ENTWEIHT
abstürzen. Sie zogen mich aus dem Wasser. Aber Eleni ... sie blieb verschwunden. Das Meer ist sehr tief an dieser Stelle ...«
»Und dann?«, fragte Trask.
»Danach kam ich im Krankenhaus von Krassos wieder zu mir. Es hat mich ziemlich erwischt: meine Rippen, das Schlüsselbein, der Kiefer, und dann noch die ganzen Prellungen. So langsam werde ich wahnsinnig, wisst ihr? Weil ich mich an alles erinnere, aber niemandem etwas sagen darf. Nicht davon , nichts von dem, was ich vermute! Dann haben sie mich hierherverlegt, in eine Abteilung für Leute mit Kriegsneurosen. Und das war auch ganz gut so, weil ich nur noch von Krassos weg wollte! Später, als ich wieder klar denken konnte, rief ich dich an.«
Trask nickte. »Du ahntest, womit du es zu tun hattest, und wusstest, an wen du dich als Erstes wenden musstest.«
Manolis schüttelte den Kopf. »Nein, nicht als Erstes. Zuerst rief ich mein Büro in Athen an, um so schnell wie möglich diese Männer hierherzuschaffen!«
»Heißt das, du glaubst, sie – wo auch immer sie jetzt sein mögen – sind hinter dir her?«, fragte Chung.
»Ja, ganz recht. Und so etwas … ich wollte nicht, dass so etwas hinter mir her ist!« Manolis überlief ein Schauder. »Nicht solange ich schwach und schutzlos war. Aber dieser Ort hier, dieses Krankenhaus« – er nickte anerkennend – »ist, glaube ich, sicher. Und ich habe gute Männer.«
»Wie viel wissen sie?«, wollte Trask wissen. Es war eine äußerst bedeutsame Frage.
»Nur dass ich den Unfall hatte und Hilfe brauche. Wie hätte ich es ihnen denn sagen sollen? Ich meine, hey – wenn die wüssten, was ich annehme – wie sollte ich das bloß erklären!«
»Gar nicht!« Trask schüttelte den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Ich bin mir sicher, dass du sehr gute Leute hast, aber selbst, falls sie dir glauben sollten – insbesondere wenn sie dir wirklich glaubten, was du annimmst – könnte es die ganze Sache in Gefahr bringen. Und das E-Dezernat ist schon lange genug an diesem Fall dran.«
So kurz und rasch wie möglich umriss er für Manolis, was vor sich ging und welche Rolle das E-Dezernat dabei spielte.
»Dann ruht die ganze Last also auf euch«, meinte Manolis.
»Eigentlich hatten wir gehofft, dir ein bisschen davon abgeben zu können«, sagte David Chung. »Allerdings nicht auf diese Weise.«
»He, ich bin noch am Leben!«, sagte Manolis. »Der einzige Grund, weshalb ich verbreiten ließ, ich sei so schlimm verletzt, bestand darin, diese Kreaturen abzuschütteln. Während ich hier auf euch wartete, war ich ja quasi vor Ort. Ihr wollt also ein bisschen von der Last auf meine Schultern abwälzen? Ja! Gut! Tut das! Darauf habe ich nur gewartet! Wir haben früher schon zusammengearbeitet, dann können wir es jetzt wieder tun. Glaubt ihr etwa, ich möchte diese verdammten Kreaturen hier in Griechenland haben? Oder auf den griechischen Inseln? Was? Diese dreckigen Vrykoulakas!?« Er hatte sich in Rage geredet.
»Beruhige dich, Manolis«, sagte Trask, »und denke doch mal nach. Du bist zwar noch am Leben, gewiss, aber noch lange nicht in guter Verfassung. Ich meine, sieh dich doch bloß mal an ... Du bist ganz schön angeschlagen. Und du hast doch bestimmt nicht vergessen, wie es damals auf Halki, Rhodos und Kárpathos war? Mit Janos Ferenczy und seinen Kreaturen? Du willst uns doch nicht behindern, oder?«
»Aber ich möchte tun, was ich kann«, erklärte Manolis.
»Na gut«, sagte Trask und fing an ihm zu erzählen, dass von Jethro Manchesters Schweizer Konten große Summen auf eine Bank »irgendwo« in Griechenland überwiesen worden waren. Er schloss mit den Worten: »Wenn du das für uns herausfindest, tust du uns einen großen Gefallen.«
»Und mir selber ebenfalls«, nickte Manolis. »Und Griechenland auch, der ganzen Welt! Ich glaube, das kann ich von hier aus erledigen. Wenn ihr warten möchtet?«
Trask schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen weiter. Aber wir bleiben in Verbindung, wir haben ja deine Telefonnummer und lassen dich wissen, wo wir sind. Dann kannst du jederzeit anrufen, sobald du auf irgendetwas stößt.«
»Und wenn es mir etwas besser geht? Wenn ich erst diese Bandagen los bin, dann könnte ich vielleicht ...?«
»Die wissen doch, wie du aussiehst«, schnitt Trask ihm das Wort ab, »die Kreaturen, die dir das angetan haben.« Das war lediglich ein Vorwand, denn sie wussten natürlich auch, wie Trask aussah (zumindest einer von ihnen), aber der Chef des E-Dezernats wollte nicht, dass Manolis
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