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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einmal zu Vavara um und hob grüßend den Arm. Sie erwiderte die Geste, indem sie ihm lächelnd zunickte.
    »Du solltest ihnen keine Hoffnungen machen«, sagte Malinari, während er zahlte. »Sie sind jung und haben zu viel getrunken. Wenn du ihnen den kleinen Finger reichst, wollen sie gleich die ganze Hand.«
    »Ach, lass gut sein«, meinte sie unbekümmert. »Ich finde es ganz amüsant, ihnen den Kopf zu verdrehen und zu wissen, dass sie verrückt nach mir sind und ihre schmutzigen, kleinen Gedanken nur noch um mich kreisen.«
    »Oh? Du glaubst also, wir können es uns leisten, dass die Leute sich Gedanken über dich machen?«, fragte er, als sie die Taverne verließen, in die Nacht hinaustraten und zwischen den zur Straße hin offenen Tavernen auf der einen und dem Kai auf der anderen Seite die Promenade von Skala Astris entlangschlenderten. Außer ihnen war nur noch eine letzte Handvoll Touristen unterwegs, die in der Nachsaison gebucht hatten und nun ihren Unterkünften zustrebten.
    »Was, und du willst die Gebieterin – äh, ›Mutter Oberin‹ – eines Klosters sein?«
    »Aber das wissen die doch nicht.« Sie stieß ein kehliges Lachen aus. »Dies ist das erste Mal, dass ich in einer Nacht wie dieser ausgehe. Und bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen ich mich abends oder im Kloster blicken lasse, trage ich natürlich meine langweiligen Ordensgewänder, und die sind so geschnitten, dass sie den Körper vor neugierigen Blicken verbergen. Es fällt mir nicht schwer, eine Aura von Frömmigkeit – oder vielmehr Gottlosigkeit – zu verbreiten. Also zerbrich dir nicht weiter den Kopf darüber, diese geilen griechischen Grünschnäbel sehen bloß das, was ich will.«
    »Geht es uns nicht allen so?«, sagte Malinari.
    Skala Astris war wenig mehr als ein schmaler Streifen, bestehend aus einem halben Dutzend schäbiger Hotels, die sich hinter den Tavernen entlangzogen, die sich ihrerseits wiederum hinter dem Kai entlangzogen, der sich knapp vierhundert Meter weit nach Westen erstreckte, ehe er sich zum Strand hin öffnete. Jenseits des Kais ragten weiße Marmorbrocken aus dem Meer, riesige Blöcke, von denen jeder gleich mehrere Tonnen wog. Neben dem Tourismus bestand die Haupteinnahmequelle auf Krassos im Export hochwertigen Marmors. Dessen Abfallprodukt, fehlerhafte oder minderwertige Trümmer aus den Steinbrüchen, fand Verwendung als Auffüllmaterial auf dem Bau und in den Fundamenten von Piers und Molen.
    Vor langer Zeit, ehe sich der Tourismus zu seiner heutigen Form entwickelte, hatte es noch andere Branchen gegeben. Zum Beispiel waren die Deutschen recht lange hier gewesen, und zwar nicht bloß als Touristen.
    Auf einem steilen, im Dunkeln liegenden Hügel etwa achthundert Meter östlich von ihnen – nach dem auf Krassos üblichen Maßstab weit entfernt von jeder Siedlung und jedwedem anderen Gebäude – erhob sich düster ein Herrenhaus im neogotischen Stil. Die einheimischen Griechen hatten dem altmodischen Bauwerk, das so gar nicht hierher passte, den Namen Palataki gegeben – was so viel bedeutete wie »kleiner Palast«. Ein paar Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg hatte eine deutsche Firma es als Hauptsitz und Bürogebäude eines Bergwerkskonzerns errichtet.
    Neben kleineren Gold- und Silbervorkommen waren auf Krassos nämlich auch für die künftigen deutschen Kriegsanstrengungen wichtige Mineralien entdeckt worden. Und die Handwerker der Insel hatten sich – ohne genau zu wissen, was die Deutschen überhaupt wollten oder weshalb sie den Hügel und das Land ringsum gekauft hatten – mit den deutschen Plänen an die Arbeit gemacht und den Palataki erbaut. Sie brauchten das Geld. Darum stellten sie keine Fragen.
    Nachdem die Arbeiten an dem wahrhaft prunkvollen Gebäude beendet waren, fiel es nicht weiter schwer, unter den ärmeren Bewohnern der Insel Tagelöhner zu finden, die bereit waren, sich in den Stollen zu verdingen, die bald Erde und Gestein eines bewaldeten Felsspornes durchziehen sollten, der sich wie ein Vorgebirge zwischen dem Palataki und der Ägäis erstreckte. Der Aushub aus den Schächten wurde über eine Bucht im Osten des Kaps im Meer entsorgt. An einem auf alle Zeiten geschädigten Küstenstrich waren dort noch immer überall dunkelrote, feuersteinhaltige Abraumhalden zu sehen.
    Doch die Grabungen erwiesen sich als Fehlschlag; das Erz war von minderer Qualität, die Arbeiten wurden eingestellt. Als der Krieg ausbrach, verließen die Deutschen die Insel, behielten die Besitzrechte

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