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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gegenüber loszugehen. Beinahe mühelos packte Malinari seinen Arm und verdrehte ihn, dann drehte er den ganzen Kerl um, schnappte ihn über dem Hosenboden am Gürtel und hievte ihn über die Kaimauer ins Meer. Der Kerl hatte Glück, denn so dicht am Hafen befanden sich keine scharfkantigen Marmorblöcke im Wasser.
    Danach ging Malinari zu seinem Motorrad, hob es hoch, als wäre es ein Spielzeug, wirbelte herum und warf es in hohem Bogen ebenfalls ins Wasser.
    Die beiden anderen Biker lehnten längst nicht mehr lässig am Kai. Stocksteif standen sie mit offenen Mündern da und blickten erst einander, dann Malinari an. Sie hatten gesehen, wir schnell er war und wie mühelos er seine Kraft einsetzte; und nun sahen sie sein starres Grinsen, mit dem er sie fixierte und dazu aufforderte, ihr Glück zu versuchen und sich womöglich zu ihrem Freund zu gesellen, der draußen im Meer herumplanschte.
    Der eine sah auf sein Messer, als sähe er es zum ersten Mal. Dann klappte er die Klinge ein und steckte es in die Tasche. Ohne ein Wort zu verlieren, wichen die beiden zurück, auf eine Lücke in der Kaimauer zu, an der eine Treppe hinunter zum Wasser führte.
    »Oh, nein!«, sagte Malinari in ihrer Sprache. »Euer Freund hat sich seine Schwierigkeiten selbst eingehandelt, jetzt soll er auch zusehen, wie er wieder herauskommt. Am besten, ihr verschwindet einfach. Wenn nicht, mache ich mit euren Maschinen dasselbe wie mit seiner – und mit euch vielleicht ebenfalls.«
    Sie widersprachen nicht, und als sie sich auf ihre Motorräder schwangen, fügte Malinari hinzu: »Wir möchten euch heute Abend nicht wiedersehen. Und auch sonst nicht mehr ...«
    »Bravo!«, meinte Vavara höhnisch, nachdem sie weg waren.
    »Vielen Dank«, sagte Malinari. »So, wie ich mich zurückgehalten habe, verdiene ich jedes Lob, das du geben kannst.«
    »Ich wäre schon allein mit ihnen fertig geworden«, erwiderte sie.
    »Das ist jetzt nicht mehr nötig.«
    »Ha! Aber es waren doch bloß Kinder.«
    »Das sind sie immer noch. Und, weit wichtiger, sie sind noch am Leben und das Ganze wird keine Folgen haben ...«
    Gemessen an griechischen Maßstäben war die östlich von Skala Astris nach Limari führende Küstenstraße recht gut asphaltiert, und es gab nur wenige Schlaglöcher. Doch auf dem guten halben Kilometer zwischen der Haltebucht, in der Vavara ihre Fahrerin mit dem Wagen zurückgelassen hatte, und der vernachlässigten alten Zufahrtsstraße zum Palataki wand sie sich nur noch in Serpentinen dahin.
    Vavaras in ein schwarzes Gewand und eine schwarze Haube gekleidete Fahrerin gab sich unterwürfig. Hin und wieder überlief es sie kalt, doch kein einziges Mal sah sie sich zu ihren Passagieren um. Sie fuhr in sorgsam gemessenem Tempo, denn der Straßengraben war tief und wo die Straße aus dem Fels gehauen war, fielen die Klippen zur Rechten stellenweise steil zum Meer hin ab.
    Während der Fahrt blickte Malinari aus dem Fenster in einen solchen Abgrund hinab und fragte: »Ist das vielleicht zufällig der Ort, an dem du unsere Besucher, äh, von der Straße geschubst hast?« Es war das erste Mal, dass er aus den Klostermauern hinauskam, und alles, was er von Krassos kannte, war, was er in der Nacht seiner Ankunft und bei seinem heutigen Ausflug gesehen hatte.
    Vavara schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre zu nah an Skala Astris gewesen. Dafür wählte ich einen Ort weit entfernt von jeder Siedlung der Insel, eine Stelle auf halbem Weg zwischen dem Palataki und dem Kloster. Rings um Krassos ist die Küste zerklüftet und das Meer so tief, dass man den Gezeitenwechsel kaum wahrnimmt. Als ich den Wagen in den Abgrund stürzen sah, wusste ich, dass man die Wrackteile, selbst wenn sie abgetrieben werden sollten, frühestens in ein paar Tagen finden würde. Ah, allerdings war ich auch überzeugt davon, dass es keine Überlebenden geben würde! Dennoch ...«
    »... gab es einen«, nickte Malinari. »Überdies ist er auch noch Polizist. Hast du die Berichte in den Zeitungen gelesen? Wie es aussieht, haben wir ziemliches Glück gehabt.«
    »Ich kann nicht so gut lesen«, erwiderte sie, indem sie den Kopf in den Nacken warf. »Dafür habe ich Nonnen, die mir vorlesen. Meinst du die Sache, dass dieser Polizist, dieser Manolis Papastamos, sich an nichts erinnern kann? Ja, wahrscheinlich haben wir Glück, dass er sich den Kopf angehauen hat. Andererseits ging alles sehr schnell ... Ich kann mir nicht vorstellen, dass er überhaupt mitbekam, was geschah. Er war

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