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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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tragen, deren Ärmel bis auf die Hände oder Finger fielen. Das Peitschen war mehr Show, als dass es wirklich Schmerzen bereitete, aber gelegentlich hinterließen die Lederriemen Striemen. Manchmal dauerte es Tage, bis diese verheilt waren.
    Sie war am ganzen Körper rasiert, und auch ihr Kopfhaar hatte sie kurzgeschoren, um eine Auswahl von Perücken tragen zu können. Bevor sie von zu Hause weggegangen war, hatte sie immer Ohrclips getragen, ohne jemals das Bedürfnis zu verspüren, sich Ohrlöcher stechen zu lassen. Jetzt hatte sie Piercings an Stellen, die sie früher nie in Betracht gezogen hätte. Ihr einziger Trost war ihr Kontostand. Plötzlich besaß sie Ersparnisse. Schon bald würde sie sich eine bessere Bleibe suchen. Eine eigene Wohnung in Citynähe war ihr Ziel. Sie würde ihr Leben wieder auf die Reihe kriegen. Wieder das schöne Mädchen sein, das sie früher einmal war. Und dann würde sie sich die Sorte Arbeit suchen, von der sie immer geträumt hatte. Sie besaß jetzt genug Erfahrung, um zu wissen, wo sie sich bewerben musste und welcher Job ihren Vorstellungen entsprach.
    Noch ein wenig mehr Geld, und es würde weitergehen. Es würde aufwärtsgehen.
    Der Spiegel belog sie nie. Aufrichtiger, als sie sich selbst gegenüber war, führte er ihr vor Augen, wie weit es mit ihr gekommen war. Das Offensichtliche ließ sich nicht verleugnen. Sie war ein komplett anderer Mensch geworden. Ein gänzlich anderes Geschöpf.
    Ihr Handy klingelte, und das Geräusch ließ sie zusammenzucken. Es konnte nur eines bedeuten: noch mehr Arbeit. Sie kramte es aus ihrer Handtasche hervor und nahm den Anruf an. Niemand meldete sich.
    »Hallooo!«, rief sie.
    »Agatha?!« Die Stimme war ihr einst vertraut gewesen, aber so wie ihren eigenen Körper erkannte sie sie kaum noch wieder.
    »Mama?« Sie rang nach Worten. »Woher hast du diese Nummer?«
    Irgendetwas stimmte nicht mit der Stimme ihrer Mutter.
    »Du musst nach Hause kommen, Schatz.«
    »Bitte fang nicht damit an. Ich komme nicht zurück.«
    Ihre Mutter kämpfte gegen die Tränen.
    »Du musst. Komm nach Hause.«
    »Bitte versteh doch, Mama. Ich werde nicht …«
    »Doch, das wirst du, Agatha. Du kommst jetzt sofort wieder nach Hause. Donald …« Pamela Smithfield konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Die folgenden Worte stieß sie in einem einzigen Schluchzen hervor: »… wird vermisst.«
     
    Delilah drückte Rays Kopf gegen ihre Brüste, als sie unter der Eiche lagen.
    Sie mochte es, wenn er unrasiert war, das Kratzen und Kitzeln seiner Stoppeln auf ihrer Haut. Sie mochte den Geruch seiner ungewaschenen Haare, den säuerlichen Duft seiner Achselhöhlen. Sein ganzer Körper verströmte einen moschusartigen Sex-Duft. Sie hatte ihn schon bei ihrem ersten Besuch auf der Lichtung gerochen. Je öfter sie seitdem Sex hatten, desto stärker war der Duft geworden. Es war, als würde sein Körper, sein Hormonsystem, auf chemischer Basis auf sie reagieren. Je öfter sie einander berührten, sich einander hingaben, desto mehr von diesem Geruch produzierte er, und desto anziehender wurde er für sie. Selbst wenn sie nicht zusammen waren, konnte sie so etwas wie seine Fährte riechen. Und sie würde sie niemals mehr verlieren.
    Ray hatte sich auch anderweitig verändert. Er mochte immer noch ein weltfremder Träumer sein, aber er war erwachsener geworden. Es fiel ihm weiterhin schwer, sich in der – wie andere Leute es nannten – wirklichen Welt zurechtzufinden, aber tief in seinem Inneren war er härter geworden. Als würde er dort etwas wegschließen. Sie spürte eine tiefsitzende Angst in ihm und wusste, dass sie ihn darauf besser nicht ansprach. Noch nicht.
    Erschöpft lag er an ihrer Seite. Anfangs hatten sie die Schlafsäcke bloß mitgenommen, um die Nacht auf der Lichtung verbringen zu können. Jetzt, wo es allmählich kühler wurde, leisteten sie ihnen auch tagsüber gute Dienste.
    Ray zuckte zusammen und schreckte sie aus ihren Gedanken.
    Er setzte sich auf, und in seinen Augen sah sie, dass er sein Geheimnis aus dem Schlaf mitgebracht hatte. Schnell tauchte es wieder ab.
    »Heilige Scheiße«, flüsterte er.
    Sanft berührte sie seinen Arm.
    »Was ist los?«
    »Ein Traum, Gott sei Dank bloß ein Traum.«
    »So schlimm?«
    Ray ließ seinen Blick über die umstehenden Eichen schweifen, als würde er überprüfen, ob sie stark genug waren.
    »Glaubst du, wir sind hier sicher?«, fragte er. »Absolut. Niemand weiß von diesem Ort. Niemand sonst hat ihn je

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