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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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darauf, dass etwas geschah.
    In dieser Zeit blieb er in seiner Wohnung. Statt zum Imbiss zu gehen oder den Lieferservice anzurufen, aß er gebackene Bohnen und Suppe aus der Dose. Er wollte niemanden sehen und mit niemandem reden. Statt DVDs auszuleihen, sah er fern. Statt neue Spiele zu kaufen, spielte er Zombie-Apokalypse . Bei Sonnenauf- und -untergang linste er durch die Vorhänge, in der Erwartung, jeden Moment den Riesen die Straße herunterstampfen oder durch Mauern brechen zu sehen. Er beobachtete, wie Leute ihren Müll rausbrachten, und wartete darauf, dass dieser zum Leben erwachen und aus den schwarzen Plastiktonnen kriechen würde.
    Er rauchte so viel Dope, wie er in die Finger bekam, bis er praktisch dauerbreit war.
    Nichts geschah.
    Er sah Nachrichten. Es gab keine Berichte über untoten Müll oder turmhohe Müllhaldenzombies. Die Welt fuhr fort damit, sich selbst in Kriegen zu verschlingen, Menschen ermordeten weiterhin ihre Kinder und Liebsten, Verkehrsunfälle forderten ihre üblichen Opfer, der Premierminister log weiterhin kalt lächelnd.
    Nichts hatte sich verändert.
    Schließlich hob er den Telefonhörer ab und wählte die Nummer, die er in jener Nacht hätte wählen sollen, als er aus dem Wald nach Hause gerannt war. Nach nur einem Klingeln nahm sie ab. Sein Magen kribbelte vor Aufregung, ihre Stimme zu hören.
    »Hi«, sagte er. »Ich bin’s, Ray.«
    Einen Augenblick lang blieb es still.
    »Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du anrufen würdest.«
    »Entschuldige. Das beschissene … Studium. Bock, was zu trinken?«

16
     
    Mason Brand konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Es war ihm gleichgültig. Er verspürte ohnehin keinen Hunger mehr, kein anderes Verlangen als das, die Finsternis möge sich damit beeilen, ihn zu sich zu nehmen.
    Seine Haut war blass und dünn wie Pergamentpapier. Selbst sein sonnengegerbtes Gesicht und die Unterarme waren jetzt aschfahl. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt vor der Tür gewesen war. Er wusste weder Tag noch Uhrzeit. Er hatte keinen Fernseher, kein Radio, keinen Computer.
    Sein Leben war reduziert auf den Wechsel zwischen Hell und Dunkel.
    Solange es hell war, versuchte er die zäh verrinnenden Stunden mit Schlaf rumzukriegen. Die ersten paar Tage hatte das auch funktioniert, aber dann begann sein Körper, sich dagegen zu sperren. Statt zu schlafen, verkroch er sich in den zerwühlten Decken und Laken auf seinem Bett.
    Dann kam die Dunkelheit. Gleich einem Kidnapper stülpte sie dem Tag eine schwarze Kapuze über den Kopf, legte ihm eine Schlinge um den Hals und zog zu. Er fiel in einen unruhigen Schlaf, weil ihm seine körpereigene Uhr einreden wollte, dass man das nachts so macht. Aber nicht einmal ein bis zwei Stunden, nachdem es dunkel geworden war, weckte ihn sein Körper erneut, und die Stunden zogen sich noch zäher und erbarmungsloser dahin, als sie es am Tage taten.
    Nachts tickte sein Hirn irgendwie anders als tagsüber. Ein Teil seiner Persönlichkeit war noch aufgekratzter als am Tag. Die Unruhe juckte in seinen Adern, schälte das Lid von seinem geistigen Auge, das nun unfähig war, seine schuldbeladenen Wachträume und Weltuntergangsvisionen auszusperren. Träume von einer Apokalypse, die er herbeigeführt hatte.
    Unter einem karmesinrot dräuenden Himmel, beladen mit alles erstickenden Wolken, begann die Welt sich zu verändern. Auf ihrer Oberfläche hatten sich in ihrer langen Geschichte unermesslich viele Organismen getummelt. Sie hatten gegraben und gewühlt, hatten gelebt und waren verstorben, ohne der Erde zur Last zu fallen. Über zahllose Generationen hatten sie sich in ihren Gewässern getummelt und dabei in Harmonie mit der Welt und ihrem Rhythmus gelebt. Dann war eine neue Kreatur auf der Bildfläche erschienen, anfangs den vielen anderen, die ihr vorausgegangen waren, nicht unähnlich. Diese Kreatur war clever und gerissen, überlistete ihre Feinde trotz ihrer körperlichen Schwäche. Sie vermehrte sich rapide und besiedelte erfolgreich die Erde, bis auf den letzten Flecken. Sie wurde zum Parasiten, schmarotzte von ihrem Planeten, lutschte ihn aus, durchbuddelte ihn, fackelte ihn ab, schindete ihn und beutete ihn gnadenlos aus.
    Was blieb der Erde für eine Wahl, als zu reagieren? Es begann zögerlich, zunächst mit bloßen Hinweisen auf ihren Zorn, ihre Empörung. Sie begann zu trudeln, entledigte sich ihrer Schutzschicht, magerte ab. Die Gebirge rieben sich aneinander wie

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