Jungen auf undenkbar grausame Art dem Tod überantwortet. Hatte dieser neuen, grausamen Welt den ersten toten Menschen beschert. Unzählige weitere würden folgen. Sein eigenes Ende konnte ihn gar nicht früh genug ereilen.
    Es war mitten in der Nacht, als er begriff, wie jämmerlich und feige es war, sich zu verkriechen und auf das Ende zu warten. Besser, er nahm sich sofort das Leben, ließ sich selbst die angemessene Strafe zuteilwerden, brachte es endlich hinter sich.
    Er schälte sich aus der zweiten Haut, zu dem die schmutzigen Decken und Laken für ihn geworden waren, und stand nackt vor dem großen Spiegel in seinem Schlafzimmer. Mondlicht flutete den Raum mit gleißend silbernem Licht.
    Er war dünn geworden. Seine Rippen traten hervor – er konnte sie zählen. Das bisschen Fett, das er auf der Hüfte hatte, war verschwunden. Seine Organe, so stellte er sich vor, waren vermutlich geschrumpft, um sich den beengteren Platzverhältnissen in diesem abgemagerten Körper anzupassen. Sein Becken ragte hervor wie ein schmales Regalbord. Am ganzen Körper zeichneten sich die Sehnen unter seiner dünnen Haut ab.
    Ein Rasiermesser würde seinem Zweck genügen.
    Ein Schnitt über seinen dürren Hals, und sein Blut würde sich schwarz schimmernd im Mondlicht sammeln.
    Er hatte kein Rasiermesser im Haus.
    Er ging in die Küche. Dort nahm er ein kleines Gemüsemesser und seinen Schleifstein aus einer Schublade. Das metallische Geräusch des Schleifens ertönte unerträglich laut in der Stille. Fünf Minuten stand er da und führte die rechte Hand über den Stein, hoch und runter, immer wieder hoch und runter. Die sandige, körnige Struktur des Steins brachte das Messer zum Schwingen, die Vibration drang bis in seine Knochen, richtete die Haare in seinem Nacken und auf seinen Unterarmen auf.
    Er testete das Messer an seinem Daumen.
    Scharf wie eine Rasierklinge. Kräftiger. Sicherer.
    Er ging in Richtung Treppe, bemerkte dann aber etwas an der Hintertür. Er stoppte und drehte sich um. Bewegte sich da etwas zwischen den quecksilbrigen Schatten? Er verharrte minutenlang und starrte ins Dunkel. Starrte, bis sein Blick zu verschwimmen begann und er sich die Tränen aus den Augen blinzeln musste. Er hatte so lange nicht mehr

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