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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Nerven, indem sie, wild entschlossen, mit jedem, ob er es nun wollte oder nicht, ein Gespräch anzufangen, zwischen den Tischen umherwankten.
    Was nun die jungen, einheimischen Burschen betraf, die Malinari erwähnt hatte: Sie waren zu dritt und saßen an einem schummrigen Tresen, an dem sie ihren billigen, unverdünnten Ouzo tranken. Vor ihnen stand eine große Flasche, die noch vor Kurzem voll gewesen war. Nun war sie zu drei Vierteln leer und das Interesse der jungen Männer an Vavara entsprechend gestiegen.
    Angestachelt von Malinaris Bemerkung wandte Vavara sich den jungen Griechen zu, lächelte sie an und strich sich mit beiden Händen ihr glänzend schwarzes Haar aus der Stirn. Mit dieser Bewegung entblößte sie nicht allein ihre hellen Arme, indem sie sie unter dem Schultertuch hob, sondern straffte zugleich auch ihre scheinbar perfekten Brüste. Unter der roten Seidenbluse, die sie trug, zeichneten sich deutlich ihre erigierten Brustwarzen ab.
    Einen Augenblick lang stand sie reglos da, wollüstig, lüstern, und sie genoss es. Sie sah aus wie eine Zigeunerin, unerträglich schön, so schön, dass selbst Malinari spürte, wie ihm der Mund trocken wurde. Im Gegensatz zu den jungen Griechen allerdings war ihm klar, dass dies nur an ihren betörerischen Fähigkeiten lag.
    Vavara war wie ein Chamäleon. Sie konnte der Wunschtraum eines jeden Mannes – und jeder Frau – sein und liebte es, ihre Kunst auszuüben. Dabei hatte sie diese noch lange nicht ausgeschöpft und zeigte nur selten zweimal dieselbe Fassade.
    Malinari kannte sie zwar fast sein ganzes Leben lang, auch wenn er mehr als die Hälfte davon zu Eis erstarrt verbracht hatte, doch noch nicht einmal er hätte sie zu beschreiben vermocht. Weder ihre richtige Augenfarbe (außer wenn sie in Wut geriet und ausnahmslos rote Augen bekam) noch ihr Kinn oder den Schwung ihrer Lippen. Er wusste lediglich, dass sie stets verführerisch war.
    Es war nämlich alles nur Lug und Trug, eine hypnotische Täuschung, hinter der sie ihre wahre Gestalt verbarg. Vavaras äußere Erscheinung mochte auf Betrug beruhen, ihren Geist hingegen kannte Malinari sehr genau. Denn hier kam sein Talent ins Spiel. Und bei Gelegenheiten wie diesen, wenn er ihr ganz nahe war, erwies ihr Geist sich als eine einzige Jauchegrube. Falls dies ihr wahres Wesen spiegelte, dann war sie nichts weiter als eine scheußliche, runzlige, alte Hexe!
    Und vielleicht war sie das ja auch, vielleicht glich sie so andere Mängel aus. Immerhin wusste Malinari, dass ihre Fähigkeiten als Gestaltwandlerin beschränkt waren. Er hatte sie noch nie fliegen sehen, es sei denn auf dem Rücken eines Flugrochens. Wenn Vavara folglich gealtert und ihr erschlaffendes Fleisch nicht mehr in der Lage war, mit den Jahren Schritt zu halten, dann war Massenhypnose wohl das perfekte Mittel, um die Spuren, die die Zeit hinterließ, zu verbergen. Und selbstverständlich waren – insbesondere die weiblichen – Wamphyri seit jeher eitel.
    Seine Gedanken kehrten zur Erde zurück, und er hielt nach dem Wirt Ausschau, um ihn zu rufen und die Rechnung zu begleichen. Eine Flasche Wein und zwei große, blutige Rindersteaks (die sie kaum angerührt hatten), mehr hatten sie nicht gehabt. Die logariasmo dürfte höchstens ein paar tausend Drachmen ausmachen.
    Mittlerweile war ein Streit im Gange. Einer der betrunkenen Deutschen war gegen einen Tisch getorkelt und hatte die Gläser darauf umgestoßen, und ein englischer Tourist beschwerte sich empört über die Retsinaflecken auf seinem weißen Jackett. Nicht nur die Stimmung war umgeschlagen, auch die Musik hatte sich geändert. Statt melodiöser Bouzouki-Klänge war die Luft erfüllt vom lärmenden Dröhnen und dem nasalen Kreischen einer anscheinend aus Kastraten bestehenden Heavy Metal-Band.
    Malinari zuckte zusammen und schob seinen Wein beiseite, als sich mit einem plötzlichen Stich heftige Kopfschmerzen ankündigten. Er spürte neugierige Gedanken auf sich oder, was eher wahrscheinlich war, auf Vavara gerichtet. Aber er ignorierte sie und zog sich ein Stück weit in sich selbst zurück, um den schmerzhaften Kontakt zu vermeiden.
    Die jungen Griechen, die so offensichtlich von Vavara angetan waren, waren ebenfalls im Begriff zu gehen. Sie schwangen sich, ihre nietenbesetzten Lederjacken im Mondlicht glänzend, in die Sättel ihrer Motorräder, starteten die Maschinen und rasten zu dritt nebeneinander die Uferstraße entlang.
    Zuvor drehte einer von ihnen sich im Hinausgehen noch

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