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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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am Palataki und dem umliegenden Grund und Boden sowie die Schürfrechte im Vorgebirge, sonst jedoch nichts.
    Sechzig Jahre lang hatte das Gebäude leer gestanden. Mit der Zeit war es verfallen und wegen seiner düsteren, unheimlichen Ausstrahlung in den umliegenden Dörfern in Verruf geraten. Vavara kam dies sehr gelegen.
    All dies erläuterte sie Malinari, während sie die Strandpromenade entlangspazierten, auf der nun alles ruhig war. Nach und nach erloschen die Lichter in den Tavernen. »Das ist die Geschichte«, sagte Vavara schließlich und fuhr, indem sie nach Osten deutete, fort: »Und da steht er – der Palataki! Von dem Geld, das du mir aus deinem Kasino schicktest, habe ich ihn seinen deutschen Besitzern abgekauft. Und weißt du was? Als Feste wäre er großartig, wäre ich nicht bereits mit meiner Klosterfestung zufrieden. Nun ja, ein Kloster mag zwar eine ausgezeichnete Stätte abgeben, dafür ...«
    »... kann man mit dem Palataki ganz andere Dinge anfangen«, führte Malinari den Satz für sie zu Ende, während er aus nachtsichtigen Augen den gar nicht so fernen Umriss des Gebäudes musterte: vier Geschosse, die aus dem Hügel wuchsen, mit hohen Giebeln, turmartigen Kuppeln und großen Fenstern. »Ich finde es wahrhaft ansprechend und äußerst beeindruckend«, sagte er. »Aus der Nähe imponiert es wahrscheinlich noch mehr. Aber du musst doch zugeben, dass es so gar nicht zum Rest der Insel passt. Ich verstehe nicht ganz, was die Deutschen mit solch einem Bauwerk wollten – oder vielleicht doch? Weißt du etwas über die Vergangenheit dieser Welt?«
    »Nicht sehr viel«, erwiderte Vavara. »Allerdings weiß ich auch nicht, was vor unserer Zeit in unserer eigenen Welt geschah. Weshalb sollte ich mich dann mit der Geschichte dieser Welt befassen?«
    »Wer seinen Feind kennt, weiß, wie er ihn einschätzen muss«, entgegnete Malinari. »Und seine Vergangenheit zu kennen, ist Teil dieser Strategie. Ich glaube, wenn die Deutschen den Krieg gewonnen hätten, wären sie wiedergekommen und geblieben. Dann wäre der Palataki weit mehr als nur ein Bürogebäude für eine Bergwerksgesellschaft gewesen. Wahrscheinlich war er als Bollwerk des Dritten Reiches in dieser Region vorgesehen, als Hauptverwaltungssitz dieser Inseln. Wenn ich ihn mir so ansehe, diesen kargen, grandiosen Stil, kann ich mir gut vorstellen, wie der Führer war und was er wollte. Mit den Insignien seiner Macht versehen – riesigen schwarzen Hakenkreuzen auf Fahnen mit blutrotem Hintergrund, die aus diesen Fenstern hängen, wäre der Palataki einfach vollkommen! Er muss schon ein toller Kerl gewesen sein, dieser Hitler!«
    »Er hatte bestimmt seine guten Seiten«, meine Vavara mit einem Achselzucken.
    »Seine guten Seiten?« Malinari lächelte grimmig. »Wäre er ein Wamphyri gewesen ... ah, aber dann gäbe es hier keinen Platz für uns, eh?«
    Sie waren am Hafen angelangt. Die Boote lagen gut vertäut vor Anker, keines war mehr draußen, und zwischen den Liegeplätzen schwappte das dunkle Wasser träge gurgelnd gegen die Planken. Hinter ihnen befand sich niemand mehr am Kai, und in den kleinen Ansammlungen von Häusern, die sich hinter den Hotels und Tavernen aneinanderschmiegten, dem ursprünglichen Fischerdörfchen Skala Astris, waren die Lichter längst erloschen. So spät in der Saison, wo es hier nur noch wenige Touristen gab, erstarb das »Nachtleben« immer sehr plötzlich ...
    Vavara hatte ihre Limousine in der Obhut ihrer Fahrerin, einer älteren Schwester, außerhalb, etwa einen halben Kilometer vor der Siedlung, in einer schwer einsehbaren Haltebucht zurückgelassen. Da viele der Einheimischen wussten, dass der Wagen zum Kloster gehörte, schien es ihr klug, beim Ein- oder Aussteigen auch im Gewand einer Nonne gesehen zu werden – und auf gar keinen Fall in Gesellschaft von Malinari.
    Doch als sie ihre Schritte vom Meer weg auf die Küstenstraße zu lenkten, wurden sie von hellen Scheinwerfern und dem Dröhnen aufheulender Motoren aus ihren Betrachtungen gerissen.
    »Du meine Güte!«, seufzte Malinari. »Ich habe dich doch davor gewarnt, ihnen den Kopf zu verdrehen. Jetzt kriegen wir es mit diesen Halbstarken zu tun.« Es waren die drei jungen Männer aus der Taverne.
    »Sie scheinen doch gut gelaunt zu sein!«, spielte Vavara deren Spiel mit und klatschte in die Hände, als die drei sich in ihren Sätteln zurücklehnten, bis die Vorderräder ihrer Maschinen abhoben, um mitten auf dem Hafengelände ein paar Wheelies zu

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