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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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es einzusetzen. In Malinaris Fall hieße das nämlich, dass er mich, wenn ich ihn aufspüre, ebenfalls hat! Also spare ich mir meine Fähigkeiten auf, bis sie wirklich gebraucht werden. Was wiederum bedeutet, dass ich auch mit dem Rest unserer Leute nicht mehr in Verbindung stehe. Zwar nicht wie ein Telepath, nein, aber bisher war ich stets in der Lage, meine Sinne schweifen zu lassen und sie da draußen zu spüren. Das habe ich schon seit … nun, es kommt mir vor wie eine Ewigkeit – ein Gefühl der Sicherheit, das Gefühl, mich in guter Gesellschaft zu befinden. Mir war nicht klar, wie sehr es mir fehlen würde. Aber genau das tut es, und deshalb fühle ich mich einsam.«
    »Dann habe ich in dieser Hinsicht ja wohl Glück«, meinte Trask. »Ich vermag mein Talent nicht an- und abzuschalten, es ist einfach da. Aber es schweift ja auch nicht umher und kann nicht entdeckt werden. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Es stellt keine Verbindung zu irgendjemandem her, es sei denn, man fängt an, mich zu belügen – es verursacht keinerlei ›Störungen im psychischen Äther‹ – darum kann Malinari sich auch nicht dranhängen.«
    »Genau«, erwiderte Chung leise. »Gerade darum fühle ich mich erst recht allein. Im Augenblick sind nur wir beide vor Ort, und sollte ich mich einmal gehen lassen, fange ich an, wie ein Leuchtturm im Dunkeln zu glühen, quasi einen Reizstoff auszusenden, um Vampire anzulocken. Vielleicht ist es ja schon so weit, vielleicht strahle ich ja bereits Myriaden mentaler Pheromone aus, meine ganz persönliche Version des Gedankensmogs! Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, wenn der Rest unseres Teams auftaucht.«
    Dann waren sie auch schon an ihrem Ziel angelangt und fuhren durchs Hafenviertel von Keramoti. Gleißend helle Lichtlanzen wechselten mit düsteren, schattigen Flecken ab, als sie durch die engen Straßen zwischen den verstaubten Gebäuden rasten. Mit einem Mal schmeckte die Luft, die durch die heruntergekurbelten Fenster des Taxis geweht wurde, salzig, und als der Wagen wieder ins volle Tageslicht tauchte und auf einem in der grellen Sonne liegenden Parkplatz direkt am Seehafen hielt, lag das Mittelmeer vor ihnen, eine funkelnde, leuchtend blaue Fläche, die sich bis zum Horizont erstreckte, unterbrochen nur von den an ihren Liegeplätzen auf und ab dümpelnden Masten der Schiffe mit ihren träge herabhängenden Wimpeln.
    Selbst hier an der Küste war die Hitze unerträglich. Doch jenseits des Parkplatzes, auf der landeinwärts gelegenen Straßenseite, reihten sich die Markisen und Sonnenschirme der Läden und Tavernen aneinander und boten schattige Plätze und die unwiderstehliche Aussicht auf etwas Kaltes zu trinken.
    Als Trask und Chung aus dem Taxi stiegen, zogen sie als Erstes ihre feuchten Jacketts aus und hängten sie sich über den Arm. Jeder seinen Koffer im Schlepp – Trask trug zusätzlich noch eine dicke Aktentasche, die mehrere »Gerätschaften« enthielt, darunter ein Satellitentelefon mit eingebautem Zerhacker –, machten sie sich auf den Weg über den heißen Asphalt auf den Schatten der Tavernen mit ihren Erfrischungen zu ...
    Unterdessen »vernahmen« im zweiten Obergeschoss der örtlichen Polizeiwache von Szeged, Ungarn, in einem schäbigen, wenig einladenden Raum mit vergitterten Fenstern, einem schweren Eichentisch und einer Handvoll hölzerner Stühle Liz Merrick, Ian Goodly und Lardis Lidesci den alten Vladi Ferengi – und Vladi wiederum musterte sie seinerseits mit beinahe an Abscheu grenzender Verachtung. Wie eine runzlige alte Spinne hockte er, die blaugeäderten, rheumatischen Fäuste in einer Tour öffnend und schließend, auf seinem Stuhl, knirschte mit seinen Gold- und den wenigen noch verbliebenen übrigen Zähnen und funkelte die drei, die ihm gegenüber an dem massiven Tisch saßen, wütend an. Hauptsächlich jedoch den alten Lidesci.
    »Du«, grunzte er, an Lardis gewandt. »In den Wäldern bei Eleshnitsa kamst du zu mir, ›in Freundschaft‹, hah! – auf der Suche nach deinen Wurzeln. Dabei wolltest du in Wirklichkeit mich und die meinen bloß ausspionieren. Ich hätte dich von meinen Männern durchprügeln und dann ins Dornengestrüpp werfen, einen Fremden erst gar nicht in meinen Wagen lassen sollen. Ah, mit der alten Sprache hast du mich zum Narren gehalten. Du, und ein Szgany? Niemals . Und falls du je einer warst, nun nicht mehr. Du hast deine eigenen Leute verraten, Lardis von den Lidescis, du bist ein Verräter, mehr nicht.

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