Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
vollführen.
    »In Ouzo-Laune vielleicht«, entgegnete Malinari. »Falls du das damit meinst, kann ich dir nur beipflichten! Aber der Große mit den langen, schwarzen Haaren – derjenige, der dir zugewinkt hat – hegt in der Tat düstere Gedanken.«
    »Kannst die sie lesen?«, wollte sie wissen, während die drei Biker schlitternd zum Stehen kamen, abstiegen und ihre Maschinen auf die Ständer wuchteten.
    »Dazu habe ich keine Lust«, erwiderte Malinari. »Von dem ganzen Lärm habe ich schon Kopfschmerzen! Aber er kommt sich ziemlich toll vor, dieser Kerl. Und das ist nicht das Einzige, woran er denkt.«
    »Hallo«, knurrte der Mann, von dem sie sprachen, indem er lässig auf die beiden zuging. Malinari bedachte er nur mit einem flüchtigen Blick, während er vor Vavara stehen blieb und sie anblickte.
    »Hallo!«, begrüßte sie ihn lächelnd. Doch dann verzog sie das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Hallo – und tschüss«, sagte sie. »Gute Nacht!«
    »Tschüss? Gute Nacht?«, erwiderte er auf Englisch, in der Sprache, die sie gebraucht hatte, neigte den Kopf ein wenig zur Seite und gab seine Version eines weltklugen Lächelns zum Besten. »Aber noch nix spät. Ich möchte … spazieren mit dir. Ich möchte … reden mit dir.«
    »Spazieren gehen und reden?«, sagte Malinari, ein Gähnen unterdrückend. »Ist das alles , was du willst? Ist das wirklich alles? Na gut, dann hör mir mal zu. Verschwinde! Geh weg, auf der Stelle, solange du noch gehen kannst.«
    »Gehen weg?« Der andere blickte ihn missmutig an, zog die buschigen Augenbrauen zusammen, bis sie sich in der Mitte trafen. » Du weggehen! Das meine Insel. Ich Krassos-Mann. Du fremd, von weit weg.«
    »In der Tat, ich bin fremd hier«, sagte Malinari. »Aber von wie weit her ich komme, wirst du nie begreifen.«
    Unterdessen waren auch die beiden anderen Männer nähergekommen. Grinsend lehnten sie am Kai. Einer von ihnen hantierte mit einem italienischen Schnappmesser und tat, als säubere er sich die Fingernägel.
    »Sie dich nix wollen«, sagte der Große. Sein Blick wurde immer finsterer; denn da er Malinaris Gleichmut – dessen gleichgültige Haltung – für ein Zeichen von Unsicherheit beziehungsweise Feigheit hielt, war er sich seiner Sache sehr sicher. »Ich dich sehen streiten, sie nix lächeln. Ich sehen, sie dich anschreien! Jetzt ich streiten!« Damit stupste er Malinari gegen die Brust und rechnete damit, dass dieser sich nun ducken und klein beigeben würde.
    Doch Malinari verzog keine Miene, lediglich ein böses, kaum kontrolliertes Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. »Junger Mann«, sagte er, »du bist nicht nur unhöflich, sondern auch dumm.« Und hatte Malinari bisher lediglich groß gewirkt, so war er es nun. Sehr groß, äußerst stark und unglaublich schnell.
    Ohne dass man eine Bewegung wahrgenommen hätte, umklammerten seine Hände auf einmal die Schläfen des jungen Griechen. Zwei, drei Sekunden lang stand dieser wie gelähmt da, während der Vampir Malinari sich wie ein Blutegel an seinem Geist festsaugte und seine Gedanken las ...
    … in der Hauptsache Gedanken über Vavara, wie sie sich nackt und vor Lust keuchend, die Beine um ihn geschlungen, irgendwo am Strand unter ihm wand. Und Gedanken an sein Zuhause in Astris, nicht Skala Astris an der Küste, sondern dessen Schwesterdorf in den Bergen. Gedanken an seine Mutter und die Straße nach Hause, über die Nacht für Nacht die Reifen seines Motorrads jagten.
    Die Arbeit in den Steinbrüchen, aus denen er die gewaltigen, schneeweißen Marmorblöcke herausschnitt. Und dann wieder Sex: ein Mädchen aus England, das er letzten Sommer verführt hatte, und im Sommer davor eine Deutsche ...
    Derart machte Malinari sich mit dem Geist des Mannes vertraut. Nun würde er ihn jederzeit wiedererkennen und könnte ihn künftig auch, vorausgesetzt er befand sich nicht zu weit weg und im psychischen Äther herrschte nicht zu viel Betrieb, jederzeit ausfindig machen.
    Der Kerl war ja ein richtiger kleiner Verführer, allerdings ein ziemlich übler. Es war keinerlei Romantik dabei, nur Lust, auf seine Weise war dieser Grieche ebenfalls ein Vampir und könnte sogar einen ganz brauchbaren Knecht oder Leutnant abgeben. Doch nein, denn sobald Frauen im Spiel waren, würde man ihm niemals ganz trauen können ...
    Malinari ließ ihn los. Einen Augenblick lang wankte der Mann, dann fing er sich wieder und versuchte mit bleischweren Armen und Fäusten, die sich anfühlten wie Gummi, auf sein

Weitere Kostenlose Bücher